Volleyballmeister Berlin plant Abwanderung nach Polen
Die Berlin Volleys bewerben sich um eine Aufnahme in die polnische PlusLiga. Sagt der europäische Verband zu, ist der Abschied so gut wie perfekt. Die deutsche Liga kritisiert die Pläne heftig: „Das Thema kommt zur Unzeit.“
Nun also doch. Nachdem die Berlin Recycling Volleys vor Kurzem noch entsprechende Meldungen dementiert hatten, bestätigte der Klub jetzt die Vermutungen. Der deutsche Volleyballmeister will die Bundesliga verlassen und stattdessen in die leistungs- und finanzstarke Eliteliga Polens abwandern. „Jetzt sind die Pläne so konkret wie noch nie“, sagte Manager Kaweh Niroomand dem „Tagesspiegel“.
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Laut Niroomand seien die Gedankenspiele immer konkreter geworden, da die Bundesliga in den kommenden Jahren nach wirtschaftlichen Problemen vieler Klubs erwartbar mehr an Qualität verlieren wird.
Verband muss zustimmen
„Die Liga wird schwächer sein nach Corona“, sagte Niroomand und ergänzte: „So können wir dort nicht mehr vorankommen. Aus eigener Kraft können wir nicht mehr wachsen.“ Deswegen gibt es für die Berliner nur einen Ausweg, um hochklassigen Volleyball zu zeigen: „Entweder wir gehen einen neuen Weg oder wir schrauben zurück.“
Die Wahrscheinlichkeit, dass es mit einem Wechsel ins Nachbarland klappt, sei „nicht so groß“, sagte Niroomand. Der europäische Verband CEV könnte das noch verhindern, aber: „Wir müssen es einfach probieren.“ Wann ein Wechsel möglich sein kann, ist offen. In der kommenden Saison wird der Meister sicher in der Bundesliga bleiben.
Aber eine Stagnation wollen die Berliner nach dem vorzeitigen Abbruch der Saison wegen der Corona-Pandemie verhindern, sich stattdessen weiter verbessern, international mitmischen und Topspieler anlocken. Deswegen habe Niroomand die Macher der polnischen Liga auch direkt kontaktiert. Die Verantwortlichen treffen sich in den nächsten Tagen zu Beratungen, dabei soll auch über die Volleys gesprochen werden.
Die Volleyball Bundesliga (VBL) kritisierte die Pläne. „Mit Blick auf Themen wie die Wiederaufnahme des Spielbetriebs im Herbst, die in der Volleyball Bundesliga derzeit im Fokus stehen, empfinde ich das Verhalten der Berliner als unsolidarisch“, erklärte VBL-Präsident Michael Evers. „Ich finde das nicht solidarisch. Es gab immer mal dominate Teams wie Alba Berlin im Basketball oder den THW Kiel im Handball, die einst über Jahre ihre Ligen dominierten. Da dachte auch niemand daran, ins Ausland zu wechseln mit seinem Verein. Da habe ich kein Verständinis für. Wenn Kaweh Niroomand glaubt, die Kirschen in des Nachbars Garten schmecken süßer, muss er eben dahin gehen“, so Evers im WELT-Gespräch.
Er bedauere, dass es überhaupt derartige Gedankengänge gäbe. „Zu sagen, ich verlasse das gemeinsame Projekt, da fehlt mir das Verständnis, sagte Evers. „Der Gedanke und das Thema kommen zur Unzeit. Das hilft uns nicht. Damit kann man das Sommerloch schließen, mehr nicht. Zu sagen, es wurden sich zu wenige Gedanken gemacht, ist zu einfach. So macht er das Produkt nicht besser.“
SeKa/lwö