Eine gute kleine Helferin bei der Filmentwicklung für ihren Vater. Dass ein Foto gut auf dem Papier erscheinen konnte, hielt die Kleine für ihre gute gelungene Kooperation mit dem Vater.
Wunderbare Momente
by Hui YuText und Zeichnung von Yu Hui
Ab dem Alter von 6 Jahren fiel es Hui schon leicht, ihre Beine in eine gerade
Linie zu spreizen und ein paar Minuten zu halten. Während ihr Vater, ein
Zeichenlehrer auf einem Gymnasium, für das Schulballett ein Bühnenbild
erschuf, oder an einer Vorbereitung für die Bühnenbeleuchtung in der
Sporthalle arbeitete, übte Hui dabei vergnügt einige Ballettbewegungen.
Sie hatte sich viel durch Beobachtung des Trainings vom Schulballett
gemerkt, welches sie nachmachen konnte. Sie bewunderte die
Tanzmitglieder des Schulballetts für ihr Können und das Talent zum Tanzen.
Sie alle kamen aus der Oberstufe in diesem Gymnasium und waren
zwischen 17 und 18 Jahre alt. Die Aufführungen "Das weißhaarige Mädchen"
und "Red Detachment of Women" durch das Schulballett sind in ihrer Stadt
bekannt und sehr beliebt beim Publikum. Dadurch kannten fast alle im
Schulbereich in dieser Stadt ihren Vater und die Musik- und Tanzlehrer,
die mit ihrem Vater zusammen für das Tanz Team arbeiteten.
In ihrer Kindheit war Hui ein sehr ruhiges Mädchen. Sie ging fast nie von zu
Hause aus zum Spielen mit anderen Kindern. Zu Hause gab es viel
Bilderbücher für Kinder und Romane für Erwachsener, worunter auch
damals in China verbotene weltweit bekannte ins chinesisch übersetzte
Literatur in der Sammlung waren. Das war die erste Quelle von Wissen für
Hui. Dadurch lernte sie mehr Wörter als in der Schule. Durch das
Selbststudium und mit Hilfe eines Wörterbuchs hat sie ihren Sprachschatz
erweitert, obwohl sie eigentlich den Sinn eines Buches gar nicht
nachvollziehen konnte. Dazu begann sie auch mit dem Zeichnen, indem sie
die Bilder aus den Bilderbüchern nachzeichnete. Schritt für Schritt mochte
sie die Zeit zu Hause mehr als in der Schule, weil eine andere Welt sie
begeisterte und inspirierte. Aber trotzdem wollte ihr Vater sie die Außenwelt
kennen lernen lassen. Deshalb nahm er sie oft mit, wenn er nachmittags
ohne Unterricht immer wieder zur Schule ging. In dieser Zeit entstand ihre
nahe Beziehung zum Ballett.
Hui ist sehr stolz darauf, die Beine zum Spagat spreizen zu können, wobei sie
im Gras diese Pose einnahm, als ihr Vater sie fotografierte. Dann freute sie
sich so sehr auf die Zeit, wo sie zu Hause mit ihrem Vater in der vorübergehend
gestalteten Dunkelkammer für die Entwicklung von Weiß-Schwarz-Filmen blieb
und das entwickelte Foto endlich wahrnahm.
Ihr Vater liebte Fotografie neben seinem Zeichnen. Er kaufte eine Linse, eine
gelbe Dunkelkammerlampe, entwarf ein Entwicklungsgerät für Schwarzweiß
Fotos, und baute es aus Holz. Er kaufte Fixierer und Entwickler in Pulverform
sowie eine große Menge von Fotopapieren. Für ihn war die kleine Hui bei der
Filmentwicklung eine gute Helferin.
Sie konzentrierte sich sehr auf ihre Aufgabe, indem sie das belichtete
Fotopapier in die Entwicklerlösung legte und es langsam hin und her bewegte
und dabei mehrmals umdrehte. Endlich bis ein deutliches Bild auf dem
Fotopapier herauskam, gab sie es schnell in die nächste Schale mit der
Fixierlösung. Dort blieb das Foto für eine Weile, danach wusch sie es sorgfältig
in einem Becken mit reinem Wasser, woraus sie es zum Schluss herausnahm
und vorsichtig auf ein breites Brett zum Trocknen hinlegte. Dass ein Foto gut
auf dem Papier erscheinen konnte, hielt Hui für ihre gute gelungene
Kooperation mit dem Vater.
Viele Nächte verbrachte Hui mit ihrem Vater in der Dunkelkammer bei der
gemeinsamen Arbeit und war in die Freude der Bildgebung versunken, denn
der Vater, der Kunst gut verstand, konnte durch Knipsen einen wunderbaren
Moment dauerhaft einfrieren.
Hui‘s Eltern hatten drei Töchter. Hui war die jüngste, alle lebten in einer
Wohnung mit 2 miteinander verbundenen Zimmern. Ihre Eltern schliefen
im kleinen Zimmer im hinteren Teil und die 3 Töchter im großen Zimmer
nahe der Eingangstür. Wenn die Filmentwicklung ablief, wurde es den
Müßiggängern verboten, das kleine Zimmer, das dann als Dunkelkammer
diente, zu betreten. Der Vater kaufte auch einen schwarzen Dichtvorhang
und hing ihn zusätzlich an die angelehnte Tür, um zu vermeiden, dass Licht
ins Zimmer eindringt. Dazu bereitete ihr Vater eine kleine Taschenlampe
vor für die gelegentliche Beleuchtung.
Der Schreibtisch im Zimmer der Eltern ist nicht groß. Alle anderen Dinge
mussten bei der Filmentwicklung weggeräumt werden. Das
Entwicklungsgerät, drei Plastikbehälter für Entwicklungslösung, Fixierlösung
und Wasser, bedeckten vollständig den Tisch bis zum Rand. Das mit einem
Weißen Papier bedeckte Brett für das Trocknen der Fotos musste dann auf
dem Bett der Eltern liegen.
Jedes Mal arbeitete ihr Vater an der Filmentwicklung bis nach Mittnacht oft
bis etwa 1 Uhr. Hui half ihm immer dabei. Aus Freude und Begeisterung
fühlte sie sich überhaupt nicht schläfrig. Ihre Mutter und die zwei Schwestern
blieben geduldig im großen Zimmer, ohne sich zu beschweren, denn sie
wussten alle, es lohnt sich auf die wunderschönen Fotos zu warten.
Autor: Hui Yu aus Niederösterreich |
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