Studie: US-Strafzölle treffen europäische Familienunternehmen

Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones)--Die von den USA verhängten Straf- und Ausgleichszölle führen bei Familienunternehmen in Europa nach einer Studie im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen zu erheblichen Wettbewerbsnachteilen. Der Handelsstreit greife demnach auf Branchen über, die mit dem ursprünglichen Handelskonflikt nichts zu tun haben. Die Studienautoren Gabriel Felbermayr, der Chef des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, und Christoph Herrmann von der Universität Passau empfehlen deswegen einen europäischen Ausgleichsfonds für EU-ansässige Unternehmen.

"In Zukunft ist häufiger damit zu rechnen, dass handelspolitische Streitigkeiten Kollateralschäden in unbeteiligten Sektoren hervorrufen", warnten sie. Die EU-Kommission solle dringend Abwehrmaßnahmen einleiten. Ein Kompensationsmechanismus solle aus beihilferechtlichen Gründen auf EU-Ebene angesiedelt sein. Die europäischen Unternehmen sollten so gegen die Handelsrisiken abgesichert werden. Die USA und China verfügten bereits über entsprechende Instrumente.

"Für die wirtschaftliche Erholung nach der Corona-Pandemie ist ein funktionierender Welthandel entscheidend", betonte Stiftungsvorstand Rainer Kirchdörfer. "Wir müssen uns darauf einstellen, dass die globalen Handelskonflikte zunehmen." In der Studie wird laut der Stiftung ausgeführt, dass Sonderzölle zu erheblicher Unsicherheit bei den Unternehmen führten. Die Höhe der Zölle liege nicht fest, sondern könne einseitig von den USA erhöht werden. Die Unsicherheit über das Zollregime schränke den Handel oft stärker ein als die Zölle selbst, schrieb Felbermayr.

Von den Sonderzöllen wegen Airbus ist laut der Studie mit einem Exportvolumen von rund 3 Milliarden Euro am stärksten die europäische Flugzeugindustrie betroffen. An zweiter Stelle stünden Likör- und Branntweinhersteller mit einem Exportvolumen von knapp 2 Milliarden Euro, dann folgten Maschinenbauer. Die volkswirtschaftlichen Effekte seien vor allem in Deutschland schon sichtbar. Wegen der Airbus-Sonderzölle seien die deutschen Güterexporte um jährlich rund 650 Millionen Euro zurückgegangen. Insgesamt beträfen die Zölle ein Handelsvolumen von 8,4 Milliarden Euro, davon entfalle mehr als ein Fünftel auf deutsche Unternehmen.

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

DJG/ank/apo

(END) Dow Jones Newswires

May 24, 2020 20:00 ET (00:00 GMT)