USA verbieten Nicht-US-Bürgern Einreise aus Brasilien
Die USA reagieren mit Einreisebeschränkungen auf die steigenden Corona-Infektionszahlen in Brasilien. Nicht-US-Bürger, die in die USA einreisen wollten, dürften davor 14 Tage lang nicht in Brasilien gewesen sein, teilte das Weiße Haus am Sonntag mit. Die neuen Beschränkungen würden am 28. Mai in Kraft treten. Der Schritt solle helfen, keine zusätzlichen Infektionen in die USA zu bringen.
"Die USA unterhalten eine enge Partnerschaft mit Brasilien und wir arbeiten eng zusammen, um die sozioökonomischen und gesundheitlichen Auswirkungen von Covid-19 in Brasilien abzumildern", erklärte die US-Botschaft in Brasilia in der Nacht auf Montag.
Das brasilianische Außenministerium nannte den Schritt der USA eine "technische Entscheidung" im Rahmen der "wichtigen bilateralen Zusammenarbeit" zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie. Es betonte in dem Zusammenhang US-Spenden in Höhe von 6,5 Millionen Dollar (5,96 Mio. Euro) und das Versprechen des Weißen Hauses, 1.000 Atemschutzgeräte zu liefern.
Auch ein Berater des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro spielte den Schritt von US-Präsident Donald Trump herunter und hob gemeinsame Ansichten zur Bekämpfung des Virus mit unbewiesenen Medikamenten wie Hydroxychloroquin hervor. "Es liegt nichts Konkretes gegen Brasilien vor", twitterte Filipe Martins, Bolsonaros Berater für internationale Angelegenheiten.
Zwei Stunden zuvor hatte er auf dem Kurznachrichtendienst mitgeteilt, Trump habe "eine direkte Leitung für den Austausch von Informationen über die Verwendung von Hydroxychloroquin und anderen Behandlungen für das Virus geöffnet." Das Büro des brasilianischen Präsidenten reagierte zunächst nicht auf eine Bitte um Stellungnahme.
Die amerikanische Arzneimittelaufsicht FDA warnte letzten Monat vor der Verwendung des Medikaments bei Behandlung der Covid-19 Atemwegserkrankung. Es gebe "Berichte über schwere Herzrhythmusstörungen" bei Patienten, die das Medikament erhielten.
Brasilien ist den amtlichen Zahlen zufolge nach den USA inzwischen das weltweit am stärksten von der Virus-Krise betroffene Land. Mehr als 363.000 Menschen gelten dort als infiziert, knapp 23.000 sind an den Virus-Folgen gestorben. Die tatsächlichen Zahlen dürften noch höher sein, da das Land nur langsam seine Testkapazitäten erhöht.
Der extrem rechte, brasilianische Präsident Bolsonaro steht wegen seines laxen Vorgehens gegen die Virus-Ausbreitung unter Beschuss. Im Streit über den Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus hat er bereits zwei Gesundheitsminister - beides Ärzte - innerhalb eines Monats verloren. Der amtierende Leiter des Gesundheitsministeriums, ein Armeegeneral, gab diese Woche bekannt, den Einsatz des Malaria-Medikaments bei Coronavirus-Fällen in Brasilien auszuweiten.
Wegen der Ausbreitung des Coronavirus weltweit hatte Trump bereits strikte Einreisestopps für Ausländer aus China, dem europäischen Schengen-Raum, Großbritannien und Irland verhängt. Auch Reisen über die amerikanische Grenze zu Kanada im Norden und Mexiko im Süden sind wegen der Pandemie vorübergehend teilweise eingeschränkt. Die US-Regierung werde zudem die Lage in anderen lateinamerikanischen Staaten genau beobachten, sagte Trumps Nationaler Sicherheitsberater Robert O'Brien am Sonntag dem Fernsehsender CBS. Der Nothilfe-Koordinator der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Michael Ryan, hatte am Freitag gewarnt, dass Südamerika das "neue Epizentrum der Krankheit" sei. "Das am meisten betroffene" Land dort sei dabei sicher Brasilien.
Staatschef Bolsonaro hatte die vom Coronavirus ausgehende Bedrohung zunächst heruntergespielt und lehnt Einschränkungen ab, die der Wirtschaft schaden könnten. Ungeachtet der rasant steigenden Zahl der Corona-Infektionen in seinem Land verstößt Bolsonaro bei seinen öffentlichen Auftritten weiterhin gegen die Abstandsregeln und die Hygienevorgaben. Am Sonntag suchte er die Nähe zu seinen Anhängern, die sich vor dem Präsidentenpalast in Brasilia versammelt hatten. Der Politiker gab mehreren Demonstranten die Hand und umarmte einige von ihnen. Die Schutzmaske, die er anfangs trug, hatte er zu diesem Zeitpunkt abgesetzt.
Das brasilianische Nachrichtenmagazin "Veja" schrieb am Sonntag, dass die Spatzen von den Dächern gepfiffen hätten, dass die USA trotz der sogenannten guten Beziehungen zwischen Präsident Bolsonaro und dem US-Präsidenten unter großen Druck ständen, ihre Grenzen für Brasilianer zu schließen. Brasilien werde von der Welt nun "als Bedrohung" wahrgenommen, zitierte "Veja" den ehemaligen brasilianischen Botschafter in den USA, Rubens Ricupero. Auch Bolsonaros Kuschelkurs gegenüber Trump habe Brasilien daher keinen Schutz geboten.