Job-Erdbeben am Parade-Platz: CS geht voraus

CEO Gottstein schwört Crew in Interview auf bevorstehenden Grossabbau ein. Die UBS, Bär und weitere werden folgen.

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Thomas Gottstein hat sich am Samstag in der NZZ als Banker gezeigt, der keine grossen Pläne schmiedet, sondern die Ärmel hochkrempelt und anpackt.

Dazu passt Gottsteins Aussage, dass die CS immer weniger Filialen haben wird. Und dass es für die Zukunft nicht mehr gleich viele Leute benötigen würde.

Hinter der harmlos klingenden Ankündigung steckt ein grosser Plan: ein Abbau-Plan. Gottstein schwört die Crew als Erster unter den Schweizer Bankenchefs auf Kündigungen ein.

Diese könnten stärker ausfallen als bisher gemeint. Denn noch sind die Zahlen gut. Die CS hat trotz Milliarden-Rückstellung einen zufriedenstellenden Erstquartals-Gewinn gezeigt.

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„Sicher mit weniger Personal“ (NZZ)

Bei der UBS sind die Zahlen dank der Investmentbank und der globalen Vermögensverwaltung gar richtiggehend hochgeschnellt, gleich wie bei der Julius Bär, die viel mit Trading verdiente.

Es dürfte sich um ein Strohfeuer handeln. In der Schweiz werden nach der CS auch die UBS, die Kantonal- und Regionalbanken und die Raiffeisen ihre Filialnetze straffen.

Auch die Privatbanken dürften bezüglich ihrer physischen Präsenz über die Bücher gehen.

Doch die Büros und Niederlassungen sind nur das Vorspiel. Die Kosten dafür liegen bezogen auf die Gesamtausgaben im einstelligen Prozentbereich, gleich wie jene für die Informatik.

Ins Gewicht fällt Anderes: der Lohn für die Leute. Es sind die Personalausgaben, welche bei praktisch allen Finanzhäusern den Ausschlag geben, mit zum Teil deutlich über 50 Prozent des gesamten Aufwands.

Diese Kosten sind es, welche die Bankenchefs meinen, wenn sie von Anpassungen sprechen.

Lohn- und Bonuskürzungen gibt es vor allem unten und im mittleren Kader schon lange. Was also folgt?

Entlassungen. Gottstein hat dies nun angekündigt. Die Schonzeit nach Corona ist bald vorbei.

Bei der CS trifft es aus Schweizer Sicht neben dem Bereich Swiss Universal Bank (SUB) vor allem das International Wealth Management (IWM).

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Hoffnungsträger? Abbauer? Wehle, 45 (CS)

Dieses steht nach dem Abgang von Iqbal Khan vor Jahresfrist unter der Führung von Philipp Wehle. Und der ist laut Insidern an einer grossen Sparübung.

Die CS bestreitet dies offiziell. Doch hinter den Kulissen rumort es. Wehle respektive sein IWM hat viele reiche Russen-Kunden auf die Strasse gestellt.

Es handelt sich unter anderem um solche, die im Öl- und Gasgeschäft führend sind – und den USA ein Dorn im Auge.

Seit letztem Herbst mistet die CS im IWM aus. Wer ausser den vermögenden Energie-Oligarchen die Grossbank verlassen muss, ist nicht bekannt.

Was klar ist: Die CS hat sich in der Zeit von Iqbal Khan stark mit Krediten Neugeld und frische Kunden gesichert.

Nun geht die Reise in die andere Richtung: Auflösung von Krediten, Verkauf von Wertpapieren, Trennung von Kunden.

Kurz: Schubumkehr – mittels Abbau von Risiken.

Im IWM in vollem Gang, sagt eine Quelle. Ins Bild passen würde der Bereich Shipping innerhalb des IWMs.

Dort ist die CS eine Macht. Mit der Öl-Krise geraten Gross-Reeder nun aber unter Wasser. Der CS drohen Kreditausfälle.

Das viele Neugeld der CS in der Ära Thiam stammte hauptsächlich von Iqbal Khan und dessen IWM.

Umso stärker dürfte in der Krise der gegenteilige Effekt ausfallen. Am Ende zahlen die Mitarbeiter die Rechnung – mit Jobs, die verschwinden.