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Die Polizei durchsucht 2019 ein Waldstück auf der Suche nach der vermissten Rebecca Reusch.© imago images/Olaf Wagner

Der Fall Rebecca Reusch: Hoffnung auf Daten aus dem Ausland

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Am 18. Februar 2019 verschwand die damals 15-jährige Schülerin Rebecca Reusch. Sie verliess das Haus ihrer Schwester und ihres Schwagers in Berlin Neukölln, wo sie übernachtet hatte, um zur Schule zu gehen, kam dort jedoch nie an. Seither ist über ein Jahr vergangen, und von Rebecca fehlt nach wie vor jede Spur.

Die Ermittler gehen davon aus, dass Rebecca tot ist, die Eltern glauben, dass ihre Tochter noch lebt. Tatverdächtig ist nach wie vor der Schwager von Rebecca, Florian R. (28), der sich während der polizeilichen Vernehmungen in Widersprüche verstrickt haben soll.

Rebecca Reusch: Führt die Spur ins Ausland?

Die Ermittlungen dauern an, auch wenn der Kriminalfall in den Medien nicht mehr so präsent ist wie zu Beginn von Rebeccas Verschwinden.

Der ermittelnde Staatsanwalt Martin Glage teilte kürzlich der "Bild"-Zeitung mit, dass man nunmehr auch im Ausland, insbesondere in den östlichen Nachbarländern, nach dem Handy von Rebecca suche und Rechtshilfeersuchen an die zuständigen Stellen in Russland, Weissrussland und in der Ukraine gestellt habe. Hintergrund der Ermittlungen im östlichen Ausland sei, dass das Auto des noch immer tatverdächtigen Schwagers am Tag des Verschwindens von Rebecca auf der A12 Richtung Polen, und einen Tag später auf der A12 Richtung Frankfurt/Oder von einem Kennzeichenerfassungssystem registriert wurde.

Möglich wäre, so die Ermittler, dass der Schwager mit dem Leichnam im Kofferraum über die Grenze gefahren ist. Sofern zu diesem Zeitpunkt Rebeccas verschwundenes Handy noch eingeschaltet war, könnten gespeicherte Einwahl-Daten diese Vermutung stützen. Zugute kommt den Ermittlern in diesem Fall, so Staatsanwalt Glage, dass die Vorratsdatenspeicherung in einigen Ländern grosszügig geregelt ist und es relativ lange Speicherfristen gibt.

Handydaten spielten von Anfang an wichtige Rolle

Das Handy von Rebecca spielte in den Ermittlungen von Anfang an eine entscheidende Rolle: Am Morgen ihres Verschwindens griff Rebeccas Handy zwischen 6 Uhr und 8 Uhr mindestens einmal auf den Router im Haus der Schwester und des Schwagers zu.

Um 7 Uhr 15 versuchte die Mutter Rebecca anzurufen, doch das Handy war ausgeschaltet. Nachdem sie es um kurz vor halb neun nochmals vergeblich auf dem Handy der Tochter versucht hatte, rief die Mutter beim Schwiegersohn an; dieser sagte, dass Rebecca bereits unterwegs sei. Rebeccas Schwester hatte das Haus zusammen mit der zweijährigen Tochter bereits gegen 7 Uhr verlassen.

Um viertel vor neun Uhr schrieb die Mutter eine WhatsApp-Nachricht an Rebecca, die zwar ankam, aber nicht gelesen wurde. Zum Schulbeginn um 9 Uhr 50 erschien Rebecca nicht. Eine Stunde später wurde das Auto von Rebeccas Schwager von der Kennzeichenerfassungsmaschine auf der A12 Richtung Polen zwischen Berlin und Frankfurt/Oder registriert.

Als Rebecca nachmittags nicht nach Hause kam, meldeten die Eltern die Schülerin bei der Polizei als vermisst. Am folgenden Tag veröffentlichte die Polizei die Vermisstenanzeige.

Ermittlungsansätze brachten keinen Erfolg

Am 23. Februar 2019 übernahm die 3. Mordkommission die Ermittlungen.

Am 28. Februar 2019 wurde der Schwager Florian R. festgenommen. Einen Tag später wurde das Haus von Florian und Jessica R. durchsucht. Florian R. wurde aus der U-Haft entlassen, wurde aber am 4. März erneut festgenommen. Am 22. März wurde der Haftbefehl wieder aufgehoben, da der Verdacht gegen ihn nicht erhärtet werden konnte.

Nach der Ausstrahlung des Falls in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY" erfolgten 150 neue Hinweise. Waldstücke in Ost-Brandenburg und südöstlich von Berlin wurden durchsucht. Polizeihunde verfolgten eine Spur an der Autobahn A12 Richtung Scharmützelsee. Sucheinsätze im Wolzinger See und Umgebung folgten - ohne Erfolg, Rebecca blieb verschwunden.

Weitere Suchaktionen mit Tauchern und Spürhunden erfolgten im März 2019 am Herzberger See in der Gemeinde Rietz-Neuendorf sowie im April in einem abgesperrten Waldstück am Herzberger See südöstlich von Berlin. Nachdem Mitte April die Suche nach Rebecca vorerst eingestellt worden war, wurde die Suche im September 2019, ein halbes Jahr nach ihrem Verschwinden, zwischen Kummersdorf und Wolzig fortgesetzt.

Die Problematik des Falls Reusch

Da keine Leiche gefunden wurde, konnte weder eine Todesursache ausgemacht noch konnten DNA-Spuren festgestellt werden. Daher handelt es sich nach wie vor um einen Vermisstenfall, und man hofft, dem Rätsel um Rebeccas Verschwinden durch eventuell vorhandene Daten aus dem Ausland auf die Spur zu kommen.

Tag der vermissten Kinder

Rebeccas Schicksal ist kein Einzelfall. In Deutschland werden jährlich zwischen 50.000 und 100.000 Kinder und Jugendliche vermisst. Erfreulicherweise können 99 Prozent der Fälle innerhalb weniger Tage aufgeklärt werden, oftmals sind die Jugendlichen ausgerissen und tauchen nach ein paar Tagen wieder auf. Leider können manche Kinder und Jugendlichen nur noch tot geborgen werden, oder aber sie bleiben vermisst wie Rebecca Reusch.

Um ihrer zu gedenken, rief der damalige US-Präsidenten Ronald Reagan 1983 den 25. Mai zum "Tag der vermissten Kinder" ins Leben. Der Gedenktag wurde 2002 auch in Europa eingeführt; in Deutschland wird er von der "Elterninitiative vermisste Kinder" in Zusammenarbeit mit dem "Weissen Ring" ausgerichtet.

Verwendete Quellen:

Pier 45 in San Francisco: historische Anlegestelle geht in Flammen auf

Hauptsächlich war ein historisches Lagerhaus in Brand geraten. Die Rauchsäulen waren kilometerweit zu sehen.