Verkehr
Pop-up Bike Lanes in Frankfurt: Mehr Platz für Radler und Passanten
by Clemens DörrenbergAuch Frankfurt beteiligt sich am bundesweiten Aktionstag „Pop-up Bike Lanes“.
Auf drei Fahrspuren führt der Autoverkehr normalerweise von der Theodor-Heuss-Allee über die Friedrich-Ebert-Anlage Richtung Hauptbahnhof. Am Samstag müssen die Autofahrer, die sich auch an diesem Nachmittag zahlreich in die Innenstadt schieben, für zwei Stunden auf eine der Spuren verzichten.
Für ein Bündnis aus Greenpeace, Allgemeinem Deutschen Fahrradclub (ADFC) und weiteren Initiativen wurde der rechte Fahrstreifen mit kleinen, orange leuchtenden Pylonen und Flatterband gesperrt. Unter dem Titel „Pop-up Bike Lanes“, als Teil eines bundesweiten Aktionstags, machen sich an diesem Nachmittag auch in Frankfurt rund 50 bis 60 Radlerinnen und Radler auf dem improvisierten sowie kurzfristig eingerichteten Radweg am Messeturm und der Hammering-Man-Skulptur vorbei auf, um für mehr Platz im Straßenverkehr zu demonstrieren.
Durch den Park der Friedrich-Ebert-Anlage strampeln sie nach wenigen Hundert Metern zurück und begeben sich auf eine neue Runde neben den qualmenden Kraftfahrzeugen.
Zu Beginn der Aktion hätten Autofahrer die rechte Spur trotz Pylonen einfach weiter mitgenutzt, berichtet Teilnehmer Lukas Scherhag, der mit seiner Mutter per Rad und Bahn aus Wiesbaden angereist ist. Erst nach Eingreifen der Polizei sei die Fahrbahn für die Radfahrer frei gewesen, so der 21-Jährige. „Für mich ist das Fahrrad einfach das normalste Verkehrsmittel“, sagt Krista Scherhag, „ich habe gar kein Auto.“ Deshalb mache sie bei dieser „guten Sache“ mit.
Radweg zu schmal zum Überholen
Zwar gibt es entlang der Messe schon einen baulich getrennten Radweg. Der sei jedoch zu schmal zum Überholen, findet Claudia Fischer vom ADFC. „Zwei Spuren für Autos sind mehr als genug“, sagt sie. In vielen Teilen der City hätten Autofahrer insgesamt gar acht Fahrstreifen in beide Richtungen zur Verfügung. „Durch Corona sind viele auf das Rad umgestiegen“, sagt Fischer, während eine nicht mal halbgefüllte Straßenbahn im Hintergrund vorbeifährt. „Dieser Umstieg muss erhalten bleiben“, ergänzt Otto Gebhardt von Greenpeace.
Für Tatjana Koch aus Schwanheim ist das Fahrrad täglicher Begleiter auf dem Weg zur Arbeit in die Innenstadt. „Schön, dass immer mehr Leute Fahrrad fahren“, sagt die 49-Jährige. „Aber es wird eng.“ Gemeinsam mit Autofahrern müsse ein schlüssiges Verkehrskonzept erarbeitet werden.
„Denn ich habe ein bisschen Angst zu verunfallen“, sagt Koch und berichtet von einer Kollegin, die von einem „Viertonner“-Lastwagen erfasst worden sei, als der rechts habe abbiegen wollen.
Neben Radfahrern bräuchten auch Fußgänger mehr Platz in der Stadt, fordert Matthias Biemann vom VCD und verweist auf „Vorzugstrassen“ für Radler und Passanten an Ampeln, etwa bei der Leipziger Straße in Bockenheim. Felix, ein junger Bockenheimer, der wie die meisten Teilnehmer mit Mundschutz und Fahrradhelm auf dem Rad unterwegs ist, bleibt nach rund einer Stunde vor dem Messeturm stehen und klingelt einmal.
Zwanzig Runden habe er geschafft, berichtet er. „Ich will, dass es gute Radwege gibt, damit Fahrradfahren sicherer wird“, sagt der Achtjährige. Dann fügt er hinzu: „Für ein besseres Klima nützt das ja auch was“.
Anders als etwa in Berlin oder anderen europäischen Städten bleibt der neu geschaffene Radstreifen an der Messe nicht länger als zwei Stunden bestehen. Das hätte die Stadtverwaltung wohl nicht mitgemacht, schätzt Organisatorin Fischer, weil diese derzeit bereits die Forderungen des Radentscheids umsetze.
Eine ähnliche Aktion mit einer „Pop-up Bike Lane“ plant der ADFC allerdings als Nächstes am Alleenring.