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Ines Pahl übergibt den neuen Defibrillator an Ortsbürgermeister Axel Pich. Das Gerät findet einen Platz am Bauhof in der Nähe von Feuerwehr und Sportplatz. Dort ist er für alle zugänglich. Zum Defi gehört eine Tasche mit Zubehör wie eine Schere zum Aufschneiden der Kleidung und eine Rettungsdecke.Foto: K. Beier
Videoüberwacht, geschützt und zugänglich

Neuer Defibrilator hängt am Bauhof

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   •  Der neue Defibrillator hängt nun an Ort und Stelle, für jeden zugänglich.
   •  Warum das Gerät für die Winninger einen besonderen Wert hat.

Winningen - Es ist ein kleines, fast unscheinbares Gerät. Doch der mit Hilfe von Spenden angeschaffte Defibrillator kann Leben retten. Seit Sonnabend hängt er gut videoüberwacht, gut geschützt und trotzdem für jedermann zugänglich an der Fassade des Bauhofs in Winningen - gleich gegenüber vom Sportplatz.

An dieser Stelle hatte sich im Mai vor einem Jahr große Freude über die Meisterschaft des örtlichen Sportvereins in blankes Entsetzen, aber auch in großen Zusammenhalt gewandelt.

Der Abteilungsleiter Fußball beim SSV Eintracht Winningen erlitt ein plötzliches Herzversagen, fiel mitten im Gespräch einfach um. Der immer aktive Mann ist dem Tod buchstäblich von der Schippe gesprungen, wochenlang lag Fredi Gaczensky im Koma. Unterstützt von seiner Familie, musste er alles neu lernen und ist bis heute nicht vollständig gesund.

Im entscheidenden Moment das Richtige getan

Doch dass er am Sonnabend auf eigenen Beinen mit Frau, Kindern und Enkelkind zur offiziellen Übergabe kommen kann, ist der schnellen Hilfe von Menschen zu danken. Von Menschen, die zum Glück im entscheidenden Moment vor Ort waren und das Richtige getan haben. Das Beispiel des Winningers, den alle nur „Fredi“ nennen, hat die Anschaffung des kleinen Gerätes im wahrsten Sinne des Wortes zu einer Herzensangelegenheit im Dorf werden lassen.

Von Anfang an stark gemacht für die Idee haben sich die Sportfrauen unter der Leitung von Ines Pahl. Den Damen in ihren leuchtend blauen T-Shirts ist die Freude darüber anzusehen, dass das gemeinsame Ziel nun erreicht ist. Liebevoll haben sie die kleine Veranstaltung vorbereitet, weiße und rote Herzen besorgt und mit Gas gefüllt, so dass jeder gleich erkennt: Hier sind herzliche Menschen am Werk, die zusammenhalten und anderen helfen wollen, wenn diese Hilfe brauchen.

Grundstein für die Spendenaktion zum Weihnachtsmarkt gelegt

„An dem Tag im Mai haben wir gemerkt, wie viel es wert ist, gemeinsam schnell handeln zu können“, sagt sie zur Begrüßung und erinnert an Einwohner in Winningen, die erst kürzlich einem plötzlichen Herztod erlegen sind. Deutschlandweit sind es mehr als 100.000 Menschen, die dieses Schicksal jedes Jahr ereilt.

Der Grundstein für die Spendenaktion ist mit dem Weihnachtsmarkt gelegt worden, dessen Erlös in den knapp 2.900 Euro teuren Defibrillator geflossen ist. Allein an diesem Tag waren es 20 Spender, die ihr Scherflein beitragen wollten. Weitere kamen später hinzu. Ines Pahl dankt nicht nur den Spendern und Sponsoren, sondern auch dem Ortsbürgermeister Axel Pich, der unermüdlich die Werbetrommel für die Aktion gerührt hat und dank seiner Kontakte manche Tür öffnen konnte.

Hoffen, dass ein Einsatz nicht notwendig wird

Alle gemeinsam hoffen nun, dass das Gerät nie eingesetzt werden muss. Aber im Notfall ist es da, „und man kann wirklich nichts falsch machen“, betont Axel Pich und zeigt auf eine grüne Taste. Wer die gedrückt hat, bekommt alle weiteren Anweisungen angesagt bzw. auf dem Display angezeigt. Der Schock wird nur ausgelöst, wenn das Gerät die Notwendigkeit erkennt. Niemand müsse also Sorge haben, einem anderen Schaden zuzufügen.

Trotzdem kündigt der Ortsbürgermeister für alle, die das möchten, ein Notfalltraining an. Das soll noch in diesem Jahr stattfinden, könne in keinem Fall schaden und soll auch die letzten Ängste vor dem Defi und seiner Handhabung nehmen. „Nichts ist schlimmer, als nichts zu tun“, sagt er und bedankt sich bei der Stadt Aschersleben, die die Kosten für die Installation des Gerätes übernommen hat. (mz)