Mundartserie: Heute zum Begriff «Grüble»
by azVom Mundartwörterbuch zu Literatur inspiriert: Der Aargauer Schriftssteller Andreas Neeser mit einem Gedicht der etwas anderen Art.
Sehnsucht, halbi zwöi
Du hättsch no Liecht am halbi zwöi
und stiendsch bim offne Fäischter zue,
e weiche Blick gieng über d Gass,
hättsch irgendnöimen öppis gsuecht.
I winke still mit offnem Muul,
mer sind is jede s ander Aug.
Du singtisch liislig öises Lied
und preichtisch alli blaue Töön,
wie früecher tantzte mer am Strand,
e Muschle, s Ruusche vo der Wält.
I mache der us Kläng es Meer,
mer schwimme drin wie Musigfisch.
Du wüsstisch nid, was d mit der miechsch
esoo elei, am halbi zwöi,
de giengsch der sälber uuf als Stärn
und schiintisch eifach niene hii.
I tänk mer s allerhellschte Wort
und schriiben is e Sunne druus.
Du schmöcktisch schwäär nach Orient
e Schleier hüllti alles ii,
mer wääre nüüt als Duft us Tuech
vo tuusig Nächt mit Wüeschtebluescht.
Und wenn d mer de di Name seisch,
de geb i der derzue mis Gsicht.
I ha scho mängisch tänkt
I ha scho mängisch tänkt, de Wind,
wo eifach dur eim duregoht,
die gspässig Luft, wo niemer gspüürt,
het irgendöppis im Gepäck,
de frömdi Schnuuf vo soo wiit häär –
es pfiifft bi jedem chliine Schritt.
I ha scho mängisch tänkt, das Grüüsch,
wenn d Sunne wien e Bole feiss
und heiss i s Wasser ineplatscht,
es würdi zische bis i s Härz,
und immer wiiterbrönne würds,
ganz unde, zunderscht a der Nacht.
I ha scho mängisch tänkt, das Liecht,
wo vor em Fäischter usse hockt
und gar nid weiss, öbs ine wett,
das breitet z Ooben öppis uus
es chääsigs Stückli Stoff, es Tuech
i gsehne Fäde dinn wie Tröim.
I ha scho mängisch tänkt, das Bild,
wo plötzlich i eim innen isch,
vo nienehäär, wie Wolkefluck,
verdichtet sich, es ticket ii,
me gsehts, me zuckt, vilicht, me stutzt
und zmitts im Zungeschlaag ischs furt.
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