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Die türkische Autorin Asli Erdogan bei der Verleihung des Erich-Maria-Remarque-Preises (Archivbild vom 22.09.2017) | Bildquelle: AFP

Asli Erdogan freigesprochen

Terrorprozess in der Türkei

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Weil sie für eine kurdische Zeitung arbeitete, wurde die bekannte Schriftstellerin Asli Erdogan 2016 als Terror-Unterstützerin angeklagt. 2017 ging sie ins Exil nach Deutschland. Jetzt sprach ein Istanbuler Gericht sie frei.

Ein Gericht in Istanbul hat die wegen Terrorvorwürfen angeklagte bekannte Autorin Asli Erdogan in allen Punkten freigesprochen. Die Urteilsverkündung fand in Abwesenheit Erdogans statt.

Die in Deutschland lebende Schriftstellerin und Journalistin sei der "Mitgliedschaft in einer Terrorvereinigung" sowie der "Zerstörung der nationalen Einheit" nicht schuldig, urteilten die Richter. Das Gericht ordnete zudem die Einstellung eines Verfahrens wegen "Terrorpropaganda" gegen die Autorin an. Zwei weitere Angeklagte wurden ebenfalls freigesprochen, unter ihnen die Linguistin Necmiye Alpay.

Vier Monate in Untersuchungshaft

Die 52-Jährige hatte Kolumnen für die pro-kurdische Zeitung "Özgür Gündem" verfasst. Nach dem Putschversuch gegen den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan im Juli 2016 wurde die Zeitung unter dem Vorwurf von Verbindungen zur verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) geschlossen, mehrere Mitarbeiter wurden festgenommen. Der Prozess gegen sie begann Ende Dezember 2016.

Erdogan und anderen Angeklagten wurde vorgeworfen, durch ihre Mitarbeit bei "Özgür Gündem" die PKK unterstützt zu haben.  Ihre Festnahme hatte international Empörung ausgelöst. Sie verbrachte mehr als vier Monate in Untersuchungshaft, bevor sie schließlich freigelassen wurde und ins Exil nach Deutschland ging.

In einer von ihrem Anwalt verlesenen Erklärung kritisierte Erdogan das Verfahren scharf. Sie sei auf der Grundlage "literarischer Texte" angeklagt worden und die Anschuldigungen gegen sie seien eine Verletzung der "Werte, auf denen das Gesetz und die Literatur beruhen". Zudem hätten ihre Kolumnen in "Özgür Gündem" keinerlei Gewalt enthalten. Ihr politischer Inhalt habe sich auf die Verurteilung von Menschenrechtsverletzungen beschränkt, betonte Erdogan. 

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Erdogans Anwalt Erdal Dogan und ihre Mutter Mine Aydostlu zeigten sich nach dem Urteilsspruch zufrieden. | Bildquelle: AFP

Verschärfte Repressionen seit Putschversuch

Erdogan ist Autorin mehrerer in Fremdsprachen übersetzter Romane. 2017 wurde sie mit dem Osnabrücker Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis ausgezeichnet. Ihr Anwalt Erdal Dogan sagte nach der Urteilsverkündung, er habe Erdogan das Ergebnis mitgeteilt. "Sie hat sich sehr gefreut. Sie hofft, dass auch ihre Freunde so bald wie möglich freigesprochen werden." Andere Angeklagte wie die prominente Menschenrechtsanwältin Eren Keskin werden weiter gerichtlich verfolgt.

Seit dem Putschversuch wurden in der Türkei etliche Medien geschlossen und Journalisten festgenommen. Die Türkei verschärfte zudem die Repressionen gegen Intellektuelle, Wissenschaftler und Aktivisten. Viele der Betroffenen flohen nach Deutschland. Zu den bekanntesten im Exil lebenden türkischen Intellektuellen zählt neben Asli Erdogan der frühere Chefredakteur der Zeitung "Cumhuriyet", Can Dündar.