Französin wurde 122
Ältester Mensch gab mit 117 das Rauchen auf
by n-tv NACHRICHTENDie Französin Jeanne Calment starb 1997 als ältester Mensch der Welt und bis heute gibt es keinen Nachweis, dass jemand noch älter geworden wäre. Doch sie rauchte knapp 100 Jahre ihres Lebens. Wie kann das sein?
Das US-Magazin "New Yorker" hat in einer großen Geschichte die Kontroverse um den ältesten Menschen der Welt aufgegriffen - im vergangenen Jahr sorgte der russische Mathematiker Nikolai Sak für Aufsehen mit der These, Jeanne Calment sei eine Betrügerin gewesen. Die Französin starb 1997 im Alter von 122 Jahren und gilt als ältester Mensch, der jemals gelebt hat. Zu den zahlreichen Anekdoten, die sich um ihr Leben ranken, gehört, dass sie als Kind einmal den Maler Vincent van Gogh traf. Er sei "hässlich wie eine Laus" gewesen, soll sie gesagt haben.
Sak behauptete, Calments Tochter Yvonne habe in den 30er Jahren ihre Identität angenommen - sie wäre demnach nicht 122, sondern nur 99 Jahre alt gewesen. Stichhaltige Beweise blieb er aber schuldig, eine neue Untersuchung bestätigte das hohe Alter Calments. Das sorgt auch mehr als 20 Jahre nach ihrem Tod für Interesse - vor allem, weil sie keineswegs besonders viel für ihre Gesundheit getan zu haben scheint. In dem "New Yorker"-Artikel wird etwa auch erwähnt, dass Calment erst mit 117 das Rauchen aufgegeben habe.
Die Information gehört zur Folklore rund um die berühmte Greisin. Genau wie die zwei Pfund Schokolade, die Calment eigenen Angaben zufolge jede Woche verspeiste, und das tägliche Glas Portwein, das sie getrunken haben soll. Immerhin: Sie war auch eine emsige Radfahrerin und bestieg ihren Drahtesel bis ins Alter von 100 Jahren, um durch ihre Heimatstadt Arles zu radeln. Dennoch stellt die Tatsache, dass Calment ein Jahrhundert lang rauchte, die Gewissheit infrage, ob Rauchen wirklich so gefährlich ist. Das ist es natürlich, wie vielfach erwiesen wurde. Die Frage ist eher, warum manche Menschen die Glimmstengel besser vertragen als andere.
In einer Studie von zwei kalifornischen Universitäten aus dem Jahr 2016 wird die Theorie aufgestellt, dass Raucher, die sehr alt werden, eine angeborene Resilienz, also eine Widerstandskraft gegen die Gefahren des Rauchens haben. Demnach gebe es Markergene, die darauf hindeuteten. Laut der Studie gibt es Indizien dafür, dass diese Gene die Lebensspanne verlängern, da sie es Zellen ermöglichten, schneller zu regenerieren. Die Zahl der Menschen, die diese Gene trage, sei aber extrem klein, zitierte die "Washington Post" die Studienautorin Morgan Levine von der University of California in Los Angeles.
Der Lübecker Genetiker Lars Bertram sagte der "Welt", man könne 20 bis 30 Prozent der Lebenserwartung mit den Genen erklären. Wer "schlechte Gene" habe, könne durch Lebensstil und Ernährung einiges wettmachen. Wer gute Gene habe, könne es sich hingegen erlauben, wie Jeanne Clement oder auch Altkanzler Helmut Schmidt jahrzehntelang zu rauchen.