https://www.spox.com/de/sport/fussball/international/2005/Bilder/600/kirlay-1200_600x347.jpg

Gabor Kiralys Jogginghosen-Business: "Wegen des Coronavirus' verkaufe ich noch mehr Jogginghosen als davor"

by

Im vergangenen Sommer beendete der 44-jährige Ex-Bundesligakeeper Gabor Kiraly seine aktive Karriere. Auf dem Platz trug er einst stets graue Jogginghosen - heute verkauft er sie. In der aktuellen Coronakrise ist sein Produkt besonders gefragt.

Wegen der Coronakrise beginnt der sichtbare Arbeitsalltag von Millionen Menschen weltweit aktuell beim Haaransatz und endet irgendwo im Brustbereich. Je nachdem, wie die Webcam gerade eingestellt ist. Was unterhalb des Bauchnabels passiert, spielt dementsprechend keine Rolle. Und da bequem bekanntlich beliebter ist als unbequem, bedeutet das: Jogginghose! Aus einer reinen Freizeitbekleidung wurde eine Freizeit- und-Arbeitsbekleidung.

Und damit zu Gabor Kiraly. Einem Jogginghosen-Visionär, der diesen schlabberigen Beinschmuck schon bei der Arbeit in ungarischen, deutschen und englischen Fußballstadien trug, als sich andere noch in Anzugshosen oder Jeans in sogenannte Büros quälten. Durch die globale Homeofficeisierung des Arbeitsalltags auf Grund der Coronakrise fand er jedoch Millionen Nachahmer - und aus einem Visionär wurde ein Profiteur.

Denn mittlerweile trägt Kiraly keine Jogginghosen mehr, sondern verkauft sie. In seiner Heimatstadt Szombathely betreibt er einen eigenen Laden und außerdem und in diesen Zeiten viel wichtiger: einen Onlineshop im Internet. Neben anderen Produkten wie Torwarthandschuhen ist die Jogginghose dort aktuell der Verkaufsschlager. "Wegen des Coronavirus' verkaufe ich noch mehr Jogginghosen als davor", verkündet Kiraly im Telefongespräch mit SPOX und Goal durchaus stolz. Wie viele genau, will er nicht verraten.

Der Einstieg in diesen Geschäftszweig war nur eine logische Entscheidung. Kaum jemand besitzt in Sachen Jogginghose schließlich so eine Expertise wie Kiraly.

