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© APA/AFP/JOHANNES EISELE

Biss in den sauren Apfel: Wie es den Wirten in New York geht

Die Gastronomie zählt auch in den USA zu jenen Branchen, die es in der Corona-Krise am härtesten trifft. Ein Lokalaugenschein.

Marie lehnt an der Eingangstür zu ihrem Lokal. „Seit 25 Jahren sind wir hier an der Hudson Street im West Village, jetzt haben wir nur noch einen Koch beschäftigt“, seufzt Marie. Gastfreundschaft steht für sie an oberster Stelle, auch wenn es im Big Apple nicht immer leicht war.

„Nach den Terroranschlägen von 9/11 war es auch schlimm. Aber das hier ist schlimmer. Damals konnten die Leute wenigstens zusammenkommen und sich gegenseitig Trost spenden. Nach dem Motto, geteiltes Leid ist halbes Leid. Aber jetzt mit Social Distancing und einem Mindestabstand von zwei Metern, ist das schwierig“, erzählt die Wirtin.

image46-164752535<p>Marie vor ihrem Lokal in der Hudson Street in New Yorks West Village</p> 46-164752535.jpgAhrens108014404329791/images/large/4329791/46-164752535.jpg

19.000 Dollar Miete

„Wenn das alles vorbei ist, dann werden wir bei euch im Lokal wieder so richtig auf den Putz hauen und die Speisekarte rauf und runter essen“, ruft ihr ein Passant aufmunternd aus sicherer Entfernung im Vorbeigehen zu. Marie lächelt. „Hoffentlich halten wir durch. Die Miete hier beträgt immerhin rund 19.000 Dollar pro Monat. Das ist eine Menge Geld.“

Marie und Philipp sind nicht die Einzigen, die vor einer mehr als ungewissen Zukunft stehen. Auch über der Wiedereröffnung des Eleven Madison Park, einem der besten Restaurants der Welt, schwebt laut Daniel Humm ein Fragezeichen. Der Schweizer Starkoch ist Küchenchef und Miteigentümer des Drei-Sterne-Tempels, in dem sich gerne die Reichen und Schönen sehen lassen. In einem Interview mit dem Bloomberg Magazin erklärte Humm, die Krise war in NY so heftig, dass er nicht das Gefühl hatte, dass die Welt jetzt sein Essen in schicken Boxen braucht. Und, er habe gewusst, dass er damit nicht so viel Geld verdienen würde.

Er hat seine Küche stattdessen zu einer Auftragsküche umfunktioniert und kocht pro Tag für 3.000 Menschen, die nichts zum Essen haben. Sollte er dennoch wieder aufsperren, will Humm nebenbei auch weiterhin für Bedürftige kochen.

imageEleven Madison Park Named Number One Restaurant in the World<p>Eleven Madison Park</p> 46-94052452.jpgepaEPA/JUSTIN LANE108016294329797/images/large/4329797/46-94052452.jpg

Bitte warten!

Die Gastronomie zählt zu den Branchen, die es am härtesten getroffen hat. Während in manchen Regionen im Staat New York langsam wieder die Rollbalken hochgehen, heißt es für die Megacity New York „Bitte warten“. Restaurants kommen in Phase drei dran. In der Zwischenzeit bleiben Abholen und Zustellung. Doch das ist ein hartes Brot.

New York City (NYC) ist ein Schmelztiegel der Kulturen. In kaum einer anderen Stadt kann man so viele verschiedene Küchen und Kochkünste genießen, wie hier. Und das genießen die New Yorker normalerweise auch. Aufgrund der Mini-Wohnungen kochen die wenigsten zu Hause. Doch die Restaurants wagen sich erst langsam wieder aus der Deckung. Und wer es mit Takeout versucht, hat Schwierigkeiten, überhaupt Personal zu finden. Der größte Feind ist derzeit nicht das Lokal gegenüber, sondern das Arbeitsamt.

Wer seinen Job verloren hat, bekommt bis Ende Juli nicht nur Arbeitslosengeld, sondern 600 Dollar pro Woche obendrauf. Damit bleiben viele lieber auf der Couch sitzen als zur Arbeit zu gehen. Und sicherer ist es auch in einer Stadt, in der bisher rund 20.300 Menschen an Corona gestorben sind.

Damit hilft auch der staatliche Notfall-Kredit für die Tausenden Unternehmer nur bedingt. Denn der muss nur dann nicht zurückgezahlt werden, wenn 75 Prozent des Kredits für Löhne innerhalb von acht Wochen ab Kreditauszahlung ausgegeben werden. Der Rest darf auch für Miete verwendet werden, die jedoch wie im Fall von Philipp und Marie in NYC horrend sein kann. Das klingt zunächst hilfreich, doch wenn die Restaurants in der nächsten Zeit noch nicht aufsperren dürfen, können auch nicht entsprechend Mitarbeiter wiedereingestellt werden.

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New Yorks „Klebstoff“

Restaurantmanager sprachen sich bei einem Treffen mit Präsident Donald Trump zu Wochenbeginn für eine Verlängerung der Frist von acht auf 24 Wochen aus.

„Die Gastronomie ist der Klebstoff, der New York zusammenhält. Leute aus der ganzen Welt wollen hier sein. Einer der Gründe dafür ist, dass wir die besten Restaurants und eine riesige Vielfalt haben“, sagte Chuck Schumer, der Fraktionsführer der Demokraten im US-Senat.

Und die Krise hat auch noch andere Auswirkungen: Die Washington Post berichtet, dass es wegen der vielen geschlossenen Restaurants und der deshalb fehlenden Speisereste im Abfall derzeit extrem aggressive Ratten in den US-Städten gibt.

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