Outlander Plug-in-Hybrid im Dauertest
by Manfred KlangwaldEs hat gedauert, bis sich Mitsubishi mit dem Outlander Plug-in-Hybrid in den AUTO BILD-Dauertest getraut hat. Die erste Generation wurde bereits 2003 in Europa angeboten, war damals der Zeit weit voraus. Plugin-Hybrid schon vor 17 Jahren! Trotzdem landete Mitsubishi einen Treffer und zeigte, dass alternativer Autoantrieb nicht in kurioser Hülle stecken muss. Doch erst mit der dritten Generation kam, dank Umweltprämie und 0,5-prozentiger Dienstwagensteuer, der Verkaufserfolg. Bereits 54.382 Neuzulassungen vermeldet Mitsubishi in Deutschland. Insgesamt haben sie seit Beginn 91.632 Outlander bei uns verkauft. Natürlich nicht nur als Plug-in. Anfangs überwog der Anteil des günstigeren Benziners ohne Stecker. Doch 2019 entschieden sich 64 Prozent für die Plug-in-Variante.
Verbrauch und Reichweite sind die größten Schwächen
Am 15. April 2019 startete der, nun ja, nicht Dauer-, sondern Jahrestest. In strahlendem Perlmuttweiß, mit üppiger Ausstattung. Kostenpunkt: 49.990 Euro. Weiteres Extra auf der Preisliste ist ein Navi für 600 Euro. Kann man sich aber sparen, das ist nämlich lahm, umständlich, nicht konkurrenzfähig. Daher beschloss man bei Mitsubishi, den Testern stattdessen auch noch Apple CarPlay und Google Maps zu gönnen. Wichtiger sind Antrieb sowie Platzverhältnisse und Fahrverhalten. Damit kommen wir zu den Eindrücken, die der Outlander hinterlassen hat. Überzeugen kann er mit seiner Geräuschkulisse. Keine Spur von Aufjaulen des Verbrenners beim Beschleunigen wie etwa bei einem Toyota Prius. Dezent in Ton und Verhalten schaltet er sich im Bedarfsfall unauffällig dazu. Sehr angenehm. Wie die gesamte Geräuschdämmung. Dazu passt das gut gedämpfte, aber dennoch feste Fahrwerk, von dem nur auf miesen Pisten mal Poltern der 18-Zöller durchdringt. Insgesamt empfiehlt sich der große Weiße auch mit bequemen Sitzen und viel Platz innen als entspannter Reisewagen. Und offenbart gerade auf Strecke seine größten Schwächen: Verbrauch und Reichweite. Elektrisch sollen nach Mitsubishi-Vorgabe bis zu 54 Kilometer drin sein. Wir haben bei Testbeginn 50 Kilometer geschafft, ein Jahr später immerhin noch 45. Okay für fast zwei Tonnen Leergewicht, aber nicht überwältigend.
Technische Daten | |
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Motor | Vierzylinder, vorn quer |
Hubraum | 2360 cm3 |
Leistung | 99 kW (135 PS) bei 4500/min |
max. Drehmoment | 211 Nm bei 4500/min |
E-Motoren | jeweils einer an Vorder- und Hinterachse |
Leistung | vorn 60 kW (82 PS)/hinten 70 kW (95 PS) |
max. Drehmoment | vorn 137 Nm/hinten 195 Nm |
max. Systemleistung | 165 kW (224 PS) |
Batterie | Lithium-Ionen |
Kapazität | 13,8 kWh |
Antrieb | Allradantrieb/Eingangautomatik |
Länge/Breite/Höhe | 4695/1800-2121 mm*/1710 mm |
Radstand | 2670 mm |
Spurweite | vorn 1540/hinten 1540 mm |
Leergewicht | 1951 kg |
Zuladung | 439 kg |
Anhängelast | 1500/750 kg |
Kofferraum | 463-1602 l |
Spitze | elektrisch 135 km/h - Hybrid 170 km/h |
Beschleunigung | 0-100 km/h in 10,5 s (Werksangabe) |
Verbrauch | 1,8 l S (EU-Mix) |
Abgas | CO2 46 g/km |
E-Reichweite | 54 km |
* Breite mit Außenspiegeln |
Überblick: Alles zum Mitsubishi Outlander
Entwickelt ist der Outlander PHEV für tempolimitierte Straßen
Tester Stefan Novitski verortet den Einsatzzweck als "Allesschlepper für Heim- und Handwerker ohne Langstrecken-Ambitionen." Alle anderen setzen am Ende der kurzen E-Strecke auf den Verbrenner. Doch der ist durstig (9,8 Liter Super im Dauertest-Durchschnitt, bei sportlicher Gangart über 12 Liter) – und der Tank ist klein (43 Liter). Daran ändert auch nichts, dass Mitsubishi den Benziner nach dem Atkinson-Prinzip werkeln lässt. Ohne tief in Motorentechnik einzusteigen, soll damit der Benziner in Verbrauch und Abgasverhalten gezügelt werden. Was ihm gleichzeitig Leistung raubt. Fazit von KLASSIK-Autor Martin Puthz nach 3000 Kilometern: "Sparsam ist der Outlander nur da, wo ich kein schweres SUV mit Allradantrieb brauche, nämlich auf Kurzstrecken im Stadtbetrieb." Diesen Hybrid sollte man so verstehen, wie sein Konzept gedacht ist: entwickelt für tempolimitierte Straßen. Tempomat auf 130 km/h und entspannt gleiten. Dann sind Verbräuche unter neun Liter möglich. Haben wir probiert: Zu dritt mit reichlich Gepäck von München nach Hamburg, in vielen Autos wäre das eine Qual. Die Redakteure Branke und Klangwald sowie Fotograf Ruddies stiegen in Hamburg entspannt aus. Selbst auf der Rückbank wurde der Trip nicht zur Tortur. Zwei Boxenstopps (kleiner Tank!) wurden gern für Kaffeepausen genutzt.
