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Hier entsteht das neue Hospiz: Rita Gabler zeigt das Grundstück am Sternweg in Erding. Die frühere Spitzensportlerin wird die Einrichtung leiten, die auf Initiative der Freisinger Familie Folger entsteht. © Fuchs

Bauarbeiten beginnen: Frühere Spitzensportlerin Rita Gabler wird Leiterin des Sophienhospizes

Der Marathon nach der Sprint-Karriere

Diese Woche beginnt der Bau des Sophienhospizes. Die Leitung übernimmt Rita Gabler. Die ehemalige 400-Meter-Läuferin erklärt, wie es dazu kam, und warum für sie damit ein Herzenswunsch in Erfüllung geht.

Freising/Erding – Die Bauarbeiten am Sophienhospiz in Erding beginnen. Nachdem die MWS-Hospizstiftung unter der Leitung von Marianne Folger wie berichtet im März einen Generalunternehmer für die Bauphase gefunden hat, startet die Umsetzung des Projekts am Sternweg. Rita Gabler (geborene Daimer), ehemalige Spitzensportlerin und 400-Meter-Läuferin der LAG Mittlere Isar, wird die neue Einrichtung leiten. Im Interview spricht sie darüber, warum mit dem Projekt ein Traum in Erfüllung geht und ob die Corona-Pandemie die Pflege verändert.

„Die Umsetzung schien unerreichbar“

Frau Gabler, warum geht für Sie mit dem Bau des Sophienhospizes in Erding ein Traum in Erfüllung?

Ich denke nicht nur für mich, sondern auch für viele andere, die im Bereich der Hospiz- und Palliativversorgung arbeiten, geht ein Traum in Erfüllung. Für mich allerdings besonders, weil ich zukünftig die Arbeit, das Wesen und die Wahrnehmung des stationären Hospizes maßgeblich mitgestalten darf. Obendrein kann ich mich in der neuen Funktion mehr als bisher für meine beiden Heimat-Landkreise einbringen. Zum einen Erding, wo ich geboren wurde und auch die vergangenen Jahre das Palliativ-Team geleitet habe. Und zum anderen Freising, wo ich zur Schule gegangen bin und fast meine ganze sportliche Laufbahn verbracht habe.

Wie kamen Sie zu dieser neuen Aufgabe?

Der Hospiz-Bau war in den Palliativteams und Hospizvereinen in Freising und Erding schon lange ein sehr wichtiges Thema, schien aber in der Umsetzung unerreichbar. Dass sich der Traum nun erfüllt, haben wir der Familie Folger aus Freising zu verdanken, die mit ihrer privaten MWS-Hospizstiftung diese Vision wahr werden lässt. Als das beschlossen war, kam Marianne Folger vor einem Jahr auf mich zu und fragte, ob ich mir die Leitung vorstellen könnte. Ich war erst einmal perplex, aber auch erfreut, dass mir die Stifter diese verantwortungsvolle Aufgabe zutrauen. Schließlich geht es darum, von Anfang an eine entsprechende Haltung und einen würdevollen Umgang mit todkranken Menschen in einer solchen Einrichtung zu etablieren. Schnell war klar für mich, dass ich diese Herausforderung keinesfalls ablehnen möchte.

„Ich brauche Mitarbeiter, die viel Pioniergeist mitbringen“

Eine Herausforderung, die wohl eher einem Marathon als einem Langsprint über 400 Meter gleicht?

(schmunzelt) Das könnte durchaus so sein. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass ich einen derartigen Marathon bewältigen kann. An Erfahrung und Wissen im Hospiz- und Palliativbereich mangelt es mir jedenfalls nicht, und Hürden haben mich auch noch nie abgeschreckt. Außerdem betrachte ich das neue Hospiz nicht als Projekt eines Einzelnen, sondern als Gesamtaufgabe unseres Netzwerkes Hospiz- und Palliativversorgung Freising/Erding. Die Palliativ-Teams und Hospizvereine dort leisten bereits seit vielen Jahren hervorragende Arbeit und unterstützen sich, wo es geht. Nun kommt mit dem neuen Hospiz endlich auch eine ambulante Einrichtung für jene Menschen hinzu, die kein familiäres Netzwerk haben oder unter besonders belastenden Krankheiten leiden. Manche Menschen können einfach nicht zu Hause sterben, und eine Klinik würde sie nicht mehr nehmen. Das Sophienhospiz soll gerade für diese Menschen eine letzte Heimat sein, in der sie sich aufgehoben und geborgen fühlen können. Frau Folger als langjährige Hospizhelferin und Vorsitzende des Freisinger Hospizvereins hat dies schon vor Jahren erkannt.

Worauf freuen Sie sich am meisten?

Besonders freue ich mich aktuell auf die Zusammenstellung eines ganz neuen Teams. Ich brauche Mitarbeiter, die viel Pioniergeist mitbringen. Menschen, die sich mit ihren individuellen Talenten und Ideen tatkräftig einbringen wollen. Sicher ist es ein großes Geschenk, in einem so wunderschönen, lichtdurchfluteten Haus arbeiten zu dürfen. Viel wichtiger sind jedoch die Menschen, die dort tätig sind und den Geist eines solchen Hauses nach innen und außen abbilden werden.

In Zeiten von Corona ist die Arbeitssituation im Pflegebereich ein akutes Thema, das verbessert werden soll. Glauben Sie, dass sich nach der Krise etwas für das Pflegepersonal zum Besseren ändert?

Ich würde mir natürlich wünschen, dass die Politiker, Kommunen und Betreiber das Thema angehen. Ich bin aber auch der Meinung, dass sich für eine echte Veränderung die Pflegenden selbst mutiger für ihren Berufsstand einsetzen und sich endlich vom Bild der ärztlichen Hilfskraft befreien müssen. Dafür braucht es einen starken Berufsverband und eine gute Lobby. Beides ist im Pflegebereich nicht vorhanden, zumal sich vor allem die Ärzte weiterhin massiv gegen eine solche Entwicklung stellen werden.

Josef Fuchs

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