"Geisterspiele für uns keine Option": Recken wollen nicht ohne ihre Fans spielen
Bob Hanning, Geschäftsführer der Füchse Berlin, hat geäußert, dass er sich Handballspiele vor leeren Rängen vorstellen könne. Für Eike Korsen sind sogenannte Geisterspiele allerdings keine Option. Um in dieser Zeit mit den Fans in Kontakt zu bleiben, setzt der Geschäftsführer der Recken auf die eigene Erlebniswelt.
by Carsten SchmidtEike Korsen bleibt standfest. „Geisterspiele sind für uns keine Option“, sagt der Geschäftsführer des Handball-Bundesligisten TSV Hannover-Burgdorf. Damit reagierte er deutlich auf jüngste Anregungen von Bob Hanning. Der Vizepräsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB) und Geschäftsführer des Recken-Bundesliga-Konkurrenten Füchse Berlin hatte angedeutet, dass er sich Auftritte der Handballer ohne Publikum sehr wohl vorstellen könne. „Ich bin auf jeden Fall dafür, das zu tun. Aber nur für einen überschaubaren Zeitraum“, sagt er.
Den Grund ergänzte der Berliner: „Wir müssen auch wieder in die Öffentlichkeit“, sagt er und nannte in diesem Zusammenhang die Basketballer, die ihre Saison nicht abgebrochen haben wie die Handball-Bundesliga, sondern in Turnierform mit zehn von 17 Erstligisten Anfang Juni beenden. „Wer mutig ist, gewinnt“, resümiert Hanning. Basketball als deutsche Randsportart bleibt im Gespräch: bei den Fans, bei den Sponsoren, bei den TV-Sendern.
Korsen wies indessen darauf hin, dass nicht nur die Recken, sondern auch die übrigen Handball-Bundesligisten in hohem Maße von Ticketing-Einnahmen abhängig sind – diese machen zwischen einem Drittel und einem Viertel des jeweiligen Gesamtbudgets aus. Er würde selbst den „überschaubaren Zeitraum“ deutlich eingrenzen. „Ich könnte mir Geisterspiele nur zum Anschieben einer Saison vorstellen, wenn es darum geht, ein oder zwei Runden zu überbrücken“, sagt der Recken-Geschäftsführer.
Hanning hatte sich schon vor der Entscheidung des Dachverbandes HBL und der 18 Bundesligisten, die Saison abzubrechen, als Querdenker geriert und eine Beendigung in einer Art Turnierform angeregt. Damit war er aber nicht durchgekommen. Zudem haben die Füchse Berlin die Möglichkeit, unter einen Rettungsschirm des Berliner Senats für in Not geratene Vereine zu schlüpfen. Dieser umfasst immerhin 8,2 Millionen Euro. Erhielten Hannings Füchse einen Teil der Summe, könnten sie auch Geisterspiele leichter verkraften.
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Korsen und die Recken setzen derweil auf neue Ideen, um „in der Öffentlichkeit und im Kontakt mit den Fans“ zu bleiben. Sie bieten mit der Recken-Erlebniswelt eine Plattform, auf der Fans, Sponsoren und Weggefährten Treffen und Aktionen mit Spielern, Trainern und weiteren Verantwortlichen ersteigern sowie auch Trikots und virtuelle Tickets erwerben können. Zu Beginn gestaltete Co-Trainer Iker Romero einen Tapas-Abend mit Wein vom Familiengut.
"Man lernt Spieler und Trainer von einer ganz anderen Seite kennen"
Aktuell sind Auto-Testfahrten, ein persönliches Training, Bowlingstunden oder der Besuch beim Team-Fotoshooting zu ersteigern. „Ich bin überzeugt davon, dass sich auf dieser Plattform spannende Aktionen befinden, die uns in der spielfreien Zeit trotzdem einen lebendigen Austausch ermöglichen und für freudige Recken-Momente sorgen werden“, sagt Korsen.
Diese Aktion soll auch nachhaltig im Umgang mit den Unterstützern wirken. „Man lernt Spieler und Trainer von einer ganz anderen Seite kennen. Wir versuchen auch, die emotionalen Momente zu bieten, die die Fans wegen der Spielpause nicht ausleben können.“
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Die Recken wollen mit diesen Aktionen Fans und Unterstützer aber auch für den Neustart motivieren. Mittlerweile gibt es ein DHB-Konzept für Amateurvereine zur Rückkehr in den Spielbetrieb mit einem Acht-Stufen-Plan. Das sei für Profis aber nur bedingt anwendbar, sagt Korsen: „Bei uns greift erst Stufe sechs – handballspezifisches Training mit Zweikämpfen.“
Den Weg dorthin versucht jetzt eine Task Force der HBL und des DHB zu finden. Diese hat allerdings ein begrenztes Zeitfenster: Um im September wieder Bundesliga-Handballspiele zu organisieren, müssen die Teams spätestens Mitte Juli ins Training mit Zweikämpfen zurückkehren dürfen.