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Von harmlos bis tödlich: Stolpern, Rhythmus, Flimmern - wann eine Störung des Herzschlags gefährlich wird

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Ein gesundes Herz schlägt so regelmäßig wie eine altmodische Pendeluhr. Fängt es an zu rasen oder unrhythmisch zu pochen, macht es uns Angst. Dabei ist nicht jedes Herzstolpern bedrohlich. FOCUS Online erklärt, mit welcher Rhythmusstörung Sie wirklich zum Arzt müssen.

Manchen Menschen fällt an sommerlichen Hitzetagen erst so richtig auf, wie schnell ihr Herz manchmal schlägt oder dass ihnen die Puste bei der kleinsten Belastung ausgeht.

Tatsächlich strapazieren Hitze und die körpereigene Kühlreaktion darauf den Kreislauf und erfordern eine stärkere Pumpleistung. Manchmal gerät der Herzschlag dann aus dem Tritt. Das kann ganz harmlos sein, aber auch dramatisch enden.

1. Herzstolpern – weit verbreitet und meist harmlos

Es fühlt sich an, als ob das Herz Purzelbäume schlägt, wenn sich zusätzliche Schläge (Extrasystolen) zwischen die gleichmäßigen Herzschläge schieben und den gewohnten Takt durcheinander bringen. Oft spüren die Betroffenen deutlich, wenn das Herz unregelmäßig pocht.

Treten die Extrasystolen jedoch häufiger am Tag auf, wiederholt nach einer Belastung oder dauern sie länger als 30 Sekunden, sollte ein Arzt klären, ob eine Erkrankung des Herz-Kreislaufsystems dahintersteckt. Hoher Blutdruck etwa begünstigt Extrasystolen.

Ein Arzt ist auch gefragt, wenn das Herzstolpern mit Schwindel, Bewusstseinsstörungen, Brustschmerzen oder Atemnot einhergeht.

Was hilft gegen Herzstolpern?

Da auch harmloses Herzstolpern unangenehm und etwas beängstigend ist, können Patienten mit dem Mineralstoff Kalium dagegenhalten: etwa mit ein, zwei Bananen oder einer Handvoll Aprikosen täglich. Wer zu einem Kalium-Präparat greifen möchte, sollte das aber unbedingt mit dem Arzt abklären. Zu hoch dosiert kann Kalium zu Rhythmusstörungen führen anstatt den Herzschlag zu normalisieren.

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2. Gutartiges Herzrasen – kurzfristig zu schnell, aber ungefährlich

Ein schneller Puls ist nicht nur eine völlig normale Reaktion bei körperlicher Belastung, Aufregung oder in Angst-Situationen. Herzrasen, auch Herzjagen genannt, kann auch eine Form der Herzrhythmusstörung sein.

Von gutartigem Herzrasen sprechen Kardiologen, wenn die Anfälle unerwartet beginnen und plötzlich enden, nicht von bestimmten Situationen abhängen und auch in Ruhephasen auftreten. Nach Angaben der Deutschen Herzstiftung leiden etwa hunderttausend Menschen in Deutschland unter gutartigem Herzrasen. Auch wenn Herzrasen in vielen Fällen nicht gefährlich ist, ist es für die Betroffenen belastend.

Ein EKG kann feststellen, ob es sich um gutartiges Herzrasen handelt oder vielleicht doch um ein Vorhofflimmern, dessen Leitsymptom ebenfalls ein schneller Puls ist. Die Messung funktioniert aber nur, wenn das Herz gerade schnell schlägt, nicht im Nachhinein. Wer sein Risiko vorab schon einmal selbst einschätzen will, findet einen Selbsttest für Herzrasen auf den Seiten der Deutschen Herzstiftung.

3. Vorhofflimmern – die häufigste Herzrhythmusstörung

Fast zwei Millionen Deutsche leiden an Vorhofflimmern. Oft spüren die Betroffenen jedoch gar nicht, dass ihr Herz unregelmäßig schlägt.

