„Ich will ihn zerstören, und das machen wir auch“
Vincent Feigenbutz will sich Samstag als erster Deutscher Boxer nach Max Schmeling in den USA zum Weltmeister krönen. Der Ruf des 24-Jährigen hat nach einem Skandalurteil gelitten. Nun sieht er seine große Chance gekommen.
Für einen Profiboxer ist Vincent Feigenbutz immer noch sehr jung. Gerade mal 24. Dennoch hat der Mann aus Karlsruhe schon viel erlebt, bestritt 33 Fights und ging durch so manche Hölle. In der Nacht zu Sonntag greift „Iron Junior“ nun aber nach den Sternen. In Nashville/USA fordert Feigenbutz Caleb Plant um den WM-Titel der IBF heraus (3.00 Uhr/Sport1).
„Es war immer mein Traum, eines Tages in den USA zu boxen. Ich habe mein ganzes Leben auf diese Möglichkeit gewartet“, berichtete Feigenbutz. Seit gut einer Woche hält sich der Supermittelgewichtler mit seinem Team in Tennessee auf und stellte fest: „Natürlich ist hier in den USA rund um so einen WM-Kampf alles etwas größer.“
Feigenbutz weiß auch: Ein Sieg in Amerika würde auch dem deutschen Profiboxen aus der Krise verhelfen. Seit der Niederlage von Tyron Zeuge 2018 gegen Rocky Fielding hat Deutschland keinen regulären Weltmeister mehr. Zudem wäre Feigenbutz der erste deutsche Boxprofi seit Max Schmeling 1930, der sich in den USA zum Weltmeister krönt.
Doch in erster Linie will der talentierte Vollblutboxer für sich gewinnen und mit einem Sieg sein angekratztes Image bei den Fans aufpolieren. Schon mit 16 war die deutsche Hoffnung bei den Profis eingestiegen, verzichtete auf die übliche Amateurkarriere. Dank seiner Schlaghärte wurde er schnell mit Mike Tyson verglichen und erhielt den Spitznamen „K.o.-Prinz“.
„Ich hab' ihm tausend Jabs in die Fresse geballert“
Im Oktober 2015 dann der Rückschlag: Feigenbutz wurde nach dem Kampf um den WBA-Interimstitel gegen Giovanni de Carolis zum Sieger erklärt, obwohl der Italiener klar der bessere Mann war. Seine anschließende Einschätzung im Ring-Interview sorgte bei vielen Box-Fans für Entsetzen: „Ich hab' ihm tausend Jabs in die Fresse geballert, daher habe ich klar gewonnen. Für mich hat der Typ klar verloren, wenn ich gesund bin, mache ich ihn richtig platt.“
Im Wiederholungskampf war Feigenbutz chancenlos und verlor klar durch K.o. Seitdem hatte es der Kämpfer aus dem Sauerland-Stall in Deutschland schwer, musste sich viel Kritik anhören und gelangte erst über die Ochsentour mit vielen Aufbaukämpfen auf die große Bühne. Dort greift er nun nach der Krone, auch wenn er nur klarer Außenseiter ist.
„Klar ist, dass ein Knockout vieles erleichtern würde“, sagte Feigenbutz, der weiß, dass ein US-Boxer in seiner Heimat bei den Punktrichtern immer einen Tick besser bewertet wird. Zudem ist der drei Jahre ältere Plant in 19 Kämpfen noch unbesiegt und vor dem Kampf in seiner Heimatstadt hochmotiviert: „Schon als Kind habe ich davon geträumt, als Weltmeister in Nashville kämpfen zu können“, sagte der US-Fighter.
Feigenbutz ist es egal. Er hat alles für sein großes Ziel investiert, schuftete in der Vorbereitung pro Tag in drei Trainingseinheiten. Voll im Saft konnte sich der Hobby-Angler und Naturfreund am Ende auch einen seiner typischen Sprüche nicht verkneifen, die er eigentlich ablegen wollte: „Ich will ihn zerstören, und das machen wir auch.“
sid/SUF
Tyron Zeuge
Letzter deutscher Weltmeister verliert seinen Titel