Spy-Affäre: Geschasster Bouée kriegt Paris-Topjop
Franzose wurde mit Schimpf und Schande vom CS-Hof gejagt. Nun ist er Spitzenmann bei Tech-Beraterin Capgemini.
by Lukas HässigPierre-Olivier Bouée gilt als Meisterspion vom Paradeplatz. In der Beschattungsaffäre gab Bouée seinen Unterstellten den Auftrag, den abtrünnigen Iqbal Khan zu verfolgen.
Der Franzose, der 2015 zusammen mit CEO Tidjane Thiam zur Credit Suisse gestossen war, musste gehen; zuerst ordentlich, nach Bekanntwerden einer 2. Überwachung fristlos.
Nun ist Bouée zurück. Auf seinem Linkedin-Profil zeigt er seine neue Aufgabe: „Executive Vice President – Global Sales Officer, Financial Services at Capgemini“.
Bouée, als Chief Operating Officer bei der CS oberster Herr übers weltweite Backoffice, wechselt damit an die Front: in den Verkauf.
Und er geht vom „Kunden“ zum „Berater“. Capgemini ist eine börsenkotierte Informatik-Beratungsfirma mit Sitz in Paris und über 200’000 Mitarbeitern weltweit.
Bouées Sprung zu Capgemini kommt nicht von ungefähr. Der Ex-CS-Spitzenmann begann seine Karriere vor 20 Jahren bei McKinsey in Paris.
Via englische Versicherer und die Schweizer CS kehrt er nun zurück ins Consulting. Und in Frankreich hat er nicht nur seine Wurzeln, sondern er machte dort auch seine Studien.
Einst war Bouée sogar ein Beamter im Solde des französischen Staats. Von daher werden dem Franzosen gute Beziehungen zu den Spitzen der Grande Nation nachgesagt – die auch im Fall CS zu reden gaben.
Bouée hat seinen neuen Job vermutlich nicht von ungefähr via LinkedIn publik gemacht. Er gibt damit zu verstehen, dass er trotz seinem Rausschmiss bei der CS ein gefragter Mann sei.
Mit der CS hat er noch eine Rechnung offen. Bouée prüft laut Handelszeitung eine Klage gegen seine Ex-Arbeitgeberin.
Es geht dem Franzosen mit dem Elite-Abschluss um die Ehre – und ums Geld. Mit der fristlosen Entlassung verliert Bouée seine gesperrten Boni.
Die Rede ist von ein paar Millionen Franken. Der Fight Bouées mit Anwälten und möglichen Klagen vor Arbeitsgericht ist vor allem für Urs Rohner eine Gefahr.
Rohner hat seine Verwaltungsrats-Kollegen letzten Dezember von einer fristlosen Trennung von Bouée überzeugt.
Damit war der Weg frei für Rohner, seinen ungeliebten CEO Thiam wenig später in die Wüste zu schicken.
Der Schutz durch Bouée war weg, Thiam wurde zur leichten Beute für Rohner.
Doch Bouée könnte Rohner gefährlich werden. Als Chief Operating Officer kennt er wohl einige Dinge, die bisher noch nicht den Weg an die Öffentlichkeit gefunden haben.
In einem Prozess vor Arbeitsgericht würden die womöglich publik. Für Rohner keine angenehmen Aussichten.