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Bild: Gregor Grunenberg
#Wiegehtesuns? | Die Friseurin

"Den Ruhetag haben wir erstmal gestrichen"

Im Friseursalon von Manuela Sauda wird neuerdings auch am Montag geschnitten. Anders geht es gerade nicht, sagt die Friseurmeisterin, es ist einfach zu viel aufzuholen. Mit den neuen Vorschriften hadert sie nicht, Sorgen macht ihr etwas anderes. Ein Protokoll

Corona betrifft uns alle –  nicht nur in Berlin und Brandenburg. In kürzester Zeit hat das Virus unser Leben auf den Kopf gestellt. Was beschäftigt uns am meisten? In welcher Situation stecken wir gerade?  

In der Serie #Wiegehtesuns? erzählen uns Menschen aus der Region, wie ihr Alltag gerade aussieht.

Manuela Sauda hat 2008 ihren Friseursalon in Berlin-Kreuzberg eröffnet, in dem sie mit zwei Angestellten arbeitet. Mitte März musste sie wegen Corona für sechs Wochen schließen. Seit Anfang Mai hat sie wieder geöffnet. So geht es Manuela:

Ich bin sehr glücklich dass ich wieder arbeiten darf. Die Leute sind dankbar und machen alles geduldig mit. Manchmal sind sie ein bisschen überfordert, aber sie sind dann froh, wenn die Haare gemacht sind. Also, es scheint sehr wichtig zu sein, dass die Haare sitzen.

Wir können nicht mehr so viele Leute bedienen, weil wir wegen des Abstands nicht alle Stühle besetzen können. Es ist auch alles ein bisschen langsamer: Wir brauchen für einen Kunden mehr Zeit, weil wir zwischendurch immer putzen und desinfizieren müssen. Wir müssen mehr Stunden arbeiten und zum Teil dann eben zehn, zwölf Stunden einen Mundschutz tragen. Aber man gewöhnt sich an alles.

Als wir die Vorschriften zum ersten Mal gelesen haben, haben wir Angst bekommen: Oje, bekommen wir das alles hin? Aber jetzt arbeiten wir seit drei Wochen wieder, und es ist gut zu machen. Ab und zu versucht mal jemand zu sagen: Ach, ich hab ja nichts, ich kann doch auch ohne Mundschutz. Aber das ist sehr selten. Ich würde mal sagen: 97 Prozent machen alles mit.

Für Haarschnitte bei Kindern gibt es keine gesonderten Vorschriften. Den Kindern, die wir kennen, erklären wir, dass sie einen Mundschutz tragen und sich die Haare waschen lassen müssen. Und sie müssen ohne Mama und Papa kommen und mit uns allein bleiben, wenn der Laden schon zu voll ist. Die Kinder machen das sehr gut mit. Wenn Kinder zu klein sind, also drei Jahre und jünger, oder wenn ich sie nicht kenne, lehne ich ab, weil ich das den Kindern nicht zumuten möchte.

Wir haben am Tag mindestens 20 Prozent Verlust, weil wir den Laden nicht mehr voll machen können. Das fällt uns in dieser Situation, in der wir ja wirklich jeden Euro brauchen, schwer. Den Ruhetag haben wir erstmal gestrichen.

Meine Arbeitswoche hat jetzt sechs Tage, und ich arbeite täglich zwischen elf und zwölf Stunden. Meine Kolleginnen kommen halt früher und gehen später als sonst, denn wir haben ja viele Stammkunden, die wir nicht wegschicken wollen. Wir müssen jetzt erstmal so durcharbeiten, bis wir unsere Kunden wieder in ihrem Zeitrhythmus haben. In fünf Wochen werde ich versuchen, die Arbeitswoche wieder auf fünf Tage zu reduzieren.

Ich mache mir sehr große Sorgen wenn ich die Leute sehe, die jetzt auf die Straße gehen und denken, ihre Rechte sind zu sehr eingeschränkt. Dass dadurch die Infektionen wieder steigen und wir wieder schließen müssen. Deshalb würde ich sagen: Man sollte die Maßnahmen einhalten, es sind wirklich nicht viele.

Dank der Superhilfen vom Staat konnte ich meinen Laden und meine Mitarbeiter halten. Und wenn wir jetzt so weiterarbeiten können - auch mit Verlusten - müssen wir einfach sparsamer leben, das ist schon Okay. Aber wenn wir den Laden wieder schließen müssten und dann nicht so schnell Hilfen bekommen, kann es schon passieren, dass es uns nächstes Jahr nicht mehr gibt.

Meine größte Angst ist aber, dass durch die jetzige Stimmung die politische Spaltung noch größer wird und die Rechtspopulisten stärker werden. Das macht mir eigentlich am meisten Sorgen.

Gesprächsprotokoll: Nele Haring

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