Fintech-Kooperation

Deutsche Vermögensberatung launcht Berater-App mithilfe von Finleap

Die App soll den rund 17.000 DVAG-Beratern die Arbeit erleichtern. Wegen der Coronakrise wurde der Start des digitalen Tools um ein halbes Jahr vorgezogen.

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Fintech-Lösungen

Die Berliner Fintech-Schmiede Finleap hat seit der Gründung Unternehmen wie die Solarisbank entwickelt.(Foto: dpa)

Berlin. Während sich manche Prozesse wie etwa Bauprojekte wegen der Coronakrise verzögern, wirkt die Pandemie für viele digitale Projekte beschleunigend. So auch für eine Berater-App, die mehreren Tausend Vermögensberatern die Arbeit erleichtern soll. Entwickelt wurde die App von der Deutschen Vermögensberatung AG (DVAG) und der Berliner Fintech-Schmiede Finleap. Nun haben sie das digitale Tool live geschaltet.

Die rund 17.000 DVAG-Berater werden nach Informationen des Handelsblatts nun mit einer App versorgt, die „Vermögensplanung Digital“ getauft wurde.Ursprünglich sollte die App erst im zweiten Halbjahr 2020 gestartet werden. Doch wegen der Coronakrise, die den Bedarf an digitalen Lösungen noch einmal deutlich machte, wurde der Launch nach einer Testphase mit 1000 Beratern vorgezogen.

Zwei Jahre lang haben die DVAG, nach eigenen Angaben Deutschlands größte eigenständige Finanzberatung, und Finleap, nach eigener Einschätzung Europas führendes Fintech-Ökosystem, an der App gearbeitet. Dazu haben sie eigens das Joint Venture „Deutsche Fintech Solutions“ gegründet, an dem beide Unternehmen gleichberechtigt beteiligt sind. Zum Investitionsvolumen des Joint Ventures, in dem 40 Mitarbeiter tätig sind, machen beide Partner keine Angaben.

Mit dem neu entwickelten digitalen Tool soll nun für 17.000 DVAG-Berater Schluss sein mit Excel-Tabellen und PDFs. Stattdessen können sie mit der App alle Daten digital erfassen, auswerten und zentral speichern. „Mit dieser Anwendung wird das Beratungsgespräch für unsere Kunden und Berater noch effektiver“, sagt DVAG-Vertriebsvorstand Markus Knapp.

Ein Abschied von der persönlichen Beratung sei mit der App allerdings nicht verbunden. Gerade die Coronakrise habe gezeigt, wie unentbehrlich die Beratung von Mensch zu Mensch sei, heißt es bei der DVAG.

Das Joint Venture ist eine Win-win-Kooperation

Nicht nur die DVAG sieht nun durch die App ihre Vermögensberater im Wettbewerb gut gewappnet – auch für die Fintech-Plattform Finleap stellt die Zusammenarbeit eine Win-win-Situation dar. Die Einführung der App bedeutet einen Prestigeerfolg für Finleap.

Schließlich gehört die DVAG zu den Riesen in der Branche. Der Umsatz stieg im vergangenen Jahr um gut 19 Prozent auf rund 1,9 Milliarden Euro, die 17.000 Berater kümmern sich um etwa acht Millionen Kunden.

Seit der Gründung im Jahr 2014 hat Finleap 17 Unternehmen entwickelt, wie beispielsweise die Solarisbank, Pair-Finance, Elinvar, sowie weitere Unternehmen übernommen, wie die Onlinebank für Geschäftskunden Penta, und den API-Dienstleister Figo.

Im Sommer vergangenen Jahres begann der Start-up-Spezialist mit einem größeren Umbau und gründete Finleap Connect, unter anderem um Finanzlösungen und -produkte für Firmenkunden anzubieten.

Finleap-Chef Ramin Niroumand äußert sich deutlich zufrieden zur Zusammenarbeit. Da das Joint Venture als separates Unternehmen gegründet wurde, konnte das Team nach Einschätzung Niroumands „Dinge auch mal anders machen und dadurch die Geschwindigkeit hochhalten“. Auf jeden Fall sei dieses Vorhaben deutlich schneller umgesetzt worden als ein durchschnittliches IT-Projekt innerhalb eines großen Konzerns.

Die Arbeit des Joint Ventures soll nun um weitere zwei Jahre fortgeführt werden. „Ich freue mich sehr, dass wir gemeinsam an der Zukunft der hybriden Finanzberatung“, also der Kombination von digitaler und persönlicher Beratung, „weiterarbeiten können“, sagt der DVAG-IT-Vorstand Christian Glanz.

Geführt wird das Joint Venture ab dem 1. Juni von Pascal Müller. Zuvor war Müller bei der Smartphonebank N26 Head of Global Banking Strategy & Excellence. 

Mehr: Die Coronakrise wird für DVAG-Chef Pohl zur neuen Bewährungsprobe.