Warum Schalke dauerhaft das Mittelmaß drohen könnte

Nach dem durchwachsenen Rückrundenstart mit nur einem Sieg aus vier Bundesligaspielen muss der FC Schalke 04 um die Qualifikation für den Europapokal bangen. Vor allem aus finanzieller Perspektive wäre eine Teilnahme am internationalen Wettbewerb wichtig. Droht Königsblau sonst sogar dauerhaft das Mittelmaß?

"Die Bilanz für 2019 wird erheblich schlechter ausfallen ohne Teilnahme am europäischen Wettbewerb und Platz 14 in der Bundesliga." Mit diesen Worten trieb Schalkes Finanzvorstand Peter Peters im Juni 2019 vielen im Umfeld des Revierklubs die Sorgenfalten auf die Stirn.

Neben den geringeren Fernsehgeldern und den nicht eingeplanten Ausgaben für den Trainerwechsel im Frühjahr sowie den folgenden Kader-Umbau belastete vor allem die ausbleibenden Einnahmen aus dem Europapokal die Schalker Bilanz.

"Wir müssen mit einem Verlust rechnen", warnte Peters. Wie hoch dieser genau ausfällt, wird sich erst in der Jahresgesamtabrechnung zeigen. Doch Schalke plant bereits jetzt mit einem Fehlbetrag von 30 bis 35 Millionen Euro.

Schalke auf dem Transfermarkt im Hintertreffen

Zu spüren bekamen die sportlich Verantwortlichen die angespannte finanzielle Situation in den zurückliegenden Transferperioden bereits.

Auf der Suche nach einem treffsicheren Mittelstürmer hatten im Sommer Konkurrenten wie RB Leipzig oder Eintracht Frankfurt bessere Argumente auf ihrer Seite. Patrik Schick und André Silva, die beide auch auf Schalke gehandelt wurden, waren für den Fast-Absteiger der Vorsaison nicht zu bekommen.

Auch im Winter tat sich Schalke lange schwer, eine Verstärkung für den Angriff an Land zu ziehen. Schließlich wurde die Leihe von Michael Gregoritsch realisiert.

Obwohl sich die Knappen laut der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft "Deloitte" zu den 15 umsatzstärksten Fußball-Klubs der Welt zählen dürfen, konnte sie beim Geschacher auf dem Transfermarkt zuletzt also häufig nicht mithalten.

"Es gibt kein Klagen, unsere wirtschaftlichen Möglichkeiten sind nach wie vor sehr gut", beruhigte Sportvorstand Jochen Schneider zuletzt via "Sport Bild" die Gemüter.

Doch klar ist: Das Geld sitzt in Gelsenkirchen längst nicht mehr so locker wie früher.

Paradigmenwechsel auf Schalke

Schalke müsse "einen Spagat hinbekommen", so Schneider "und eventuell auch die eine oder andere Leihe tätigen". Die Folge: ein Paradigmenwechsel.

Mit Gregoritsch, Juan Miranda, Jonjoe Kenny und Jean-Clair Todibo stehen aktuell gleich vier Spieler im Kader, die eigentlich einem anderen Klub gehören - eine gefährliche Situation. Denn Stand jetzt verlassen Gregoritsch, Kenny und Todibo die Gelsenkirchener im kommenden Sommer schon wieder. Und machen den nächsten Umbruch nötig.

Schneiders intern angeblich geäußerter Plan, bis spätestens zur Rückrunde 2020/2021 ein schlagkräftiges Team aufzubauen, das wieder dauerhaft um die Champions-League-Teilnahme spielen kann, könnte sich vor diesem Hintergrund als zu ehrgeizig erweisen.

Peer Peters warnt: "Es gibt keine Garantie"

"Es gibt keine Garantie darauf, dass wir auf ewig ein finanzstarker Verein sein. Daher muss unser Ziel sein, dass wir uns wieder im oberen Tabellendrittel festbeißen", gab Peters auf der Mitgliederversammlung des siebenmaligen deutschen Meisters dementsprechend eine deutlich konservativere Richtung vor.

Um dauerhaft auf dem Transfermarkt mithalten zu können, braucht es aber neben den Millionensummen aus dem Europapokal nämlich auch weiterhin konstant hohe Transfereinnahmen. Das haben die letzten Jahre gezeigt.

Es verwundert daher nicht, dass der finanzielle Spielraum besser und die Bilanz dementsprechend ausgeglichener war, als Julian Draxler 2015 für 43 Millionen Euro verkauft wurde, Leroy Sané im Sommer darauf 50,5 Millionen Euro in die Kassen spülte oder zuletzt Thilo Kehrer für 37 Millionen Euro wechselte.

Schalke braucht sportlichen Erfolg und Transfer-Einnahmen

Dementsprechend hängt das Wohl und Wehe des Klubs vor allem an zwei Faktoren: dem Erreichen des Europapokals oder noch besser der Champions League und dem Generieren von Transfererlösen.

"Insgesamt ist die Ertragskraft des FC Schalke 04 weiterhin stabil – das zeigen alle operativen Umsatzbereiche", erklärte Peters vor einigen Monaten.

Doch bleiben sowohl die Europacup-Qualifikation als auch Millioneneinnahmen durch Verkäufe langfristig aus, könnte der Klub trotz der bislang insgesamt guten wirtschaftlichen Zahlen ins graue Mittelmaß abrutschen -einfach, weil die Gelder für qualitativ hochwertige Spieler fehlen.

Chris Rohdenburg