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In Gruppen mit bis zu vier Reitschülern darf beim Reit- und Fahrhof in Piethen schon wieder trainiert werden.Foto: Ute Nicklisch
Schwimmbäder, Fitness- und Tanzstudios

Neue Corona-Lockerungen und viele offene Fragen

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Köthen - Nach Wochen des Stillstandes kehrt Sachsen-Anhalt langsam zur Normalität zurück. Die Landesregierung einigte sich auf weitreichende Lockerungen, die ab dem 28. Mai gelten sollen. „Wir wollen den Menschen in Sachsen-Anhalt eine Perspektive aufzeigen“, sagte Ministerpräsident Reiner Haseloff.

Im Moment sind bei denen, die öffnen dürfen, viele Fragen offen. Nächste Woche will das Kabinett einen Plan beschließen. Die MZ hat mit Betreibern von Einrichtungen gesprochen, die von den Lockerungen betroffen sind.

Krankenhaus

Eine ungewohnte Leere hatte in den vergangenen Wochen in der Helios-Klinik Köthen geherrscht. Das Haus geschlossen, kein Besucher darf rein. Das ändert sich nun. Patienten dürfen wieder Besuch empfangen. Allerdings sind daran Auflagen geknüpft. Wie Klinikgeschäftsführer Matthias Hirsekorn sagt, sei die Freude über diese Lockerungen groß, „aber mehr soziale Kontakte bedeuten auch immer ein größeres Infektionsrisiko“. Deshalb sei es auch unerlässlich, dass sich alle an die geltenden Abstands- und Hygieneregeln halten.

Fitnessstudio

Michael Herfort ist erleichtert, dass sein Fitnessstudio „Alte Fabrik“ in Köthen nach der corona-bedingten Zwangspause wieder öffnen darf. „Der überwiegende Teil unserer Mitglieder kommt aus gesundheitlichen Gründen“, macht der Betreiber des Fitnessstudios deutlich. Einige hätten ungeduldig nachgefragt, wann es weitergehe. Ihnen kann er jetzt endlich eine Antwort geben: ab dem 28. Mai.

Das Training muss vorsichtig beginnen. „In zehn Wochen ist die Muskulatur komplett weg. Sie fangen alle wieder bei null an“, sagt Michael Herfort. Wie genau die Hygieneauflagen aussehen, weiß er noch nicht. Das entscheidet sich, wenn die sechste Verordnung des Landes vorliegt. Erst dann kann der Betreiber des Fitnessstudios auch einschätzen, ob schon wieder alle Kurse angeboten werden können. Mit Mund-Nasen-Schutz, merkt Michael Herfort an, müsse niemand trainieren. Es sei eine Empfehlung, keine Pflicht.

Tanzstudio

Bei Antje Streiber-Schon, der Inhaberin des Tanzstudios Step by Step in Köthen, überwiegt die Freude, endlich wieder öffnen zu dürfen. Dabei hatte sie sich, wie sie erzählt, gedanklich schon darauf eingestellt, bis September unter freiem Himmel unterrichten zu müssen. In Minigruppen hatte sie ihre Tanzkinder zuletzt zusammengenommen, um ein wenig trainieren zu können - mit reichlich Abstand zueinander.

Ideen, sagt sie, hätte sie genug, das Tanztraining unter diesen besonderen Bedingungen zu organisieren - und überbrückt zum Beispiel mit kleinen Übungssequenzen, die sie als Videoclips versendet, die vergangenen Wochen. Aber zum einen sei das irgendwann eine wirtschaftliche Komponente und zum anderen habe sie jetzt auch bei den Freiluftstunden gemerkt, dass die gemeinsamen Proben allen fehlten. Nun beginnt sie nach den Pfingstferien wieder mit den Stunden im Studio.

Bis dahin muss sie noch einiges vorbereiten und ein Konzept erarbeiten, wie sie das Training gestalten will. Sie ist überzeugt, dass es funktionieren kann, wenn sich alle konsequent an die Vorgaben halten, „aber wir haben so tolle Kinder hier, das klappt“. Sie freut sich auf den Neustart . „Es ist schön, einfach nur schön.“

Geplante Lockerungen

Vor Pfingsten werden in Sachsen-Anhalt weitere Corona-Einschränkungen aufgehoben. So dürfen Touristen aus anderen Bundesländern einreisen. Hotels, Campingplätze und Pensionen nehmen ihren Betrieb wieder auf, außerdem Kneipen und Bars.

Freizeiteinrichtungen wie Kinos, Schwimmbäder, Freizeitparks und Theater dürfen öffnen, ebenso Sportstudios und Volkshochschulen. Um einen Abstand von anderthalb Metern zu gewährleisten, müssen Gäste- bzw. Teilnehmerzahlen jedoch reduziert werden.

Die Fünf-Personen-Regel für Veranstaltungen wird gelockert. Leben die Personen in maximal zwei Haushalten oder sind in gerader Linie verwandt, dürfen auch mehr zusammenkommen. Erlaubt werden private Feiern, wie Geburtstagspartys und Einschulungen, mit bis zu 20 Teilnehmern.

Fachveranstaltungen und Tagungen - darunter fallen auch Treffen von Vereinen und Parteien - sind mit bis zu 100 Personen erlaubt. Diese Zahl gilt auch für professionell organisierte Hochzeiten und Trauerfeiern. Großveranstaltungen bleiben verboten.

Badewelt

Theoretisch dürfte die Köthener Badewelt am Ratswall ab Donnerstag wieder öffnen. „Wir freuen uns über diese Möglichkeit, es wird aber noch etwas Zeit brauchen, um die Voraussetzungen zu schaffen und die Regularien im Detail zu klären“, sagt Christian Wallschläger, Niederlassungsleiter der Midewa in Köthen. Dazu gehöre vor allem ein umfassendes Hygienekonzept, das man mit dem Gesundheitsamt abstimmen müsse.

Es muss zum Beispiel geklärt werden, wie viele Badegäste sich zeitgleich in der Badewelt aufhalten dürfen, welche Regelungen für die Benutzung der Duschen getroffen werden müssen oder wie gewährleistet ist, dass der Abstand im Schwimmerbecken eingehalten wird. „Wir hoffen, dass wir bis Mitte Juni alle offenen Fragen beantwortet haben und dann öffnen können“, sagt er. Die Midewa betreibt über eine Tochterfirma die Sport- und Freizeitanlage.

Reitschule

Jana Schroeder-Grams vom Reit- und Fahrhof Piethen ist gespannt, inwieweit die Verordnung den Betrieb auf ihrem Reiterhof betrifft. Sie hofft, dass wieder in größeren Gruppen trainiert werden darf. Da der Reit- und Fahrhof unter Sportstätten fällt, endete die Corona-Pause hier bereits mit der fünften Verordnung des Landes.

Der Betrieb läuft seit Anfang des Monats zumindest eingeschränkt. Eine Erleichterung für Jana Schroeder-Grams. „Bis dahin ging gar nichts“, sagt die Inhaberin des Hofes. Sie musste die zehn Schulpferde allein ausreiten. Inzwischen bekommt sie wieder Unterstützung. „Die größeren Reitschüler dürfen ein bisschen was machen.“ Die kleineren aber müssen sich noch gedulden. Da ihnen geholfen werden muss, kann der erforderliche Abstand von anderthalb Metern nicht eingehalten werden. (mz)