Oberhof
Hof erneuert: Auf den Wurm gekommen
by Markus FüxlWolfgang und Gaby Thaller haben ihren Wurmhof erneuert. Ab sofort bieten Seminarräume Platz für Vorträge. Ein Gespräch über große Chancen mit kleinen Würmern.
Seit zehn Jahren betreiben Gaby und Wolfgang Thaller den Wurmhof. Dort stellen über vier Millionen Würmer wertvollen Humus her.
Das Duo hat vor kurzem ihren Umbau und die Erweiterung abgeschlossen, zwei Seminarräume sowie eine Küche sind dazugekommen. Ein erster Kurs startet am 6. Juli. Die NÖN sprach mit den beiden Wurm-Enthusiasten über ihre Anfänge, den Umbau und die Besonderheiten des „Wurm-Humus“.
NÖN: Ihr betreibt euren Wurmhof bereits seit zehn Jahren. Wie seid ihr damals auf die Idee dazu gekommen? Wie haben eure Freunde darauf reagiert?
Wolfgang Thaller: Wir haben in einer landwirtschaftlichen Zeitschrift einen Artikel über einen Mann entdeckt, der das ausgetüftelt hat und damit der erste in Österreich war. Das hat uns so gut gefallen, dass wir das dann auch gemacht haben. Am Anfang haben Freunde und Familie über die Idee alle recht gelacht. Es hat sich keiner etwas vorstellen können. Selbst der Baumeister hat zwar „Regenwurmstall“ auf den Plan geschrieben, aber mich gefragt, was das wirklich werden soll.
Mit wievielen Würmern habt ihr gestartet und wo steht ihr jetzt?
Thaller: Die Aufstallungsfläche beträgt 200 Quadratmeter. Begonnen haben mir mit einer Startpopulation von 800.000 Würmern. Die Anlage ist heute noch wie vor zehn Jahren. Aktuell haben wir aber bereits vier Millionen Würmer, die haben sich natürlich vermehrt.
Wie wird der Regenwurmhumus produziert?
Thaller: Mist, Stroh und Strauchschnitt wird kompostiert und den Würmern als Futter gegeben. Ein- bis zweimal pro Woche wird gefüttert. Die Würmer sind durchgehend in Holzkisten mit einer Länge von 40 Metern und einer Breite von etwa zweieinhalb Metern. Von oben wird gefüttert, unten ernten wir aus einem Stahlgitter. Es ist ein laufendes System. Im Jahr können wir so etwa 100 bis 200 Kubikmeter Humus ernten, bei einer Ernte kommt in etwa ein Kubikmeter zusammen.
Worin unterscheidet sich Regenwurmhumus von herkömmlichem, was macht ihn so besonders?
Thaller: Der Kompost ist bereits ein gutes Ausgangsmaterial. Durch die Verdauung des Wurmes wird der Humus hochwertiger, die Stickstoffwerte steigen. Außerdem reichert der Wurm das ganze mit Mikroorganismen und Bakterien an.
Im Vorjahr habt ihr beschlossen, euren Hof umzubauen. Insgesamt habt ihr 135.000 Euro investiert. Was habt ihr gemacht und warum?
Thaller: Wir hatten schon einen bestehenden, provisorischen Seminarraum. Den haben wir für Schulklassen, die sich die Würmer angeschaut haben, und für Kurse genutzt. Jetzt haben wir das in Angriff genommen und aufgeschmückt. So ist etwa eine neue Heizung, Seminarküche, 2 Seminarräume, Komposttoiletten und ein Verkaufsladen dazugekommen.
Bei der Finanzierung habt ihr euch etwas Besonderes einfallen lassen, das „Krautfunding“. Wie hat das funktioniert?
Gabriele Thaller: Wir haben uns über verschiedene Plattformen Infos dazu geholt, wie so ein Modell ablaufen kann. Dann haben wir gesagt, wir nehmen es selbst in die Hand und bieten sogenannte „Wurmthaller“, also Gutscheine, an. Der Erlös wurde in den Umbau der Seminarräume gesteckt. Es gibt über 70 Wurmtaler-Besitzer. Es war eine spannende Erfahrung, wir haben viele Leute kennen gelernt.
Wer gehört zu euren Kunden?
Thaller: Unsere größten Abnehmer sind die Schmankerlhütte in Grafenschlag, der Spezialitätenladen in Langschlag und auch das Zwettler Lagerhaus - Gartenabteilung. Außerdem beliefern wir einige Direktvermarkter im Waldviertel. Wir liefern unsere Rohware auch nach Absdorf zu unserem Partner Alfred Grand, der die Zertifizierungen macht.
Ihr bietet schon lange Führungen für interessierte Schulklassen an. Wie reagieren die Jugendlichen auf die Regenwürmer?
Thaller: Sie nehmen das Thema positiv auf. Der Wurm ist für die Schüler nichts Abstoßendes, sie greifen die Tiere gerne an und gehen auf Tuchfühlung. Für die Kinder ist es spannend zu wissen, dass das, was beim Wurm hinten rauskommt, wichtig ist, um ihre Gemüsepflanzen zu düngen und in Folge ernten zu können. Wir können bei der jungen Generation sehr gut damit anknüpfen.