Überlebender spricht im KZ-Stutthof-Prozess: "Brot war im Lager Geld"

Nebenklage-Vertreter korrigiert im Stutthof-Prozess Zeugenaussage

Hamburg - Im Hamburger Stutthof-Prozess hat ein polnischer KZ-Überlebender am Freitag über den täglichen Kampf um Lebensmittel in dem Lager bei Danzig berichtet.

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Marek Dunin-Wasowicz überlebte das KZ Stutthof.

"Brot war im Lager Geld, für ein Stück Brot konnte man sich im Lager alles kaufen", sagte der 93-jährige Marek Dunin-Wasowicz aus Warschau.

Manche Gefangene hätten auch Pakete von Verwandten bekommen, allerdings habe ein Blockaufseher sie geöffnet und sich als erster die besten Dinge genommen.

Angeklagt in dem Verfahren ist ein ebenfalls 93 Jahre alter ehemaliger SS-Wachmann. Ihm wird Beihilfe zum Mord in 5230 Fällen vorgeworfen.

Durch seinen Wachdienst von August 1944 bis April 1945 soll er "die heimtückische und grausame Tötung insbesondere jüdischer Häftlinge unterstützt" haben. Zu seinen Aufgaben habe es gehört, die Flucht, Revolte und Befreiung von Gefangenen zu verhindern.

Dunin-Wasowicz berichtete, dass alle Gefangenen sich bei ihrer Ankunft im Lager nackt ausziehen und ihre persönlichen Sachen abgeben mussten. Die wertvollsten Sachen wie edle Kleidung oder Schmuck hätten sich die SS-Mannschaften genommen. Alles andere Verwendbare hätten Häftlinge gestohlen. Es habe viele Wertsachen und schöne Kleidung gegeben.

"Vergessen Sie bitte nicht: Vor allem die Judentransporte, das waren sehr reiche Menschen", sagte Dunin-Wasowicz nach den Worten einer Dolmetscherin. Er erwähnte mehrfach die Ankunft der ersten Transporte ungarischer Jüdinnen.

Falsche Sprachregelungen schleichen sich im Verfahren ein

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Der Angeklagte war im KZ Stutthof als Wachmann aktiv. (Symbolbild)

Auf diese Darstellung reagierte ein Nebenklage-Vertreter mit einer ungewöhnlichen Stellungnahme. Er müsse verhindern, dass sich falsche Sprachregelungen in das Verfahren einschlichen, sagte der Jura-Professor Cornelius Nestler.

Zum einen seien die meisten jüdischen Gefangenen des Lagers bei Danzig 1944 aus dem Baltikum und nicht aus Ungarn gekommen, wie die Findbücher des Lagers belegten.

Tatsächlich hätten in den baltischen Ländern wohlhabende und weniger wohlhabende Juden gelebt. Die meisten hätten Jahre in Ghettos verbracht, bevor sie ins KZ Stutthof gebracht wurden.

"Die Vorstellung, die Juden waren ja alle so reich, ist historisch sicherlich nicht richtig", sagte Nestler, der die amerikanische Stutthof-Überlebende Judith Meisel vertritt.

Dunin-Wasowicz hatte bereits Ende Oktober zweimal dem Gericht von seinen Erinnerungen berichtet. Unter anderem hatte er dabei die Ankunft der ersten - nach seinen Worten - ungarischen Juden in Stutthof geschildert.

Im Herbst 1944 habe er Frauen, Männer und Kinder vor dem Stacheldrahtzaun des Lagers liegen sehen, ohne Essen und Trinken, aber bewacht von SS-Männern, sagte er. Jetzt ergänzte er: "Ich erinnere mich an Worte, wie sie um Brot gebettelt haben."

Dunin-Wasowicz war nach eigenen Angaben wie sein älterer Bruder und seine Eltern im polnischen Widerstand gegen die deutschen Besatzer aktiv. 1944 sei die ganze Familie in Warschau verhaftet worden. Zusammen mit seinem Bruder sei er am 25. Mai jenes Jahres nach Stutthof gebracht worden. Nach dem Krieg arbeiteten beide als Autoren und Journalisten.