https://www.spox.com/de/sport/fussball/international/1904/Diashows/verrueckte-keeper/600/piplica-940_600x347.jpg
Tomislav Piplica hielt überragend und patzte legendär, Rene Higuita wehrte Schüsse per Skorpion-Kick ab und Gabor Kiraly spielte nur in Jogginghosen. Eine Auswahl der verrücktesten Keeper aller Zeiten.© getty
https://www.spox.com/de/sport/fussball/international/1904/Diashows/verrueckte-keeper/600/piplica-2_600x347.jpg
Tomislav Piplica: Von 1998 bis 2009 hütete der Bosnier teils überragend das Tor von Energie Cottbus, bekannt ist er vor allem für sein legendäres Eigentor gegen Gladbach. Eine Bogenlampe von Marcel Witeczek landete auf seinem Kopf - und von dort im Tor.© getty
https://www.spox.com/de/sport/fussball/international/1904/Diashows/verrueckte-keeper/600/kahn_600x347.jpg
Oliver Kahn: Mit dem FC Bayern holte er die CL und mehrere Meistertitel. Einen seiner denkwürdigsten Auftritte hatte er 1999: Bei einem Spiel in Dortmund knabberte er zunächst an Heiko Herrlich und flog dann in Kung-Fu-Manier auf Stephane Chapuisat zu.© getty
https://www.spox.com/de/sport/fussball/international/1904/Diashows/verrueckte-keeper/600/lehmann_600x347.jpg
Jens Lehmann: Kahns Rivale im DFB-Team sorgte auch für die eine oder andere Kuriosität. Mal klaute er einem Fan die Brille, mal ließ er sich als Stuttgart-Spieler per Helikopter zum Training fliegen.© getty
https://www.spox.com/de/sport/fussball/international/1904/Diashows/verrueckte-keeper/600/maier_600x347.jpg
Sepp Maier: Der langjährige Bayern-Keeper (1962 bis 1979) war bekannt dafür, für alle Späße zu haben zu sein. Am berühmtesten ist wohl seine Entenjagd bei einem Spiel gegen Bochum 1976.© getty
https://www.spox.com/de/sport/fussball/international/1904/Diashows/verrueckte-keeper/600/kiraly_600x347.jpg
Gabor Kiraly: Im Sommer 2019 beendete der legendäre Jogginghosenträger seine Karriere als Torhüter. In der ersten und zweiten Bundesliga absolvierte er insgesamt 366 Spiele für Hertha BSC und 1860 München.© getty
https://www.spox.com/de/sport/fussball/international/1904/Diashows/verrueckte-keeper/600/pfannenstiel_600x347.jpg
Lutz Pfannenstiel (l.): Geboren im bayerischen Zwiesel, zuhause in der Welt. Pfannenstiel war weltweit der erste Spieler, der in jedem der sechs Kontinentalverbände für einen professionellen Fußballklub spielte. 2009 beendete er seine Karriere in Namibia.© getty
https://www.spox.com/de/sport/fussball/international/1904/Diashows/verrueckte-keeper/600/radenkovic_600x347.jpg
Petar Radenkovic: Als Keeper von 1860 München war der Jugoslawe bekannt für seine waghalsigen Ausflüge aus dem Strafraum. Abseits des Platzes machte er sich einen Namen als Sänger - seine bekannteste Platte: "Bin i Radi, bin i König!"© getty
https://www.spox.com/de/sport/fussball/international/1904/Diashows/verrueckte-keeper/600/schumacher_600x347.jpg
Harald "Toni" Schumacher: 1982 räumte er im WM-Halbfinale gegen Frankreich Patrick Battiston um, drei Jahre später flog er aus dem DFB-Team und seinem Klub 1. FC Köln - wegen der Veröffentlichung seines skandalträchtigen Buches Anpfiff.© getty
https://www.spox.com/de/sport/fussball/international/1904/Diashows/verrueckte-keeper/600/trautmann_600x347.jpg
Bert Trautmann: Als Kriesgefangener landete der Bremer während dem 2. Weltkrieg in England - dann startete er seine Fußballkarriere. Bei Manchester City wurde er zur Legende, als er sein Team beim FA-Cup-Finale 1956 mit einem Genickbruch zum Sieg führte.© getty
https://www.spox.com/de/sport/fussball/international/1904/Diashows/verrueckte-keeper/600/wiese_600x347.jpg
Tim Wiese: Schon während seiner aktiven Karriere zeigte sich Wiese ab und an rüde, etwa als er 2008 im Trikot von Werder Bremen Ivica Olic in Kung-Fu-Manier ansprang. Nach dem Karriereende bestätigte sich die Tendenz: Wiese wurde Wrestler.© getty
https://www.spox.com/de/sport/fussball/international/1904/Diashows/verrueckte-keeper/600/grobelaar_600x347.jpg
Bruce Grobelaar: Als Teenager musste er Ende der 70er Jahre im Unabhängigkeitskrieg seines Heimatlandes Simbabwe kämpfen und Menschen töten. Dann landete der talentierte Keeper mit 22 beim FC Liverpool und gewann innerhalb von 14 Jahren 13 Titel.© getty
https://www.spox.com/de/sport/fussball/international/1904/Diashows/verrueckte-keeper/600/einfuehrung_600x347.jpg
Rene Higuita: Der kolumbianische Paradiesvogel trug verrückte Frisuren, wurde des Kokain-Konsums überführt, spielte in mehreren TV-Realityshows mit, parierte Schüsse per Skorpion-Kick - und galt lange als torgfährlichster Keeper der Welt.© getty
https://www.spox.com/de/sport/fussball/international/1904/Diashows/verrueckte-keeper/600/chilavert_600x347.jpg
Jose Luis Chilavert: Übertroffen wurde Higuita als Torschütze vom Paraguayer Chilavert. Im Laufe seiner Karriere (1982 bis 2005) erzielte er über 60 Treffer für seine Klubs und die Nationalmannschaft - vornehmlich durch Elfmeter und Freistöße.© getty
https://www.spox.com/de/sport/fussball/international/1904/Diashows/verrueckte-keeper/600/barthez_600x347.jpg
Fabien Barthez: Frankreich brachte es Glück, wenn Laurent Blanc vor Spielen Barthez' Glatze küsste - so gewannen die beiden mit Frankreich die Heim-WM 1998. Abseits des Platzes galt er als Clown. Zwischenzeitlich wurde er wegen Haschisch-Konsums gesperrt.© getty
https://www.spox.com/de/sport/fussball/international/1904/Diashows/verrueckte-keeper/600/campos_600x347.jpg
Jorge Campos: Einer der bekanntesten mexikanischen Fußballer der 90er Jahre - und zwar, weil er nicht nur als Keeper auflief, sondern gelegentlich auch als Stürmer. Zweiteres passte auch besser zu seiner Körpergröße von nur knapp 1,68 Meter.© getty
https://www.spox.com/de/sport/fussball/international/1904/Diashows/verrueckte-keeper/600/recber_600x347.jpg
Rüstü Recber: Auch der langjährige türkische Nationalkeeper zählt zum Klub der Kung-Fu-Treter. 2003 räumte er bei einem Länderspiel gegen England Kieron Dyer um.© getty
Piplica, Higuita, Kiraly & Co.: Die verrücktesten Keeper aller Zeiten

