Die Badische Zeitung trauert um Manfred Dürbeck

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Manfred Dürbeck, der langjährige Redaktionsleiter der Badischen Zeitung in Lahr, ist im Alter von nur 65 Jahren völlig unerwartet gestorben. Seinen Ruhestand konnte er nur wenige Monate genießen.

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Manfred Dürbeck bei seiner Verabschiedung im Juni 2019 Foto: Christoph Breithaupt
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Manfred Dürbeck Foto: Christoph Breithaupt

Bald wäre sie wieder gekommen, die Zeit, von der er immer ganz besonders geschwärmt hat: vom ersten Bad in einem der noch eiskalten klaren Seen im Ried, vom besonderen Licht und der Ruhe weit vor dem sommerlichen Besucheransturm – und von den ersten wärmenden Strahlen der Frühlingssonne. Es sollte anders kommen.
Manfred Dürbeck ist am Montagabend völlig überraschend gestorben. Sein Tod kommt viel zu früh. Erst im vergangenen Sommer haben wir ihn als langjährigen Redaktionsleiter der Badischen Zeitung in Lahr in den Ruhestand verabschiedet. Am 3. Mai wäre er 66 Jahre alt geworden.

Ein Mensch von klarer Haltung und innerer Unabhängigkeit

Manfred Dürbeck war ein Mensch, wie man ihn dem Journalismus wünscht: von klarer Haltung, von innerer Unabhängigkeit, sich selbst nicht wichtig nehmend, aber dennoch mit dem nötigen Selbstbewusstsein ausgestattet, gebildet, belesen und tolerant, unbeugsam und fair. Von ihm konnte man immer lernen. Er brachte die nötigen breiten Schultern mit, ohne die dieser Beruf wohl nicht zu packen ist. Und er hatte einen feinen, zum Glück unerschöpflichen und – wo nötig– auch bissigen Humor, der ihn so manches Ungemach gelassen ertragen ließ.

Für den Beruf des Redakteurs brachte der im bayerischen Dillingen an der Donau geborene Sohn eines Postbeamten nicht die schlechtesten Voraussetzungen mit: einen durchaus kurvenreichen Lebensweg. Die Bundeswehr verließ er als Verweigerer – eine Episode, von der er immer gerne erzählte, obwohl sie keineswegs lustig war. Die damit verbundenen Repressalien formten in ihm den Gedanken, sich niemals beugen zu lassen – ein Charakterzug, dem er treu blieb. Als Rettungssanitäter im Zivildienst war er ohnehin besser aufgehoben.

An den Universitäten München und Freiburg studierte er Germanistik, Geschichte und Philosophie – und nebenbei im Biergarten auch gerne die Menschen. Nach Magister und Staatsexamen folgten Jobs als Stanzer, Packer und Werbetexter und schließlich ein Abstecher in den Schuldienst. Dass er als Referendar in Gymnasien in Tuttlingen und Donaueschingen ohne große Begeisterung unterrichtete, räumte er immer mit dem ihm eigenen schelmischen Grinsen ein.

Pionierarbeit in der neugegründeten Offenburger Redaktion

So kam es, wie es kommen musste: Als Mitarbeiter der Freiburger Stadtredaktion und in Mantelredaktionen der BZ verdiente er sich erste journalistische Sporen. Bald folgte eine damals gängige und durchaus harte Schule: Als Redaktionsvertretung in Breisach, Titisee-Neustadt und Freiburg erschrieb er sich die erste Redakteursstelle, verbrachte sieben Jahre in der damaligen BZ-Diaspora Waldshut und stieß schließlich 1993 zu einem Team, das in der neugegründeten Offenburger Redaktion Pionierarbeit leistete. Es sollte die journalistisch intensivste Zeit in seinem Berufsleben werden – getragen von einem einzigartigen Teamgeist, zu dem er selbst maßgeblich beigetragen hat. Wenn es dabei zu einem, wie er es einmal formulierte, "belebenden Wechselbad zwischen positiver Resonanz und heftiger Reibung" kam, dann war das für einen streitbaren Kopf wie ihn eine Wohlfühlmischung.

Er war Vorbild und gab Rückendeckung

Offenburg blieb auch seine Heimat, als es ihn 2001 nach einer Verkleinerung der Ortenauredaktion für zwei Jahre nach Emmendingen verschlug und ihn 2003 der Ruf als Redaktionsleiter nach Lahr ereilte. Nicht er hatte damals dieses Amt gesucht – es hatte ihn gefunden. Als Chef, der er eigentlich nie sein wollte, war Manfred Dürbeck eine Idealbesetzung: Er war Vorbild, gab Rückendeckung, ließ den Kollegen die für engagierten Journalismus nötigen Freiheiten, und er kämpfte für seine Redaktion, wo immer es nötig war. Nicht nur auf dem "Urteilsplatz" auf dieser Seite gab er bei unzähligen Themen Impulse, die ihm Respekt, Anerkennung und Erfolgserlebnisse bescherten – und erst recht mit zufriedenem Lächeln nach Hause gehen ließen, wenn er damit wieder einmal angeeckt war. Zufall war das dann nicht.

Bekennender Genussmensch und Weinkenner

Entspannung vom fordernden Berufsalltag fand der bekennende Genussmensch und begeisternde Weinkenner bei einem guten Buch (bevorzugt Arno Schmidt), bei ausgedehnten Ortenau-Wanderungen mit seiner freundlichen Mischlingshündin Loulou, besonders aber in der Musik. Wer als Kollege gehofft hatte, "dü" würde dann und wann auch im Ruhestand noch in die Tasten hauen – etwa, um fürs BZ-Magazin über Wein zu schreiben – holte sich eine freundliche Abfuhr: Es war endlich Zeit, sich ganz der Gitarren-Leidenschaft hinzugeben.

Und es war Zeit für schöne Gespräche, etwa mit seinem Sohn Maximilian, auf den er besonders stolz war – gerade weil dessen Weg zum erfolgreichen Mediziner durchaus eine väterliche Prägung zeigte.

Dass all das nun viel zu früh ein Ende haben soll, ist für viele Kollegen, Wegbegleiter und Freunde ein tiefer Schock. Und wenn es überhaupt so etwas wie Trost über den Tod von Manfred Dürbeck gibt, dann den, dass seine Frau Nelly, seine große Liebe aus Jugendzeiten und in 46 gemeinsamen Jahren, bei ihm war und er nicht lange leiden musste.

Manfred, wir werden dich sehr vermissen.