Konjunkturaussichten

Erste Lockerungen sorgen für einen Hoffnungsschimmer: Ifo-Geschäftsklima-Index steigt

In der monatlichen Umfrage des Ifo-Instituts unter Unternehmern und Managern zeigt sich ein gespaltenes Bild zwischen Gegenwart und Zukunft. Optimismus herrscht noch nicht.

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Konjunktur

Die Erholung der Wirtschaft könnte auf sich warten lassen.(Foto: dpa)

Berlin. Die deutschen Unternehmen fassen wieder Mut, zumindest mit Blick auf die Zukunft. Der Ifo-Geschäftsklima-Index ist nach dem schwersten Einbruch seiner Geschichte wieder leicht gestiegen: von 74,2 auf 79,5 Punkte. Das vermeldete das Münchener Wirtschaftsforschungsinstitut am Montag. „Die Stimmung in den Unternehmen hat sich etwas erholt“, sagt Ifo-Präsident Clemens Fuest.

In der monatlichen Umfrage unter den Chefs von 9000 Unternehmen zeigte sich ein gespaltenes Bild zwischen Gegenwart und Zukunft: Ihre aktuelle Lage schätzten die Firmen noch schlechter ein als im April.

Dieser Teilindex sank von 79,4 auf 78,9 Punkte. Für die Zukunft rechnen die Unternehmenslenker aber mit einer Erholung: Der Teilindex über die Erwartungen stieg von 69,4 aus 80,1 Punkte. Es herrsche aber noch kein Optimismus, sagte Fuest. Ein Großteil der Firmen erwartet auch weiterhin eine Verschlechterung.

Die Chefvolkswirtin der KfW-Bank, Fritzi Köhler-Geib, führt den leichten Hoffnungsschimmer auf die Lockerungen zurück. „Die Unternehmen quittieren die begonnenen Lockerungen mit einem Seufzer der Erleichterung – zu Recht! Doch dieser Weg aus dem Corona-Tal hinaus ist noch lang“, sagte sie.

Vor allem in der Industrie sind die Erwartungen gemischt. Viele von ihnen schätzten ihre Lage noch schlechter ein als vor einem Monat. Etliche sagten aber auch, dass das Schlimmste hinter ihnen liege und die Zukunft besser werde. Insbesondere bei den Dienstleistern hellten sich nach den ersten Lockerungen sogar zugleich die Lagebeurteilungen und Zukunftserwartungen auf.

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Entwicklung Ifo-Geschäftsklima

Auch unter Finanzmarktexperten hatte sich zuletzt die Stimmung aufgehellt. Börsenanalysten sehen inzwischen „Licht am Ende eines sehr langen Tunnels“, hatte das Mannheimer ZEW-Institut auf Basis seines monatlichen Indexes vergangenen Dienstag gemeldet.

Die dafür befragten Finanzexperten beschreiben die Gegenwart zwar als rabenschwarz – sehen aber dafür eine deutlich aufgehellte Zukunft. Die Erwartungen der Börsenprofis liegen also im Einklang mit den vom Ifo befragten Unternehmen der Realwirtschaft.  So gespalten zwischen schlechter Lage und Zukunftshoffnung war der ZEW-Index zuletzt während der Finanzkrise 2009.

Bis das Bruttoinlandsprodukt den Einbruch aufgeholt haben wird, werde es aber dauern: „Die Wirtschaftsleistung von vor der Coronakrise soll erst im Jahr 2022 wieder erreicht werden“, so ZEW-Präsident Achim Wambach.

Tiefpunkt überwunden?

Einig sind sich Ökonomen darin, dass in Deutschland der Tiefpunkt der Rezession im April erreicht war. Es war der Monat des Stillstands für weite Teile des Einzelhandels und der Restaurants. Mit den Lockerungen ab Ende April dürfte eine leichte Erholung eingesetzt haben. So ist der Ifo-Index gerade im Einzelhandel deutlich gestiegen. 

Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) sah in seiner Konjunkturprognose vergangene Woche den April-Tiefpunkt bereits als überwunden an. Es erwartet aber, dass sich der Aufholprozess „bis weit ins kommende Jahr ziehen werde“.

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Ifo-Konjunkturuhr

Mehr: Anfang Juni will die Bundesregierung ihr Konjunkturpaket vorlegen. In der Wirtschaft kursieren Vorschläge, wie der Aufschwung nach Corona gelingen kann.