Ramelow wettert über Thüringen-Eklat - Maischberger trifft mit einer Frage empfindlichen Nerv
Linken-Politiker in der ARD
by Alicia GreilBodo Ramelow äußerte sich bei Sandra Maischberger am Mittwoch öffentlich zum Thüringer Wahl-Eklat. Er zeigte sich nach wie vor fassungslos - und richtete herbe Vorwürfe an die AfD.
- Bodo Ramelow sprach bei Sandra Maischberger über das Polit-Beben.
- Er zeigt sich auch eine Woche nach der Wahl erschüttert von den Ereignissen.
- Herbe Vorwürfe richtet er an die AfD - auf die Nachfrage nach einer persönlich Mitschuld reagiert er gereizt.
Erfurt/Berlin - “Hier ist ein elendiges Spiel gemacht worden“ - dieses Fazit zog Linken-Politiker Bodo Ramelow am Mittwochabend bei TV-Journalistin Sandra Maischberger über den Thüringer Wahl-Eklat, bei dem Kurzzeit-Ministerpräsident Thomas Kemmerich (FDP) mit Stimmen der AfD ins Amt gewählt wurde*. Eine Woche nachdem die Vorgänge bei der Ministerpräsidentenwahl in Erfurt* ein gewaltiges Polit-Beben auslösten, spricht Ramelow zum ersten Mal öffentlich beim TV-Talk in der ARD über die Ereignisse und zeigt sich immer noch schockiert.
Maischberger (ARD): Ramelow ist vom Thüringer Wahl-Eklat erschüttert
Was ihm im Moment seiner gescheiterten Wahl durch den Kopf gegangen sei, fragte Maischberger den ehemaligen Thüringer Ministerpräsidenten*. Seine Antwort kam ohne Zögern: „Acht Tage zuvor waren an der gleichen Stelle die Überlebenden von Buchenwald“, sagte Ramelow. Sich jetzt vorzustellen, dass mit den Stimmen von einem Fraktionsvorsitzenden, den man „gerichtlich testiert zulässig Faschist nennen“ dürfe, eine neue Landesregierung gebildet werden solle und sich ein Mi nisterpräsident mit diesen Stimmen wählen lasse - das habe Ramelow fassungslos gemacht.
Auch über die Folgen des Thüringer Wahl-Eklats, die ihn persönlich und seine Familie ganz akut betreffen, äußerte sich Ramelow im Lauf der Sendung. „Meine Familie steht unter Polizeischutz, ich stehe unter Polizeischutz“, erzählte der 63-Jährige. Er habe schon schwere Zeiten in Thüringen erlebt, aber sowas habe er noch nie erlebt.
Maischberger (ARD): Ramelow zog bei Twitter einen Vergleich zwischen Höcke und Hitler
So entsetzt wie sich Ramelow angesichts der Thüringer Ereignisse immer noch zeigte, so ungerührt präsentierte sich Journalistin Maischberger. Sie fragte Ramelow, ob er den AfD-Rechtsaußen Björn Höcke* tatsächlich als „Wiedergänger von Hitler“ betrachte. Dies vermittelte zuvor ein Twitter-Post Ramelows, in dem er zwei nebeneinander montierte Bilder von Hitler und Hindenburg sowie Höcke und Thomas Kemmerich zeigte. Diesen hat der Politiker mittlerweile wieder gelöscht. „Es gibt keine Wiedergänger von niemandem“ sagte der Linken-Politiker, „aber es gibt eine klare Einschätzung, dass Herr Höcke ein Ziel hat: Er will diesen demokratischen Rechtsstaat von innen aushöhlen.“
An die AfD, die ihr kalkulierendes Abstimmungsverhalten bei der Thüringen-Wahl im Nachhinein feixend als „Falle“ bezeichnet hatte, die sie der FDP gestellt habe, richtete Ramelow einen deutlichen Vorwurf. Ein „elendiges Spiel“ sei gemacht worden und die AfD hätte die „Verächtlichmachung der Verfassungsorgane“ bewirkt.
Übrigens: Die AfD plant unterdessen schon den nächsten Schritt, der für Furore sorgt. Fraktionsvorsitzender Höcke will Bundeskanzlerin Angela Merkel verklagen* - wegen ihrer Reaktion auf die Thüringer Ministerpräsidentenwahl.
Video: AfD stellt Strafanzeige gegen die Kanzlerin
Maischberger (ARD): Ramelow wies alle Schuld von sich - „Das müssen andere erklären“
Nach diesen eindeutigen Schuldzuweisungen hakte Maischberger aber auch noch nach, ob Ramelow sich nicht auch selbst eine Schuld gebe, weil er sich ja ohne Mehrheit zur Wahl gestellt habe. Mit dieser Frage traf sie bei dem Linken-Politiker wohl einen empfindlichen Nerv. Er wurde zunehmend gereizt und rechtfertigte sich damit, dass er es „undemokratisch“ gefunden hätte, einfach geschäftsführend im Amt zu bleiben. Für ihn steht fest: „Das, was am Mittwoch passiert ist, müssen andere erklären, nicht ich.“
Empfindlich reagierte am Mittwoch auch Wetterexperte Jörg Kachelmann auf einen Twitter-Post von Steffen Seibert. In einem eigenen Posting wütete er heftig gegen den Regierungssprecher.
*Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen Digital Redaktionsnetzwerks.