Kosten | |
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Betriebskosten/Garantien (Fixkosten pro Jahr | |
Haftpflicht 16 (100 %, R 11) | 800 Euro |
Vollkasko 23 (500 € SB, R 7)* | 1380 Euro |
Teilkasko 25 (150 € SB, R 9)* | 163 Euro |
Kfz-Steuer (Euro 6d-Temp-Evap-ISC) | 48 Euro |
* aktuelle Typklassen: HPF 17/VK 23/TK 24 | |
Kraftstoffkosten für 50.371 km | |
4923,82 Liter S (= 9,8 l/100 km) | 6844,11 Euro |
485,3 kWh elektrische Energie | 160,15 Euro |
Inspektionskosten (inklusive Ölwechsel) | |
20.000 km | 318,59 Euro |
40.000 km | 466,13 Euro |
Reifenkosten (inklusive Montage) | |
1 Satz Sommerreifen 225/55 R 18 V Yokohama Blue Earth E70 | 600 Euro |
1 Satz Winterreifen 225/55 R 18 V Goodyear UltraGrip Performance SUV | 788 Euro |
Preise/Wertverlust | |
Testwagenpreis 4/19 (inkl. Extras) | 49.990 Euro |
Aktueller Neupreis (inkl. Extras)* | 50.990 Euro |
Schätzpreis 4/20 | 24.800 Euro |
Wertverlust des Testwagens | 25.190 Euro |
Gesamtkosten für 1 Jahr | |
auf 50.371 km | 11.048,98 Euro |
Kosten pro km | 0,22 Euro |
Kosten pro km mit Wertverlust | 0,72 Euro |
In Sachen Zuverlässigkeit gibt's nichts zu meckern
Entspannung auch bei der Zuverlässigkeit: null Problemo. Das Team Verbrenner plus zwei E-Motoren harmoniert perfekt. Ebenso wenig gab es Klagen über die Verarbeitung. Gewöhnungsbedürftig ist allerdings die teilweise willkürliche Anordnung und Verteilung diverser Schalter im Cockpit. Bleibt noch die Kostenseite. Wer stromert und zwischenlädt, sollte für 100 Kilometer mit knapp 23 kW rechnen. Macht rund 7,59 Euro auf der Stromrechnung. Mit dem Benziner werden bei zahmem Gasfuß für 100 Kilometer rund 12 Euro fällig. Bei forscherer Gangart sind es eher 14 Euro.
Fazit von Manfred Klangwald: Mitsubishi baut schon seit 2003 Plug-in-Hybrid-SUVs, die Japaner waren damit der Zeit voraus. Die dritte Generation ist routiniert gemacht, problemlos und zuverlässig. Allerdings ist die reine E-Reichweite inzwischen nicht mehr zeitgemäß, Multimedia können andere besser.
Messwerte | |||
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Bei Testbeginn | Bei Testende | ||
Beschleunigung | Beschleunigung | ||
0–50 km/h | 4,1 s | 0–50 km/h | 4,0 s |
0–100/-130 km/h | 9,7/16,1 s | 0–100/-130 km/h | 9,9/16,9 s |
0–160 km/h | 24,8 s | 0–160 km/h | 26,2 s |
Zwischenspurt | Zwischenspurt | ||
60–100 km/h | 4,7 s | 60–100 km/h | 5,1 s |
80–120 km/h | 6,6 s | 80–120 km/h | 7,1 |
Bremsweg | Bremsweg | ||
aus 100 km/h kalt | 37,9 m | aus 100 km/h kalt | 38,2 m |
aus 100 km/h warm | 39,3 m | aus 100 km/h warm | 38,1 m |
Innengeräusch | Innengeräusch | ||
bei 50 km/h | 57 dB(A) | bei 50 km/h | 57 dB(A) |
bei 100 km/h | 64 dB(A) | bei 100 km/h | 65 dB(A) |
bei 130 km/h | 70 dB(A) | bei 130 km/h | 70 dB(A) |
Testverbrauch | 8,8 l S – 11,2 kWh | Testverbrauch | 8,9 l S - 11,4 kWh |