BIP-Daten

Die deutsche Wirtschaft schrumpft im ersten Quartal um 2,2 Prozent

Die Corona-Maßnahmen haben das deutsche Wirtschaftsleben im ersten Quartal zu großen Teilen zum Erliegen gebracht. Das Bruttoinlandsprodukt sank so stark wie zuletzt 2009.

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Abstandsregelung

Beim Einkaufen müssen weiterhin Regeln eingehalten werden.(Foto: dpa)

Wiesbaden. Deutschland ist im Zuge der Coronakrise in eine Rezession gestürzt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte nach Daten des Statistischen Bundesamtes im ersten Vierteljahr gegenüber dem Vorquartal um 2,2 Prozent. Im März hatte sich die Pandemie in Europa ausgebreitet.

Ausgangsbeschränkungen, geschlossene Grenzen und Geschäfte brachten das Wirtschaftsleben in großen Teilen zum Erliegen. Gegenüber dem Vorjahresquartal beträgt der Rückgang 1,9 Prozent.

Der Einbruch zum Jahresanfang war nach den vorläufigen Daten des Bundesamtes der stärkste Rückgang im Quartalsvergleich seit der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 und der zweitstärkste seit der deutschen Wiedervereinigung.

Auch der Außenhandel brach wegen der Viruskrise ein. Die Exporte sanken um 3,1 Prozent und die Importe gingen um 1,6 Prozent zurück. Da die strikten Eindämmungsmaßnahmen aufgrund der Corona-Pandemie erst Mitte März anfingen, dürfte der „Lockdown“ die Wirtschaft im laufenden zweiten Quartal noch viel stärker bremsen als zu Jahresanfang. Die Bundesregierung erwartet 2020 die schwerste Rezession der Nachkriegszeit: Das Bruttoinlandsprodukt soll um 6,3 Prozent einbrechen.

Unternehmen investierten deutlich weniger in Maschinen, Geräte, Fahrzeuge und andere Ausrüstungen (minus 6,9 Prozent). Gestiegene Bauinvestitionen (plus 4,1 Prozent) und Konsumausgaben des Staates (plus 0,2 Prozent) verhinderten einen noch stärkeren Absturz.

Bereits im Schlussquartal 2019 war die Wirtschaftsleistung nach jüngster Berechnung der Statistiker gegenüber dem Vorquartal um 0,1 Prozent zurückgegangen. Sinkt die Wirtschaftsleistung zwei Quartale in Folge, sprechen Ökonomen von einer „technischen Rezession“.

Prognose der „Wirtschaftsweisen“

Die „Wirtschaftsweisen“ wollen Ende Juni oder Anfang Juli eine aktualisierte Prognose zur Entwicklung der Konjunktur vorlegen. Der Vorsitzende des Sachverständigenrats, Lars P. Feld, sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Unser optimistisches Szenario von Ende März ging von der Annahme aus, dass der Lockdown nicht so lange anhält. Die minus 5,5 Prozent unseres Risikoszenarios sind also wahrscheinlicher, aber eigentlich bereits zu optimistisch. Wo wir wirklich landen, werden wir sehen.“

Feld sagte weiter: „Ich denke aber schon, dass wir im einstelligen Bereich beim Einbruch bleiben. Die Effekte der Konjunkturprogramme sind ja noch zu berücksichtigen.“

Der Sachverständigenrat hatte Ende März als wahrscheinlichstes Szenario einen fünfwöchigen „Shutdown“ unterstellt. Für diesen Fall würde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschlands demnach 2020 um 2,8 Prozent schrumpfen.

Inzwischen aber erwarten die Bundesregierung und Institute infolge der Coronakrise einen tieferen Wirtschaftseinbruch in Deutschland. Die Bundesregierung geht von einem BIP-Rückgang von mehr als sechs Prozent in diesem Jahr aus. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft prognostiziert einen Einbruch um 7,1 Prozent.

Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung berät die Politik. Umgangssprachlich werden die Experten auch als „Wirtschaftsweise“ bezeichnet.

Mehr: Anfang Juni will die Bundesregierung ihr Konjunkturpaket vorlegen. In der Wirtschaft kursieren Vorschläge, wie der Aufschwung nach Corona gelingen kann.