Iranisches Benzin für Venezuela
Maduro dankt Teheran
by Mit Informationen von Anne-Katrin MellmannWegen Misswirtschaft, US-Sanktionen und Corona herrscht im ölreichen Venezuela Benzinknappheit. Hilfe kam nun - amerikanischen Warnungen zum Trotz - aus dem Iran. Präsident Maduro dankte dem Regime in Teheran.
Auch wenn Venezuela über die größten Ölreserven der Welt verfügt, ist das Land wegen seiner veralteten Raffinerieanlagen auf Treibstofflieferungen aus dem Ausland angewiesen. Nun hat der erste von fünf Tankern aus dem Iran das Land erreicht.
An Bord der "Fortune" befinden sich Benzin und Chemikalien für die Benzinherstellung, die wegen der US-Sanktionen nicht mehr in das südamerikanische Land gelangen. Begleitet wurde der Tanker von Schiffen, Flugzeugen und Helikoptern.
20-jährige Freundschaft
"Das Ende des Ramadan bringt uns die Ankunft der 'Fortune' - ein Zeichen der Solidarität des islamischen iranischen Volkes mit Venezuela", schrieb Maduro in einem Tweet, in dem er zudem von der "Bruderschaft der freien Völker" sprach. Venezuela und Iran kooperieren seit 20 Jahren. Die Freundschaft geht zurück auf den verstorbenen Präsidenten Hugo Chávez, Begründer des Sozialismus des 21. Jahrhunderts in Venezuela.
Die Lieferungen drohen jedoch die Spannungen mit den USA zu verschärfen, die sowohl Venezuela als auch den Iran mit harten Wirtschaftssanktionen belegt haben. Die US-Regierung, die Maduro zum Rücktritt drängen will, hatte den Iran vor Lieferungen gewarnt, ließ den Tanker aber passieren. Schon seit Wochen kreuzen US-Kriegsschiffe vor der venezolanischen Karibik-Küste - offiziell sollen sie den Drogenschmuggel unterbinden.
Die Regierungen in Venezuela und Iran werten dies jedoch als Bedrohung. Der iranische Präsident Hassan Rouhani hatte die USA am Samstag davor gewarnt, Schiffe seines Landes mit Ziel Venezuela aufzuhalten. "Falls die Amerikaner unseren Öltankern im Karibischen Meer Probleme bereiten sollten, dann werden auch wir ihnen Probleme bereiten", sagte Rouhani in einem Telefonat mit Katars Emir Tamim bin Hamad al-Thani.
Lieferung reicht wohl für höchstens drei Wochen
Im ölreichen Venezuela ist Benzin knapp: Die Wartezeit vor den Tankstellen, die noch beliefert werden, beträgt mehrere Tage. Die Ernte vergammelt wegen fehlender Transportmöglichkeiten auf den Feldern. Schuld am Treibstoffmangel sind jahrelange Misswirtschaft beim staatlichen Ölkonzern und die US-Sanktionen. Die Corona-Krise verschärfte die Knappheit zusätzlich.
Auf dem Schwarzmarkt kostet ein Liter mehr als drei Dollar (2,75 Euro), womit eine Tankfüllung ein kleines Vermögen darstellt, denn der Mindestlohn beträgt weniger als fünf Dollar pro Monat. Analysten schätzen, dass die gesamte Benzinlieferung aus dem Iran den venezolanischen Bedarf für zwei bis drei Wochen decken wird.
Anne-Katrin Mellmann, ARD Mexiko City
25.05.2020 09:54 Uhr