Kiraly war meist unumstrittener als die Jogginghose

Und das kam so: Als der junge Kiraly Mitte der 1990er Jahre noch für seinen Heimatklub Szombathelyi Haladas spielte, vergaß der klubeigene Zeugwart vor irgendeinem Spiel dessen normale Torwarthose. In der Not bekam Kiraly stattdessen eben eine gerade verfügbare graue Jogginghose. "Wir haben gewonnen und dann eine Siegesserie gestartet. Deswegen habe ich sie einfach immer weiter getragen", erinnert er sich. "Von meinen 26 Jahren als Torwart habe ich 23 in Jogginghose gespielt."

1997 machte er den Stil international. Kiraly wechselte erstmals ins Ausland zu Hertha BSC, später spielte er bei verschiedenen Klubs in England sowie bei Bayer 04 Leverkusen und 1860 München, ehe er 2015 nach Szombathelyi zurückkehrte und dort 2019 seine aktive Karriere beendete. Während Kiraly als Fußballtorwart bei seinen Klubs meist schnell zum unumstrittenen Stammkeeper avancierte, musste die Jogginghose in der Modewelt lange um Anerkennung kämpfen.

Das erste Modell soll der Gründer des französischen Sportartikelherstellers Le Coq Sportif, Emile Camuset, bereits in den 1920er Jahren produziert haben, hinterfragt wurde sie fortan jedoch permanent. Modepapst Karl Lagerfeld etwa verkündete 2012: "Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren."

Kiraly ließ sich davon selbstverständlich nicht beirren. Ganz im Gegenteil: Vier Jahre nach diesem vernichtenden Urteil qualifizierte er sich mit der ungarischen Nationalmannschaft vollkommen kontrolliert für die Europameisterschaft 2016 - und trug seine Jogginghose daraufhin ausgerechnet in Lagerfelds Wahlheimt Frankreich stolz über die lokalen Grünflächen und sogar bis ins Achtelfinale.

https://www.spox.com/de/sport/fussball/international/2005/Bilder/600/hose_600x347.jpg
© kiralyshop.hu

Kiraly verzichtet im privaten Rahmen auf Jogginghosen

Anschließend stieg er mit seinem eigenen Modell in den Markt ein. "Damals bin ich gerade 40 Jahre alt geworden und habe mir gedacht: 'Das ist ein gutes Alter, um eine eigene Jogginghose zu produzieren'", sagt Kiraly. "Das Logo auf der Jogginghose zeigt meinen Jubel, als ich mich mit Ungarn für die EM qualifiziert habe. Stoff und Schnitt habe ich selbst ausgewählt."

Verfügbar ist die sogenannte K1RALY MACKO - was übersetzt so viel wie "Kiraly Teddybär" bedeutet - im traditionellen grau sowie im kecken schwarz. Sie verfügt beidseitig über Taschen, mit einem Band kann der Bund verengt und geweitet werden. Maschinenwaschbar bei 30 bis 40 Grad, nicht trocknergeeignet. Der Kaufpreis beträgt 9.000 Forint im Onlineshop zuzüglich 1.500 Forint Versandkosten, zusammengerechnet also etwa 30 Euro. Auf Wunsch verziert sie Kiraly sogar mit einer persönlichen Widmung.

Während die Jogginghose wegen der Coronakrise von der reinen Freizeit- zur Freizeit- und-Arbeitsbekleidung von Millionen Menschen wurde, legt Kiraly aber weiterhin größten Wert auf eine strickte Trennung. "Abgesehen von Trainingseinheiten oder Spielen habe ich noch nie eine Jogginghose getragen. Das reicht mir bei der Arbeit", sagt er. "Zuhause trage ich nur kurze Hosen."