Banken: Schwierige Rückkehr ins Office nach dem Lockdown

Zaghaft holen die Schweizer Banken ihre Angestellten in die Büros zurück. Recherchen von finews.ch zeigen: Tausende Mitarbeiter ins Homeoffice zu verbannen, war einfacher. Nun wird an den Eingangspforten Fieber gemessen.

«Keine Eile» – das ist die Devise der wichtigsten Player auf dem Schweizer Finanzplatz für die Planung einer Rückkehr ihrer Mitarbeiter in die gewohnten Arbeitsplätze.

Zehntausende von Bankerinnen und Bankern waren Mitte März beim Ausbruch der Corona-Pandemie nach Hause geschickt worden. Fortan arbeiteten sie am Küchentisch oder im behelfsmässig aufgeräumten Bürozimmer, unterbrochen von Home-Schooling-Aufgaben und Videokonferenzen.

RBS: Erst im September

Immerhin haben die Schweizer Banken Rückkehrpläne, während beispielsweise die Royal Bank of Scotland 50'000 ihrer Angestellten beschied, bis September zuhause zu bleiben. Andere Unternehmen wie der Tech-Gigant Facebook krempeln das Arbeitszeitmodell um, mancher Mitarbeiter wird nur noch «remote» arbeiten.

Es zeigt sich nach dem über acht Wochen dauernden Lockdown: Die Neuorganisation im Homeoffice fiel den Banken und Arbeitgebern deutlich einfacher, als die gestaffelte Rückkehr an die Arbeitsplätze zu regeln.

Gratis-Antikörpertests

Die Credit Suisse (CS) verfolgt dabei eine deutlich schnellere Rückkehr zur «Normalität» als die UBS. Aber auch die CS will Corona-Antikörpertests durchführen: Die Grossbank tut dies für die Mitarbeiter umsonst – und die Testresultate sollen nur diese erfahren.

Die Herausforderungen, die sich CS und UBS angesichts ihrer Grossraumbürohäuser stellen, bedingen das Aufstellen von Teams, die sich eigens der Planung der Rückkehr annehmen. Im CS-Uetlihof arbeiten in der Regel über 5'000 Angestellte. Die UBS unterhält in der Zürcher Innenstadt wie auch in Opfikon Grossraumbüros mit Tausenden von Angestellten.

Es warten die Plexiglas-Wände

Das in den CS-Teams versammelte Know-how ist beeindruckend: Leute aus dem HR, aus Operations, Technologie und natürlich Legal und Compliance brüten über Teilzeit- und Split-Modellen sowie alternierenden Wochenschichten. Stichtag soll der kommende 8. Juni sein.
Angestrebt wird, dass zunächst nur die Hälfte der Belegschaft präsent sein darf, um die Abstandsregeln einhalten zu können.

Wo «Social Distancing» nicht möglich ist, erwarten die Banker die inzwischen allgegenwärtigen Plexiglas- und Plastic-Scheiben, die eine mögliche Tröpfchen-Übertragung des Coronavirus verhindern sollen. Die Privatbank Julius Bär hat diese Massnahmen bereits in den für Kundentreffen vorgesehenen Räumen eingerichtet.

Einbahnwege in den Korridoren

Überlegt werden müssen auch Begrenzungen in den Personenliften oder die Gehrichtungen in den Gängen, um den menschlichen Kontakt zu minimieren.

Der Rückversicherer Swiss Re muss sich beispielsweise für die Rückkehr von 3'000 Angestellten vorbereiten, die am neu gebauten Hauptsitz am Mythenquai arbeiten. Jeder zweite Arbeitsplatz soll dabei zunächst vakant bleiben. Für die besetzten Arbeitsplätze hat Swiss Re ein Zertifizierungssystem entwickelt: «Sauber» ist der Arbeitsplatz dann, wenn er mindestens einmal täglich desinfiziert worden ist.

«Remote» arbeiten ist nicht nur ideal

Gemäss dem Stellenvermittler Robert Half arbeiteten vor dem Ausbruch der Coronapandemie rund 10 Prozent der Schweizer Angestellten im Homeoffice – während der Pandemie stieg diese Zahl auf 50 Prozent.

UBS und CS übertrafen diese Zahl bei weitem: Rund 80 Prozent ihrer Angestellten waren im März und im April im Homeoffice. Doch für die Angestellten an der Kundenfront ist der «Remote»-Modus alles andere als ideal. Aus dem Homeoffice haben sie nur eingeschränkten Zugang zu Kundendaten, solche zuhause auszudrucken, ist nicht erlaubt.

Erst die «systemrelevanten» Banker

Die UBS will gemäss Informationen von finews.ch zunächst die Mitarbeiter zurückholen, die für die Aufrechterhaltung der Banksysteme unerlässlich sind, also beispielsweise die IT-Teams unter Mike Dargan. Erst dann werde die Planung für eine umfassendere Rückkehr konkreter. Daten seien beispielsweise noch keine festgesetzt.

Bei der UBS gibt man sich gelassen. «Wir sind in der komfortablen Position, unsere Prozesse und Abläufe laufend anzupassen, ohne unüberlegte oder unnötige Risiken einzugehen, und wir beobachten die Situation fortwährend», sagte eine Sprecherin der UBS.

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