Diese Drohne kann mehr, als das Gesetz erlaubt
Mit der Mavic Air 2 hat DJI eine Drohne gebaut, deren Flugleistung und Videoqualität derzeit kaum zu schlagen ist. Im Test zeigt sich aber, dass man sie gar nicht so weit fliegen kann, wie die Funkverbindung reicht.
Warum DJI seine neuste Drohne Mavic Air 2 nennt, ist kaum zu verstehen. Denn sie hat im Grunde kaum etwas mit ihrem Vorgänger zu tun. Zwar lässt sie sich ähnlich wie die Mavic Air zu einem kompakten Paket zusammenklappen. Doch in praktisch allen Funktionen übertrifft die Mavic Air 2 ihren Vorgänger so sehr, dass sich DJI einen neuen Namen hätte ausdenken sollen.
Im Test zeigt sich, dass die Mavic Air 2 die derzeit wohl leistungsfähigste Hobbydrohne ist, die auch viele professionelle Drohnenpiloten zufriedenstellen dürfte.
Kaum eine andere Hobbydrohne kommt auf die Reichweite der Mavic Air 2. Auf dem Papier ist DJI da allerdings sehr großzügig. Der Akku soll 34 Minuten durchhalten, die Drohne mit ihrer proprietären Übertragungstechnologie OcuSync 2.0 soll die Videoübertragung in HD-Qualität bis zu einer Entfernung von zehn Kilometern schaffen. In der Praxis muss man hier aus mehreren Gründen nach unten korrigieren.
Die Funkverbindung wird durch andere Funkquellen beeinträchtigt, sodass in einem bewohnten Umfeld mit Wlan-Netzen in der Nähe zehn Kilometer wohl eher ein Wunschtraum bleibt. Im Test zeigt sich, dass eher die Hälfte realistisch ist. Aber das liegt nicht nur an der Funksignalstärke. Es liegt auch an der Flugreichweite.
Wer auf die Idee kommt, seine Mavic Air 2 zehn Kilometer weit zu fliegen, wird sie nicht mehr zurückholen können. Im Test kamen wir mit leichtem Wind auf eine Akkulaufzeit von etwa 27 Minuten. Das bedeutet, dass nach einer Strecke von etwa fünf Kilometern die Drohne von sich aus den Heimflug antritt – eine „Return-to-Home“-Sicherheitsroutine, die man besser nicht abbrechen sollte. Weil sich die Drohne über ihre GPS-Satellitenortung den Startpunkt merkt, kehrt sie dann genau dorthin zurück.
Doch eine solche Flugentfernung ist in Deutschland gar nicht zulässig, weil hier immer in Sichtweite geflogen werden muss. So ist die Flugleistung der Mavic Air 2 auch eher eine technische Versicherung. In jedem Fall ist sie größer als bei den bisherigen Mavic-Drohnen. Auch die Fernbedienung wurde überarbeitet. Sie verzichtete auf ein Display und nutzt dafür ausschließlich das Smartphone, das in einen neuen Schiebemechanismus sicher eingeklemmt wird.
Viele Funktionen für Videoaufzeichnung
Neben der Flugleistung hat DJI auch die Foto- und Videoqualität der Drohne deutlich verbessert. Sie ist die erste Drohne der Mavic-Reihe, die Videos in der hohen 4K-Auflösung mit 60 Bildern pro Sekunde und einer Bitrate von 120 Megabit pro Sekunde aufzeichnet. Bisher waren nur halb so viele Bilder pro Sekunde möglich. Die Aufnahmen werden also flüssiger.
Schalten Nutzer jedoch den HDR-Modus ein, sodass in den Bildern ein größerer Dynamikumfang festgehalten wird, reduziert sich die Aufnahme auf 30 Bilder pro Sekunde. Das gilt auch für das automatische Verfolgen eines Ziels. So fliegt die Drohne auf Wunsch automatisch beispielsweise einem Fahrradfahrer hinterher und weicht dabei Hindernissen wie Bäumen und Straßenschildern eigenständig aus.
Im Test funktionierte das hervorragend, selbst wenn das Objekt einmal kurz aus dem Sichtfeld der Drohne verschwindet. Algorithmen errechnen die wahrscheinliche Bewegung des Objektes und steuern die Drohne entsprechend.
Es gibt eine ganze Reihe von Funktionen, die es Nutzern erleichtern, professionelle Videos aufzunehmen. Eine Spotlight-Einstellung fixiert ein Objekt in der Mitte des Videos, während der Nutzer die Drohne frei steuert. Auch in der Mavic Air 2 gibt es die bei Nutzern beliebten Quickshot-Funktionen, die automatische Flugmanöver ermöglichen, wie zum Beispiel das Umkreisen eines Objektes während das Zielobjekt in der Mitte des Videos fixiert bleibt.
Leider funktionierte das im Test nur in HD-Qualität, offenbar ein Fehler in der Software, der noch ausgemerzt werden muss. Auf Nachfrage versicherte DJI eine Nachbesserung mit einem Software-Update im Sommer.
Fotos macht die Mavic Air 2 mit ihrem 1-Zoll-Sensor in der sehr hohen 48-Megapixel-Auflösung. Außerdem gibt es eine Szenenerkennung, bei der die Einstellungen noch einmal optimiert werden, wenn die Kamera einen Sonnenuntergang, Himmel, Gras, Schnee oder Bäume erkennt.
Ähnlich wie bei Smartphones gibt es auch eine Funktion für die Fotoaufnahme bei wenig Licht, die DJI HyperLight nennt. Dabei werden mehrere Fotos zu einem Ergebnis zusammengerechnet, sodass es weniger Bildrauschen gibt. Fotos, bei denen die Szenenerkennung oder HyperLight zum Einsatz kamen, werden in einer Auflösung von zwölf Megapixel gemacht.
Lieferschwierigkeiten wegen Corona-Krise
Fazit: DJI legt mit der Mavic Air 2 ein im Markt hervorragendes Leistungspaket vor, das sogar einige Drohnen aus dem eigenen Haus in den Schatten stellt, die mehr als 1000 Euro kosten. Die Mavic Air 2 wird für 850 Euro verkauft. Das ist zwar nicht gerade günstig für eine Hobbydrohne. Doch zu diesem Preis gibt es die Leistung nirgendwo.
Dazu hat DJI noch mehrere Sicherheitsfunktionen verbaut. Die Mavic Air 2 hat Hindernissensoren, die nach unten, nach vorn und nach hinten ausgerichtet sind, sodass sie auch bei unachtsamen Nutzern nirgendwo dagegen fliegt.
Quelle: DJI
Darüber hinaus ist sie die erste Verbraucherdrohne, die eine Technologie mit dem Namen AirSense verbaut hat. Sie empfängt damit Signale von Flugzeugen oder Hubschraubern, die sich in der Nähe aufhalten – und warnt den Drohnenpiloten, damit er seine Drohne niedriger fliegt oder landet.
DJI hatte jedoch bedingt durch die Corona-Krise bei einigen dafür benötigten Komponenten Lieferschwierigkeiten. Deswegen ist diese Technologie derzeit nur in den Drohnen verbaut, die in Nordamerika verkauft werden. Wir konnten die Technik in den USA testen, sie funktionierte einwandfrei und erhöht die Sicherheit deutlich.
Sie soll künftig auch in den Mavic-Air-2-Modellen verbaut werden, die es in Europa zu kaufen gibt. Wer darauf nicht verzichten will, sollte mit dem Kauf noch etwas warten.
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Quelle: WELT/ Sebastian Struwe
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