Corona-Talk bei "Anne Will"
Wie lässt sich die Wirtschaft retten?
Keine Einigkeit in Europa
Wie viel Geld wird für die Bekämpfung der Krise benötigt? Und wo soll es herkommen? Diese Fragen wurden bei "Anne Will" diskutiert. In Europa sind sich die Staaten nicht einig, ob gemeinsame Kredite und damit Schulden aufgenommen werden sollen, oder jedes Land für seine eigenen Ausgaben geradesteht.
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Insolvenz und staatliche Finanzspritzen
Die Corona-Pandemie ist nicht nur für das Gesundheitssystem eine Herausforderung, sondern auch für die Wirtschaft. Weil Unternehmen aufgrund von Kontaktbeschränkungen und anderen Auflagen vorübergehend die Produktion einstellen mussten, Geschäfte geschlossen blieben und der Handel zwischen Ländern nicht mehr nahtlos aufrechterhalten werden konnte, kam es zu einem wirtschaftlichen Einbruch. Firmen melden Insolvenz an. Konzerne wie die Lufthansa sind auf staatliche Finanzspritzen angewiesen. Der Staat versucht mit milliardenschweren Hilfsprogrammen gegenzusteuern und eine Rezession (einen Abschwung der Wirtschaft) abzumildern.
Keine Chance gegen die USA und
Während einige europäischen Länder gerne eine Schuldenteilung hätten, sind andere streng dagegen. Die Gäste der Talkrunde sehen das unterschiedlich. Sie stimmen aber darin überein, dass nur in zukunftsweisende Projekte und Branchen Geld investiert werden sollte, zum Beispiel in die Digitalisierung. Grundsätzlich geht es ihnen darum, die Europäische Union zu stärken. Denn gegenüber Wirtschaftsmächten wie die USA oder China können einzelne Nationalstaaten nicht viel ausrichten.
Die Gäste und ihre wichtigsten Aussagen
- Olaf Scholz (SPD), Vizekanzler und Bundesfinanzminister: "Man kann überhaupt nicht mit dem Geld so rumwerfen. Das finde ich völlig unverantwortlich."
- Annalena Baerbock (Die Grünen), Parteivorsitzende: "Wir sind mit der Eurokrise schon einmal als Europäer wirklich am gemeinsamen Abgrund vorbeigeschlittert und wir sollten nicht jedes Mal die Feuerwehr rufen, sondern eine richtige Brandmauer bilden."
- Carsten Linnemann (CDU), Stellvertretender Fraktionsvorsitzender und Bundesvorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT): "Wenn wir Geld geben, muss es einen Mehrwert für Europa haben und es darf nicht in den Ländern versickern."
- Monika Schnitzer, Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung: "Wenn wir nicht schaffen, dass auch die Staaten, die momentan besonders schlimm betroffen sind, durch die Krise gut durchkommen, dann werden wir immer weiter auseinanderdriften."
- Reiner Holznagel (CDU), Präsident des Bundes der Steuerzahler: "Jetzt sehen wir einen Streit zwischen diversen Staaten und am Ende fühlt sich der Steuerzahler ein bisschen veräppelt, denn er muss irgendwann sowieso alles bezahlen."
Das Fazit
Die EU-Staaten müssen die Krise gemeinsam bewältigen. Daran besteht kein Zweifel. In Deutschland wird es in der nächsten Zeit wichtig sein, strauchelnden Unternehmen unter die Arme zu greifen. Ein wichtiges Thema ist dabei auch die Bildung und die Unterstützung von Familien mit Kindern. Sie brauchen sowohl Geld für die Anschaffung wichtiger Utensilien, die für den Unterricht zu Hause nötig sind, als auch ein baldigen Unterrichtsbetrieb in den Schulen und eine Betreuung in der Kita.