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Bei allen Varianten kommt das heutige Polizeigebäude (hinten links) an der Hodlerstrasse 6 dazu. Es wird neu Teil sein des Museumsgeländes.Franziska Rothenbühler

So will das Kunstmuseum ein Millionengrab verhindern

Um ein Betriebskosten-Desaster wie beim Zentrum Paul Klee zu verhindern, verschiebt das Kunstmuseum den Architekturwettbewerb. Zuerst soll das Betriebsbudget stehen.

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Der Zeitplan war sportlich – jetzt legt das Kunstmuseum Bern eine Extrarunde ein. Der Architekturwettbewerb, ursprünglich geplant auf Sommer 2019, wird erst Ende dieses Jahres gestartet. Dies teilte das Kunstmuseum am Freitagmorgen mit – mit der Begründung: Noch vor dem Variantenentscheid sollen «die Betriebskosten vertieft geprüft werden».

Dies bedeutet in etwa so viel wie: Ein Millionengrab wie das Zentrum Paul Klee muss unter allen Umständen vermieden werden. Denn seit der Eröffnung des ZPK ist klar: Wenn man nicht schon vor dem Baubeginn die künftigen Betriebskosten im Griff hat, laufen die Finanzen aus dem Ruder. Der Grosse Rat hat verschiedentlich zähneknirschend Zusatzkredite sprechen müssen, weil der Betrieb des Renzo-Piano-Baus viel Geld verschlingt.

Das Klee-Stigma

«Wir müssen dieses ZPK-Stigma wegbringen», sagt Jonathan Gimmel, Präsident des Dachstiftungsrats von Kunstmuseum Bern und Zentrum Paul Klee. Und so ändert das Museum das Prozedere: Statt wie üblich zuerst den Wettbewerb durchzuführen, bevor ins Detail geplant wird, soll bis diesen Sommer klar sein, wie viel der Betrieb künftig kosten soll. Erst dann wird der Variantenentscheid gefällt – die günstigste Variante käme auf rund 55 Millionen, die teuerste auf rund 83 Millionen Franken zu stehen. Danach wird der Wettbewerb ausgeschrieben.

Der Entscheid, den Wettbewerb zu verschieben, ist laut Gimmel zwar nicht direkt auf Druck der Geldgeber gefallen, also des Kantons und Mäzenen wie Milliardär Hansjörg Wyss. «Doch in den Gesprächen kamen die Erfahrungen mit dem ZPK immer sehr bald zur Sprache.» Nun wolle man mit «maximaler Transparenz» in den Wettbewerb, also mit klaren weitreichenden Vorgaben. Damit soll «in der kantonalen Politik Vertrauen geschaffen» werden.

Keine Projektverzögerung

Wobei diese maximale Transparenz längst Gimmels liebstes Schlagwort ist in diesem heiklen Projekt. Seit er das Präsidium der Dachstiftung übernommen hat, gibt es so viel öffentliche Mitwirkung, Publikumseinbindung und Gespräche mit allen möglichen Akteuren wie wohl noch nie bei einem Bauprojekt auf Berner Boden. Das Museum will nach zwei Jahrzehnten Planungspannen endlich die Museumserweiterung erfolgreich ins Ziel bringen.

Eine Verzögerung bringe die Extrarunde nicht, sagt Jonathan Gimmel. Weil das Projekt unabhängig von der Variante den Einbezug der Hodlerstrasse 6 vorsieht, wo jetzt die Polizei eingemietet ist, hängt die Museumserweiterung direkt mit dem Projekt des kantonalen Polizeizentrums in Niederwangen zusammen.

Bevor die Polizei nicht ausgezogen ist, kann das Gebäude, das der Stadt gehört, nicht vom Kunstmuseum genutzt werden. Derzeit sieht der Zeitplan des Museums einen Bezug des Neubaus im Jahr 2027 vor. Bis dahin bleibt das Museum betriebstauglich – dank Notsanierungen, die Ende 2019 durchgeführt wurden, insbesondere bei der Klimaanlage und im Brandschutz.