So reagiert der deutsche Fußball auf den Klinsmann-Rücktritt - Köln-Chef Heldt: "Unverschämt"
Die deutschen Fußball-Trainer und -Funktionäre haben eine klare Meinung zum Spontan-Rücktritt von Jürgen Klinsmann als Trainer von Hertha BSC: Während Bayern-Trainer Hansi Flick seinen Stil von dem des Ex-Bundestrainers abgrenzte, findet Köln-Sportdirektor Horst Heldt Klinsmanns Verhalten einfach nur "unverschämt".
by Redaktion SportbuzzerSein plötzlicher Rücktritt am Dienstag hat für großes Aufsehen gesorgt: Jürgen Klinsmann ist nicht mehr Trainer von Hertha BSC - und wird auch nicht in den Aufsichtsrat des Hauptstadt-Klubs zurückkehren. Vor allem die Art und Weise des über Facebook verkündeten Aus hat auch einige deutsche Fußball-Trainer und -Funktionäre massiv irritiert.
So auch den Sportdirektor des 1. FC Köln, Horst Heldt: "Ich fand die Aktion schon extrem unverschämt“, sagte der 50-Jährige am Freitag in der Pressekonferenz des Bundesligisten und nahm seinen Berliner Manager-Kollegen in Schutz. "Ich fand das nicht ansatzweise nachvollziehbar. Ich habe mit Michael Preetz geschrieben, weil ich weiß, wie schwer so eine Situation ist", sagte Heldt. Und der Köln-Chef lederte direkt weiter: "Wenn man vom einen auf den anderen Tag im Stich gelassen wird, ist das schon krass."
Dieter Hecking über Jürgen Klinsmann: "Wollte zu schnell zu viel"
Als Grund für seinen Rücktritts-Entschluss nannte Klinsmann unter anderem Unstimmigkeiten über die Aufteilung der Kompetenzen in der sportlichen Leitung. Der Ex-Bundestrainer wollte ähnlich wie die Manager in der Premier League die volle Kontrolle über Spielertransfers haben. "Die Kultur in Deutschland hat sich dahingehend nicht entwickelt. Zehn, zwölf Jahre zurück waren wir Trainer viel mehr involviert, was Transfers angeht", sagte HSV-Trainer Dieter Hecking. Heutzutage werde das Mitspracherecht der Trainer in dieser Angelegenheit geringer. „Das geht immer mehr über Sportdirektoren und Kaderplaner“, meinte Hecking, der zu dem Entschluss kommt: "Ich glaube, dass der Jürgen zu schnell zu viel wollte, dass Hertha noch nicht so weit war."
Anders als Klinsmann sieht Bayern-Trainer Hansi Flick die Trennung von Coach und Manager als wichtig an. "Ich glaube einfach, dass Trainer und Sportdirektor zwei grundverschiedene Berufe sind. Es ist entscheidend und wichtig, was ein Verein für eine Philosophie hat, für was ein Verein steht", so Flick, der sich im Winter-Trainingslager mit FCB-Sportdirektor Hasan Salihamidzic über Neuzugänge zoffte. "Wichtig ist, dass man da eine gute Basis, ein gutes Gleichgewicht findet. Entscheidend ist immer, für was für einen Fußball der Verein stehen möchte, für was für Werte, was für eine Philosophie er vermitteln will“, führte Flick aus. „Der Sportdirektor ist mitentscheidend, der Trainer ist mitentscheidend - und die Spieler sind es.“
Nach dem Klinsmann-Rücktritt: Die möglichen Trainer-Kandidaten bei Hertha BSC
Neuer Hertha-Trainer Alexander Nouri: Klinsmann-Arbeit "nicht über den Haufen werfen"
Bei der Frage nach der Art und Weise des Rücktritts von Klinsmann über ein Soziales Netzwerk ließ sich Flick nicht locken. "Ich bin weder bei Facebook noch bei Instagram - da kann es bei mir schon mal gar nicht funktionieren", scherzte der Bayern-Trainer.
Bei Hertha BSC wird nach dem Klinsmann-Abgang nun der bisherige Co-Trainer Alexander Nouri an der Seitenlinie stehen. Dass Nouri nach seinem erfolglosen Trainer-Ende bei Werder Bremen und dem gescheiterten Kurzzeit-Engagement beim FC Ingolstadt überhaupt auf der großen Bühne stehen darf, hat er auch seinem Vorgänger zu verdanken. "Grundsätzlich bin ich erstmal sehr dankbar, dass ich die Gelegenheit bekommen habe", sagte der Interimscoach. Für das Abstiegsduell mit dem Schlusslicht will sich der 40-Jährige dabei auch an seinem Vorgänger orientieren: "Alles über den Haufen zu werfen, macht auch keinen Sinn, wir sind auf einem guten Weg fußballerisch. Diesen Weg wollen wir fortsetzen."