CDU-Parteivorsitz
„Die CDU ist auf starke Frauen angewiesen“
by Daniela VatesDie Vorsitzende der Frauen-Union Annette Widmann-Mauz über den Mangel an potenziellen Kandidatinnen im Rennen um den Parteivorsitz und einen vorzeitigen Rückzug Merkels.
Nach dem angekündigten Rückzug von Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer scheinen Kanzlerkandidatur wie CDU-Vorsitz eine männliche Angelegenheit zu sein. Im Gespräch sind Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet und der frühere Unions-Fraktionschef Friedrich Merz. Auch CSU-Chef Markus Söder wird genannt, hat aber bereits abgelehnt.
Frau Widmann-Mauz, nach dem Rückzug von Annegret Kramp-Karrenbauer werden nur noch Männer als mögliche Kanzlerkandidaten der Union genannt, und auch für den Posten des CDU-Chefs. Warum keine Frau?
Derzeit sind Kanzleramt, Parteivorsitz und die EU-Kommission in der Hand von CDU-Frauen. Schlagzeilen wie „Genug von der Damenriege“ zeigen allerdings, dass das auch 2020 noch keine Selbstverständlichkeit ist. Wir sind noch längst nicht da, wo wir hin müssen. Das wird gerade deutlich und deshalb müssen wir die Strukturen in Partei und Gesellschaft weiter verändern.
Sehen Sie das als Problem?
Es darf keinen Roll-Back geben. Denn die CDU ist auf starke Frauen angewiesen, wenn sie auch in Zukunft Wahlen gewinnen will.
Was heißt das für die potenziellen Kanzlerkandidaten-Männer?
Natürlich kann es auch männliche Kanzlerkandidaten geben, aber Inhalte und Stil sind entscheidend. Die CDU wird nur weiter Mehrheiten bekommen, wenn sie inhaltlich bleibt, wo sie ist – nämlich in der Mitte. Außerdem gilt: Die CDU muss für Frauen attraktiv bleiben. Die Union ist bislang überdurchschnittlich von Frauen gewählt worden. Das muss auch weiter unser Anspruch sein. Deshalb brauchen wir mehr Frauen in Führungspositionen auf allen Ebenen der Politik.
Wessen Stil und Inhalte wären denn passend?
Noch ist nicht klar, wer am Ende antritt. Wer das Rennen machen will, muss auch die Frauen der Union überzeugen.
Zur Person
Annette Widmann-Mauz, 53, leitet die Frauen-Union. Sie ist auch Integrationsbeauftragte der Bundesregierung.
Friedrich Merz hat gerade eine Rede mit dem Hinweis begonnen, die Tiefs in Deutschland trügen derzeit alle Frauennamen. Was halten Sie davon?
Muss man sowas kommentieren?
Auch der künftige Parteivorsitzende und Kanzlerkandidat wird konfrontiert sein mit der Frage der Abgrenzung nach Links und Rechts. Ist der Unvereinbarkeitsbeschluss der CDU, der die Zusammenarbeit mit AfD wie Linkspartei ausschließt, noch zeitgemäß?
Wir müssen uns klar abgrenzen von beiden Parteien. Das gebieten unsere Werte und unser christliches Menschenbild. Die CDU wurde nach den Erfahrungen der NS-Zeit gegründet. Sie ist geprägt von der Ablehnung alles Totalitären. Das ist in unserer DNA.
Die Werteunion bereitet der CDU Probleme. Es gibt die Forderung, eine Doppelmitgliedschaft in CDU und Werteunion auszuschließen.
CDU-Mitglieder sollten sich fragen, ob sie Mitglied in einem Verein sein können und wollen, der die Grenze zur AfD nicht klar zieht. Die CDU darf nicht zulassen, dass der Verein unter dem Label CDU hausieren geht und damit Unsicherheiten schafft über die Verortung der Partei.
Gehen Sie davon aus, dass der Rückzug Kramp-Karrenbauers einen vorzeitigen Rückzug Angela Merkels zur Folge hat?
Nein. Wir sind in der Koalition, wir haben einen Vertrag. Daran sollten wir uns halten. Unser Land braucht Stabilität, die Menschen hier und unsere Partner in Europa und weltweit Verlässlichkeit. Das ist das vordringliche Ziel. Alle sollten sich jetzt um Geschlossenheit bemühen.
Interview: Daniela Vates