Bei Vorhofflimmern sind die elektrischen Impulse gestört, die die Pumpfunktion des Herzens steuern. Es kommt zu unrhythmischen elektrischen Wellen. Die Vorhöfe ziehen sich dabei nicht mehr zusammen, sondern zucken („flimmern“) bis zu 600 Mal pro Minute. Zur Pumpfunktion des Herzens tragen die Vorhöfe dann nicht mehr viel bei. Die Folgen:

Blutgerinnsel können entstehen, die dann mit dem Blutfluss zum Gehirn gespült werden, dort die Gefäße verstopfen und einen Schlaganfall auslösen. Jeder fünfte Schlaganfall wird durch unbehandeltes Vorhofflimmern verursacht.

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Ein normaler Ruhepuls liegt bei 60 bis 80 Herzschlägen pro Minute. Bei Vorhofflimmern kann das Herz 100 Mal und öfter pro Minute schlagen. Weitere Symptome, einzeln oder in Kombination, sind:

Während die Herzsymptome anfangs vielleicht erschrecken, gewöhnen sich manche Patienten auch daran. Das Vorhofflimmern bleibt unbehandelt und macht sich vielleicht erst durch einen Schlaganfall bemerkbar.

Nicht das Alter, aber andere Risikofaktoren lassen sich beheben

Veranlagung und das Alter gehören zu  den nicht beeinflussbaren Risikofaktoren für Vorhofflimmern. So ist nur ein Prozent der U-50-Jährigen betroffen, bei den 80-Jährigen sind es mehr als 15 Prozent.  Weitere Risikofaktoren sind:

Elektrokardiogramm verrät Herzrhythmusstörung

Mit folgenden Untersuchungen lassen sich das Vorhofflimmern und seine Ausprägung feststellen:

Was hilft gegen Vorhofflimmern?

Wichtig ist bei jeder Therapie, nicht nur das Vorhofflimmern zu behandeln, sondern auch die Risikofaktoren und zugrundeliegende Krankheiten. Außerdem gehört die Schlaganfallprophylaxe dazu.

Gerät das Herz immer wieder aus dem Rhythmus, kann ein zu niedriger, aber auch zu hoher Kaliumspiegel schuld sein. Die Normalisierung des Kaliumspiegels ist daher bei Vorhofflimmern wie auch bei anderen Herzrhythmusstörungen ein wichtiger Bestandteil der Therapie.

Kalium, Betablocker, Gerinnungshemmer

Als Medikamente kommen Antiarrhythmika, Betablocker und Gerinnungshemmer fürs Blut in Frage. Wann und in welcher Kombination sie eingesetzt werden, wird vom Stand der Erkrankung bestimmt. Mediziner unterscheiden in anfallartiges, anhaltendes  und permanentes Vorhofflimmern.

Auch ein operativer Eingriff ist in vielen Fällen möglich: Bei der Katheterablation werden Herzmuskelzellen im linkem Vorhof verödet, damit Narben entstehen. Den störenden elektrischen Impulsen wird dadurch der Weg abgeschnitten. Der Eingriff kommt nicht für alle Patienten in Frage und er hat keine Erfolgsgarantie, kann aber bei Gelingen von Dauer-Medikamenten und deren Nebenwirkungen befreien.

4. Kammerflimmern – Herz völlig außer Kontrolle

Von Kammerflimmern spricht man, wenn der gesamte Herzmuskel plötzlich nur noch zuckt. Das Herz füllt sich nicht mehr, und pumpt kein Blut mehr in den Kreislauf. Es steht schließlich still. Im OP bekommt der Patient dann sofort Elektroschocks.

Im Alltag, wo nicht unbedingt ein Defibrillator in der Nähe ist, bricht ein Patient mit Kammerflimmern bewusstlos zusammen und verstirbt in wenigen Minuten, wenn nicht sofort eine Wiederbelebung mit Herzdruckmassage durchgeführt wird. Denn nach etwa zehn Minuten ist es zu spät ist für jede Rettung.

Plötzlicher Herztod junger Menschen – dahinter steckt Kammerflimmern

Der plötzliche Herztod trifft oft junge, völlig gesunde Menschen, immer wieder auch Sportler . Allerdings sind sie nur scheinbar gesund. Denn fast immer liegt dem akuten Ereignis entweder eine bislang eine unbekannte angeborene Herzerkrankung oder eine, ebenfalls unentdeckte, Herzmuskelentzündung zugrunde.

Sehen Sie im Video: Todesursache nach Corona-Infektion: Das passiert bei einer Lungenentzündung

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