Hybrid-Kombis: voller Luxus, halbe Steuer!
by Dirk Branke, Dennis HeinemannPlatz 1 mit 540 von 800 Punkten: Mercedes C 300 e T. Wirkt sehr ausgereift, hoch komfortabel. Sehr gute Fahrleistungen, aber für einen Kombi kleiner Kofferraum. Preis: ab 48.392 Euro (Ersparnis bei carwow.de bis zu 10.055 Euro). Platz 2 mit 530 von 800 Punkten: Volvo V60 Recharge T6 AWD. Herausragendes Design, tolle Einrichtung. Durchdachtes Hybridsystem mit Allrad. Schnell. Mehr Platz als der Benz. Preis: ab 56.350 Euro (Ersparnis bei carwow.de bis zu 11.491 Euro).
Parken mit PayByPhone
Die Bundesregierung unterstützt gerade massiv die Bürger. Für Dienstwagenfahrer gilt das auch, und nicht erst seit Corona. Die Politik fördert dabei E-Autos und Plug-in-Hybride wie den Mercedes und den Volvo. Normalerweise versteuern Dienst- und Firmenwagenfahrer ein Prozent des Bruttolistenpreises pro Monat als geldwerten Vorteil. In diesem Fall reduziert sich das auf 0,5 Prozent. Beim C 300 e in der von uns bewerteten Testausstattung für 59.133 Euro muss man schöne 296 Euro weniger versteuern, beim V60 Recharge T6 für 61.710 Euro 309 Euro. Jeden Monat.
Im V60 ist für Passagiere und Gepäck mehr Platz
Da braucht man nicht lange zu überlegen, denn für vergleichsweise schlankes Geld bekommt man stattliche, feine und voll ausgestattete Mittelklasse-Kombis mit lebendigen Fahrleistungen. Beim Platz nehmen sich beide vorn nicht viel, im Fond ist der Volvo einen Hauch luftiger geschnitten. Und er verfügt über den deutlich größeren Kofferraum, der schluckt 529 bis 1441 Liter. In den Mercedes passen bescheidene 315 Liter – bis maximal 1335. Im normalen T-Modell sind es noch 460 bis 1480 Liter. Aber im C 300 e haben sie die Hybridbatterie in den Kofferraum gebaut, die liegt dort als eine Art Kasten – 14,5 Zentimeter hoch und 50 tief – und klaut Laderaum. Zum Hybridsystem des Benz gehören ein 2,0-Liter-Vierzylinder-Benziner mit 211 PS, ein E-Motor mit 90 kW (122 PS), ein Lithium-Ionen-Akku mit einer Kapazität von 13,5 kWh und die Neunstufen-Wandlerautomatik.
Bei den Fahrleistungen hat der Benz die Nase vorn
Der Volvo kommt mit einem 2,0-Liter-Vierzylinder und 253 PS, einem E-Motor mit 65 kW (87 PS) an der Hinterachse, einem Lithium-Ionen-Akku mit einer Kapazität von 11,6 kWh, zentral im Mitteltunnel gelagert, und einer Achtstufen-Wandlerautomatik. Die Technik kostet. Vor allem Gewicht. Der V60 bringt stattliche 2078 Kilo auf die Waage, der Benz noch 1919 Kilo. Beide sind trotzdem erstaunlich flott unterwegs, sprinten zum Beispiel in weniger als sechs Sekunden von 0 auf 100 km/h. Der Benz in 5,5 Sekunden, der Volvo in 5,8. Sportwagen-Werte! Die man nicht unbedingt in braven Mittelklasse-Kombis vermutet. Der Mercedes tritt insgesamt noch druckvoller an, Verbrenner und E-Motor entwickeln vor allem gemeinsam einen ziemlich eindrucksvollen Schub. Die Neunstufenautomatik, inzwischen in Bestform, spielt aufmerksam im System mit. Wie beim Volvo bleibt es insgesamt sehr leise – wobei die Benziner unter Last durchaus kernig klingen. Beim Testwagen war die Luftfederung an Bord (Air Body Control, 1666 Euro), sehr zu empfehlen. Die C-Klasse liegt damit ruhig und satt auf der Straße, federt sensibel. Gute Noten gibt es auch für die direkte und gefühlvolle Lenkung. Und die Bremsen: Der Benz stand beim Stopp aus Tempo 100 mit warmen Bremsen schon nach 34,2 Metern. Das kann der Volvo aber auch sehr gut, stoppte nach 34,5 Metern.
Der Realverbrauch liegt jenseits aller Versprechen
Der V60 stand auf (bildschönen) 19-Zöllern, kommt damit an den hohen Komfort des Benz nicht heran, federt vor allem auf kleinen Unebenheiten steif und stolprig. So fährt er sich nicht ganz so flüssig wie der Benz, die Lenkung agiert eckiger und gefühlloser. Wir raten zum adaptiven Fahrwerk (900 Euro) und zur 18-Zoll-Serienbereifung, sieht auch gut aus. Und der Verbrauch? Erst mal schaffen beide Autos rein elektrisch ganz anständige Strecken: Der Mercedes kam auf 48 Kilometer, der Volvo auf 43. Als Hybrid gefahren, beide Systeme funktionieren vollkommen reibungslos, verbrauchte der Mercedes im Test 8,4 Liter pro 100 Kilometer, der Volvo 8,1 Liter. Für zwei Tonnen schwere Autos mit über 300 PS sind das keine ganz schlechten Werte – von den jeweils versprochenen 1,8 Litern nach WLTP aber meilenweit entfernt. Sollte jemand auf die Idee kommen, die Autos zu kaufen: Sie sind teuer. Der Benz kostet wie gesagt 59.133 Euro, der Volvo 61.710 Euro. Aber wozu kaufen – wenn man sie als Dienstwagen so günstig versteuern kann? Das Fazit: Ein knappes Rennen. Der Benz bietet viel Komfort, fährt souverän. Die Batterie im Kofferraum ist aber kein ingenieurtechnisches Ruhmesblatt. Beim Volvo ist allein schon das klasse Design ein Kaufgrund. Er hat das bessere Platzangebot als der Benz, fährt nicht ganz so geschmeidig.