Umdenken im Handball
"Geisterpiele würden uns extrem wehtun, aber ..."
Geisterspiele? Das wollte die Handball-Bundesliga in jedem Fall vermeiden. Dieser Ansatz hat sich nun geändert. Auch weil die Hoffnung besteht, im Herbst vielleicht doch vor ein paar Zuschauern spielen zu können.
Schlaflose Nächte hat Björn Seipp aktuell nicht - und das, obwohl nicht klar ist, wann es wieder losgeht in der Handball Bundesliga (HBL). "Weil ich gemerkt habe, wie viele Menschen hinter dem Verein stehen. Die Solidarität ist unfassbar", sagt der Geschäftsführer der HSG Wetzlar im Gespräch mit dem hr-sport. Zu Beginn der Corona-Krise war das noch anders.
Im April, als sich die Clubs der HBL entschieden, dass sie ihre Saison vorzeitig abbrechen und sich damit auch gegen ein Konzept mit Geisterspielen im Sommer - ähnlich wie es der Basketball nun umsetzt - aussprachen. Spiele ohne Zuschauer? Für die Handballer damals undenkbar.
"Spieler können nur sexy bleiben, wenn..."
Das hat sich inzwischen offenbar geändert. Denn für einen Neustart der Liga im Herbst sind jetzt auch Geisterspiele nicht mehr ausgeschlossen. "Wir müssen zwingend im September oder Oktober wieder spielen, um nicht von der Bildfläche zu verschwinden", sagt HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann.
"Wir brauchen natürlich die öffentliche Aufmerksamkeit. Fakt ist: Die Spieler können nur sexy bleiben, wenn sie irgendwann auch wieder bei ihrem Sport zu sehen sind." Für den Neustart wünscht sich Bohmann Spiele vor Zuschauern, "in allerhöchster Not" - also im Falle weiterer Corona-Auflagen - müsse man aber auch Geisterspiele durchführen.
Ein Hygienekonzept als Ziel
Sexyness hin oder her: Geisterspiele wären alles andere als optimal für Liga und Clubs. Doch auch Seipp weiß: "Irgendwann muss der Spielbetrieb wieder losgehen", betont der Wetzlarer Geschäftsführer. "Geisterspiele würden uns extrem wehtun, aber wir wissen auch, dass wir irgendwann wieder anfangen müssen, um dem Sport eine Zukunft zu geben."
Konkretes gibt es in den Planspielen aber noch nicht zu vermelden. "Wir arbeiten auf verschiedenen Ebenen, aber aktuell ist es natürlich viel Stochern im Nebel. Wir planen viel, aber das kann morgen oder übermorgen schon wieder hinfällig sein", gesteht Seipp, der eine Wunschvorstellung hat: "Ziel ist es, Hygienekonzepte zu erarbeiten, die zulassen, dass wieder ein paar Zuschauer in die Halle können."
"Ohne Zuschauer erhebliche Probleme"
Damit wäre zumindest der komplette Geister-Modus, wie er aktuell im Fußball und bald im Basketball zu sehen ist, abgewendet. Wie das funktionieren soll? Noch völlig unklar. Aber: "Ohne Zuschauer werden wir erhebliche finanzielle Probleme kriegen und auch die Liga in dieser Form wäre gefährdet." Und in diesem Fall käme der Geschäftsführer der HSG Wetzlar sicher nicht um ein paar schlaflose Nächte herum.