Nach Masernfällen: Das Gesundheitsamt rät dringend zur Impfung

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Masernerkrankungen halten die Behörde in Offenburg auf Trab. Nur selten sei eine Impfung nicht erfolgreich, heißt es in einer Mitteilung.

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Kinderarzt impft ein einjähriges Kind in den Oberschenkel. Foto: Julian Stratenschulte (dpa)

Die Masernerkrankungen im Ortenaukreis beschäftigen nach wie vor das Gesundheitsamt im Landratsamt. Es warnt abermals eindringlich vor den Folgen einer Ansteckung. "Eine Masernvirusinfektion ist keine leichte Sache für den Körper", betont Evelyn Bressau, Leiterin des Gesundheitsamts, "zum einen durch die Masernerkrankung selbst. Diese geht mit Fieber, Bindehautentzündung, Schnupfen, Husten und einem bräunlich-rosafarbenen Hautausschlag einher, zum anderen bedingt die Infektion zusätzlich eine Immunschwäche von mindestens sechs Wochen." Als Konsequenz könne vorübergehend eine erhöhte Empfänglichkeit für Infektionen bestehen. "Am häufigsten sind Mittelohrentzündung, Bronchitis, Lungenentzündung und Durchfälle", so Bressau.

Eine besonders schwere Komplikation sei die Gehirnentzündung, zu der es in etwa 0,1 Prozent der Fälle komme. "Sie tritt etwa vier bis sieben Tage nach Beginn des Hautausschlages auf, mit Kopfschmerzen, Fieber und Bewusstseinsstörungen bis zum Koma. Bei zehn bis 20 Prozent der Betroffenen endet sie tödlich", so Bressau. Bei jedem dritten Erkrankten müsse mit bleibenden Schäden am Zentralen Nervensystem gerechnet werden.

Eine andere Form der Gehirnentzündung, die sogenannte "subakute sklerosierende Panenzephalitis" (SSPE), stelle zudem eine sehr seltene Spätkomplikation dar. Sie trete durchschnittlich sechs bis acht Jahre nach der Infektion auf. Der Verlauf ende tödlich. "Die Wissenschaft geht von durchschnittlich vier bis elf SSPE-Fällen pro 100 000 Masernerkrankungen aus." Ein deutlich höheres Risiko bestehe bei Kindern unter fünf Jahren, hier gehe man von 20 bis 60 SSPE-Fällen pro 100 000 Masernerkrankungen aus.

Das Gesundheitsamt betont den wirksamen Schutz der Impfungen vor Masernerkrankungen: Unabhängig vom Impfalter (mindestens neun Monate) und der geographischen Region betrage die Effektivität einer Masern-Impfstoffdosis in Europa im Durchschnitt 91 Prozent.

93 bis 99 Prozent Effektivität der zweimaligen Impfung

Die Effektivität der zweimaligen Impfung zur Verhinderung einer Masernerkrankung sei in einer europaweiten Übersichtsarbeit mit 93 bis 99 Prozent angegeben – je nach Studie. "Wenn alle Kinder nur einmal gegen Masern geimpft würden", so Bressau, "könnten Ausbrüche nicht verhindert werden, da hierzu mindestens 95 Prozent der Bevölkerung immun gegen die Masern sein müssen." Aus diesem Grund werde eine zweifache Impfung auch von der Weltgesundheitsorganisation empfohlen.

Dadurch hätten die Masern in Nord- und Südamerika sowie in einigen europäischen Ländern ausgerottet werden können. Die zweite Impfung gegen Masern reduziere entscheidend den Anteil jener Kinder, die nach der ersten Impfung empfänglich für Masern geblieben sind – rund zehn Prozent.

Meist sind ungeimpfte und nur einmalig geimpfte Personen betroffen

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts betreffe der überwiegende Anteil der Masernfälle in Deutschland ungeimpfte und einmalig geimpfte Personen. "Bei den derzeitigen Erkrankungen im Ortenaukreis sind nur ungeimpfte Personen erkrankt", so Bressau. Nur in sehr seltenen Fällen sei eine Impfung nicht erfolgreich: "Dies kann bei einer Immunschwäche der Fall sein oder bei Kindern durch Wechselwirkungen mit mütterlichen Antikörpern verursacht werden. Auch Fehler in der Impfstofflagerung oder bei der Impfung kommen als Gründe in Frage." Ein sekundäres Impfversagen liege vor, wenn eine nur schwach entwickelte Immunität nach der Impfung im Laufe der Zeit nachlässt.