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"Ich will schön boxen, das ist das Relevante für mich", sagt Abass Baraou.© imago images/Thomas Frey

Keine große Klappe, aber große Ziele: Der Ex-Seelzer Abass Baraou will alle WM-Gürtel

"Dass er es nach ganz oben schaffen kann, war früh zu erkennen." Arthur Mattheis, Trainer des BSK Hannover-Seelze spricht in höchsten Tönen von Abbas Baraou. Sein ehemaliger Schützling trainiert künftig in England, hat ambitionierte Ziele. Der Halbmittelgewichtler will die WM-Gürtel aller vier Verbände holen.

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Kein Gegner hat Abass Baraou bisher wirklich zu stellen vermocht. Zu schnell, zu beweglich, zu geschmeidig ist der Oberhausener. Der 25-Jährige aus dem Sauerland-Boxstall hat bisher alle neun Profikämpfe klar gewonnen, sechs davon vorzeitig.

Baraou will die WM-Gürtel aller vier Verbände

Den ehemaligen Publikumsliebling des BSK Hannover-Seelze scheint nichts aufhalten zu können auf dem Weg zum ersten Weltmeistertitel. Die Experten bescheinigen ihm glänzende Aussichten. Auch dass Corona plötzlich aus der Ecke gekommen und den Boxern ihr sportliches Handwerk legte, dürfte den Halbmittelgewichtler nur vorübergehend aufhalten. „Ich will die WM-Gürtel aller vier Verbände in den Händen halten, das ist mein Ziel“, sagt Baraou. Und lächelt bescheiden.

Höflich, bescheiden, immer freundlich. Das sagen nicht nur Wegbegleiter vom Amateur-Europameister von 2017 im Weltergewicht. Selbst Gegner des Mannes togolesischer Herkunft sprechen respektvoll von Baraou. Große Ziele hat er, eine große Klappe nicht.

„Dass er es ganz nach oben schaffen kann, war früh zu erkennen“, sagt Arthur Mattheis, Chefcoach und Vorsitzender des BSK. „Sein Wille zum Sieg ist phänomenal. Er hat mit 18 Jahren für uns in der 1. Liga alles gewonnen.“ Mohammed Guettari, ein Freund von Mattheis, entdeckte Baraou – der hatte erst gar keine Lust aufs Boxen.

Einen Kampfnamen hat der 1,76 Meter große und ungemein elegante Boxer nicht. „Vielleicht kommt das noch“, sagt er und es klingt nicht so, als ob es ihm besonders wichtig wäre. Bei der Einlaufmusik experimentiert Baraou herum, er hört gern Rap. Angesichts der anstehenden Veränderungen nehmen sich derlei Dinge aber ohnehin nebensächlich aus.

Baraou wird künftig bei Adam Booth in London trainieren, der zehn Jahre lang Ex-Schwergewichtsweltmeister David Haye betreute. „Das ist spannend, wir haben dieselbe Philosophie“, sagt Baraou. „Und das Boxen hat in England einen höheren Stellenwert als in Deutschland.“

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Der deutsche Boxer Abass Baraou posiert nach einem Kampf.© Christophe Gateau/archiv

Zuletzt wollte Baraou Anfang April gegen Nick Klappert seinen WBC-International-Gürtel verteidigen. Womöglich das letzte Duell vor einem WM-Duell, dann folgte der Corona-K.-o. „Schade, es lief wirklich sehr gut“, sagt Baraou. „Mir fehlt der Ring, man muss das am Laufen halten.“ Laufen ist das Stichwort, so hält sich der frühere Bundeswehr-Sportsoldat aktuell fit. Nur ab und zu darf er in einem Gym üben.

"Ich liebe den Kampf, es geht nicht nur um das Ergebnis"

Boxen ist für den Freund schneller Autos und Motorräder nicht zuletzt ein Spiel. „Und je besser das Spiel, desto schöner der Sieg“, sagt Baraou. „Ich liebe den Kampf, es geht nicht nur um das Ergebnis. Ich will schön boxen, das ist das Relevante für mich.“ Bei seinem Sieg in Hannover um die deutsche Profimeisterschaft im Juni 2018 lobte Trainerlegende Uli Wegener, der im vergangenen Herbst bei Sauerland gehen musste: „Boxerisch kann man Abass nicht mehr viel beibringen. Aber cleverer muss er noch werden, und er braucht mehr Kämpfe.“

Bilder vom Kampftag der Box-Bundesliga zwischen dem BSK Hannover-Seelze und dem BC Straubing

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BSK-Boxer Denis Gashi (rechts) legt stark los.©

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Damit wird es vorerst nichts. In einem Nichttitelkampf schlug Baraou im Fe­bru ar „El Gato“ (die Katze) Abraham Juarez durch K. o. Dabei geriet er gar einmal in die Defensive, befreite sich aber durch einen Schlaghagel. Wenn es darauf ankommt, vermag Baraou das Tempo stets anzuziehen.

Das Ende der Corona-Krise kann zwar selbst Baraou nicht schneller herbeiführen. Er hofft aber auf zumindest noch einen Kampf in diesem Jahr. Bis dahin will er sich nicht nur fit halten. „Es gibt viel, was ich verbessern kann. Und ich weiß, ich kann noch schneller boxen.“ Wenngleich sich das kaum vorstellen kann, wer Abass Baraou einmal im Ring erlebt hat.