Der Forst nimmt ein Nasslager für Sturmholz bei Tegernau in Betrieb
by BZ-RedaktionDurch ständige Bewässerung soll die Holzqualität gerettet werden. Derzeit ist das Holz nicht verkäuflich. Der Markt wird nicht nur durch zu viel Käferholz, sondern auch durch die Corona-Krise belastet.
Die Waldbesitzer und Forstbetriebe haben mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Nach den extremen Trockenjahren 2018 und 2019 drohen auch in diesem Jahr umfangreiche Waldschäden infolge des Klimawandels sowie massive Probleme durch Borkenkäferbefall. Dies teilt der in Schopfheim ansässige ForstBW-Forstbezirk Hochrhein mit. Um hochwertiges aber derzeit nicht verkäufliches Holz vor Qualitätsverlusten zu schützen, hat ForstBW sein bei Tegernau genehmigtes Nasslager in Betrieb genommen. Es ist bereits mehr als 50 Prozent ausgelastet.
Nach dem Schneemangel im Winter waren auch die bisherigen Niederschläge im Frühjahr viel zu gering, um die für einen vitalen Wald notwendige Bodenfeuchte zu erreichen, so die Einschätzung der Forstleute. Für Borkenkäfer, die zudem viel Brutraum im Sturmholz vom Februar dieses Jahres finden, seien das weiterhin beste Voraussetzungen für eine anhaltende Massenvermehrung.
Für den Forstbetrieb geht es um Schadensbegrenzung
Zudem werde der schon seit zwei Jahren durch europaweit große Mengen Käferholz schwer belastete Holzmarkt nun auch noch durch die Corona-Krise zusätzlich stark belastet. Hohen Kosten für den Wiederaufbau klimastabiler Wälder einerseits und wegbrechende Holzerlöse andererseits würden den Forstbetrieb immer tiefer in die roten Zahlen abrutschen lassen. Deshalb sei eine Beschränkung auf das absolut Notwendige gefordert. Für den Forstbezirk heißt das in erster Linie: Schadensbegrenzung.
Um hochwertiges, aber derzeit nicht verkäufliches Holz vor Qualitätsverlusten zu schützen, hat ForstBW sein bei Tegernau genehmigtes Nasslager in Betrieb genommen. Dort wird seit Ende April qualitativ hochwertiges Sturmholz eingelagert. Durch die ständige Bewässerung lasse sich wertmindernder Insekten- und Pilzbefall der Stämme vermeiden. Neben der Werterhaltung habe die Beregnung den Vorteil, dass auf eine Behandlung mit Pestiziden verzichtet werden kann, hebt der Forstbezirk hervor. Bisher seien mehr als 6000 Festmeter Sturmholz im Nasslager Tegernau eingelagert, hauptsächlich Fichten. Laut dem Forstbezirk genehmigte das Landratsamt 10 000 Festmeter. Sie würden voraussichtlich voll benötigt, weil auch der besonders schwer von Sturmwürfen betroffene Nachbarforstbezirk Südschwarzwald Holz nach Tegernau bringt. Liefervereinbarungen mit Großabnehmern würden den Verkauf des beregneten Holzes sichern.
Deutlich niedrigere Erlöse für Käferholz
Im Gegensatz zu Sturmholz sei durch Borkenkäfer befallenes Holz nicht für die Nasslagerung geeignet, weil Borkenkäferbefall eine starke Wertminderung des Holzes verursache, hauptsächlich durch Verfärbungen. Die deshalb deutlich niedrigeren Erlöse für Käferholz können die hohen Aufarbeitungs-, Transport- und Beregnungskosten bei Weitem nicht decken, erläutert der Forstbezirk. Und weil alle Absatzmärkte weltweit mit minderwertigem Käferholz überflutet seien, müsse zwangsweise eine Priorisierung erfolgen, die so vor einigen Jahren undenkbar gewesen wäre. Danach wird mit höchster Priorität Sturmholz aufgearbeitet, um die wirtschaftlichen Schäden zu begrenzen und einer noch stärkeren Borkenkäferausbreitung entgegenzuwirken.
Mit zweiter Priorität ist frisch befallenes Käferholz an der Reihe, soweit ausfliegende Borkenkäfer intakte Bestände in der Umgebung bedrohen. Dagegen können alte Käferbäume, aus denen die Käfer ausgeflogen sind, wegen fehlender Absatzmöglichkeiten, mangels ausreichender Arbeitskapazität und aus wirtschaftlichen Gründen in der Regel nicht mehr aufgearbeitet werden. Solche Bäume lässt der Forstbezirk nur beseitigen, wenn sie die Arbeitssicherheit im Wald gefährden oder von ihnen eine konkrete Gefahr für Verkehrswege oder Waldbesucher ausgeht.
Der Wald wird sich schnell verändern
Der Forstbezirk erwartet, dass die Konsequenzen dieser der Klimaveränderung geschuldeten und inzwischen auch für Waldbesucher bereits deutlich sichtbaren Entwicklung noch viel stärker die hiesigen Wälder prägen werden. Man müsse sich an den Anblick abgestorbener Bäume und die mit den Aufräum- und Wiederbewaldungsarbeiten einhergehenden Beeinträchtigungen der Erholungsmöglichkeiten im Wald gewöhnen, heißt es in der Mitteilung. Die Wald- und Baumartenstruktur werde sich deutlich und sehr viel schneller als bisher verändern. Auch bislang nicht heimische Baumarten werden der Prognose des Forstbezirks zufolge häufiger anzutreffen sein. Für den Forstbezirk sei oberstes Ziel, klimastabile Wälder für die Zukunft zu entwickeln.