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Die von Axel Spörl vorgelegte Promotionsurkunde: eine Fälschung, wie die Universität Würzburg bestätigt
© Axel Spörl

Gefälschte Promotionsurkunde: Der talentierte Herr Spörl

Trenkler Tratsch: Axel Spörl täuschte alle. Wer verantwortet dessen Bestellung zum Chef von „Art for Art“?

Wochen hat es gedauert. Aber schließlich gab auch das Justiziariat der Universität Würzburg die Antwort frei: „Die Urkunde entspricht eindeutig nicht einer Urkunde, wie sie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg ausgestellt wurde und wird. Darüber hinaus kann ich bestätigen: Eine Promotion von Herrn Spörl zum Doktor der Philosophie existiert an der Universität Würzburg nicht.“

Mithin ist klar: Axel Spörl ist ein Hochstapler. Und die vorgelegte Promotionsurkunde gefälscht. Nun stellt sich die Frage: Wer ist verantwortlich, dass der Mann, der u.a. bei der Post gearbeitet hatte, zum Geschäftsführer der Servicegesellschaft „Art for Art“ der Bundestheater ernannt wurde? Bezeichnenderweise hat es in den letzten zwei Wochen – der KURIER berichtete erstmals am 12. Mai – niemand für notwendig erachtet, sich zu äußern: weder die Bundestheaterholding, noch das Kulturstaatssekretariat.

Axel Spörl hatte sich Ende 2019 mit einem lücken- und fehlerhaften Lebenslauf um die Geschäftsführung von „Art for Art“ beworben. Der Unternehmungsberater Korn Ferry, von der Holding mit einem „Desaster Check“ beauftragt, sah Spörl als geeignet an. Und beim Hearing brillierte der Regensburger: Die Mitglieder der hochkarätig besetzten Findungskommission hingen geradezu an seinen Lippen. Dieser gehörten neben Holding-Geschäftsführer Christian Kircher und Sektionschef Jürgen Meindlauch Paul Gessl (NÖKU), Renate Landstetter (Albertina), Julia Flunger-Schulz (Kunsthalle Krems), Florian Gradwohl (Vereinigte Bühnen Wien) und Rechtsanwältin Daniela Witt-Dörring an.

Wie es weiterging, bleibt diffus. Gerüchteweise will die Kommission vier Personen in die Wahl gezogen haben, darunter Spörl und eine Frau. Der Vorschlag sei nicht gereiht gewesen. Da aber die Theater mit „Art for Art“, also den Bühnenbild- und Kostümwerkstätten, zusammenarbeiten müssen, habe es noch ein Gespräch gegeben – mit den Geschäftsführern Christoph Ladstätter (Volksoper), Robert Beutler (Burgtheater) und dem designierten Staatsoperndirektor Bogdan Roščić. Sie seien gehört worden, wären aber nicht Teil der Kommission gewesen. Im Büro der damaligen Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek (Grüne) soll in der Folge jedoch ein gereihter Dreiervorschlag eingetroffen sein – mit Spörl als Erstplatziertem.

Das Staatssekretariat, nun unter der Leitung von Andrea Mayer, teilt auf Nachfrage mit, dass Lunacek mit allen drei Kandidaten geredet habe: „Axel Spörl hat dabei durch seine von ihm sehr glaubhaft vorgetragene professionelle Expertise in vorangegangenen Führungspositionen beeindruckt (...). Auch aufgrund dieses Gesprächs hat sich die damalige Staatssekretärin dann für Herrn Spörl entschieden.“

Am 7. April wurde die Bestellung verkündet, Dienstantritt sollte der 4. Mai sein. Und man hielt daran fest, obwohl Lunacek wie Kircher am 16. April informiert worden waren, dass der Plagiatsjäger Stefan Weber große Zweifel hegte. Spörl konterte mit dem Scan der Kopie einer lateinischen Promotionsurkunde. Die echte notarielle Bestätigung täuschte über den Fake hinweg (auch Illusionisten arbeiten mit dieser Methode). Und so durfte Spörl, der tatsächlich alle täuschte, als Geschäftsführer beginnen.

Bei seinem vorigen Dienstgeber hatte er einen gefälschten Matrikenauszug der Israelitischen Kultusgemeinde Wien vorgelegt; nun soll er sich als „Halbjude“ vorgestellt haben – was mancher befremdlich fand, weil es sich dabei definitiv um NS-Diktion handelt. Erst am 18. Mai wurde Spörl – mit Wirksamkeit 14. Mai – „abberufen“.

Wer trägt nun die Verantwortung? Antwort des Staatssekretariats: „Die Verantwortung liegt eindeutig bei Herrn Axel Spörl. Er hat einen gefälschten Lebenslauf mit einem erfundenen akademischen Abschluss vorgelegt.“

Aha. Sehr einfach.

Und man lasse der Staatsanwaltschaft eine Sachverhaltsdarstellung zukommen. Denn der talentierte Herr Spörl, für den die Unschuldsvermutung gilt, legte auch eine Kopie seines Reisepasses und einen Strafregisterauszug mit Doktortitel vor.

Wie es weitergeht? Eine Neuausschreibung ist wahrscheinlich. Kircher möchte sich bei Korn Ferry schadlos halten, der Streitpunkt sind etwa 60.000 Euro. Und Josef Kirchberger, der bereits im Sommer letzten Jahres in Pension gehen wollte, bleibt Geschäftsführer von „Art for Art“ – wohl bis zum Juli.

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