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Lisa Marie Trense im Film mit ihrer TV-MamaFoto: SWR/FFP New Media GmbH/Bernd Spauke
ARD-Film „Weil du mir gehörst“ über Eltern-Kind-Entfremdung

Am meisten leidenDrei- bis Neunjährige

Ein Psychologe erklärt das Phänomen und die Auswirkungen auf Kinder

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Lisa Marie Trense in einer Szene mit ihren Film-Eltern Julia Koschitz und Felix Klare, in der die beiden Erwachsenen sich streitenFoto: SWR/FFP New Media GmbH/Martin Valentin Menke

Der ARD-Film „Weil du mir gehörst“ thematisierte diese Woche das wenig bekannte, aber weitverbreitete Phänomen der Eltern-Kind-Entfremdung.

Kinderstar Lisa Marie Trense (12) spielte extrem eindrücklich die Hauptrolle: Im Rosenkrieg wird sie zwischen ihrer Mutter (gespielt von Julia Koschitz, 45) und ihrem Vater (Felix Klare, 41) zerrissen.

Die Fünftklässlerin aus Hamburg hat während der Dreharbeiten mit einer Psychologin gesprochen, „damit ich weiß, dass das nur Film und nicht echt war. Deshalb hat mich das nicht traurig gemacht“.

Was sagen Psychologen zur Eltern-Kind-Entfremdung? Und zu den Folgen für die Kleinen?

Kinder- und Jugendtherapeut Dr. Christian Lüdke (59) sagt zum im Film thematisierten Konflikt: „Wenn eine Mutter ihr Kind vom Vater entfremdet, ist das eine Form von emotionaler Rache. Im Sinne von: Du hast mein Leben durch die Trennung zerstört, und jetzt zerstöre ich deins, indem ich dir das Liebste auf der Welt nehme. Für Kinder ist das ganz schlimm. Es zerreißt sie innerlich.“

Laut dem Experten kommt es aber auf das Alter an. Kinder bis drei Jahre bekommen das noch gar nicht richtig mit, sie sind noch zu klein. Dementsprechend – so hart es klingt – tragen sie meist auch weniger bis keinen Schaden davon. Am schlimmsten ist die Situation für Drei- bis Neunjährige.

Lüdke erläutert: „In diesem Lebensalter passieren so viele Entwicklungsschritte: Die Persönlichkeit wird ausgebildet, der Charakter entwickelt sich, die Art, wie man sich später als Erwachsener bindet, wird geformt. Die Welt der Kinder besteht in dieser Zeit aus Mama und Papa, und wenn einer weg ist, fehlt die Hälfte ihrer Welt. Das kann im schlimmsten Fall zu einer lebenslangen Bindungsstörung führen.“

Für Kinder ab zehn Jahren sei es laut Lüdke zwar auch eine massive Überforderung, aber die Persönlichkeit ist in diesem Alter schon ausgereifter: „Kinder können dann schon etwas klarer erkennen: Mama redet jetzt schlecht über den Papa, weil sie wütend auf ihn ist. Aber das hat nichts mit mir zu tun.“

Übrigens: Kein Elternteil kann es seiner Meinung nach schaffen, das Kind lebenslang vom anderen Elternteil zu entfremden. Lüdke: „Kinder lieben ihre Eltern und wollen Kontakt mit ihnen.“