Windräder: Das nächtliche Blinken hat bald ein Ende - DER SPIEGEL - Wirtschaft

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Signalfeuer von Windrädern in Görlitz (an den Blitzen sind die Windräder nicht schuld)
Florian Gaertner/photothek/ imago images

An Deutschlands Nachthimmel dürfte es bald etwas dunkler sein. Denn die fast 30.000 Windkraftanlagen werden künftig fast keine Warnsignale mehr bei Dunkelheit abgeben.

Bislang blinken die Rotoren die ganze Nacht durch in rötlichem Licht - was verhindern soll, dass Flugzeuge oder Hubschrauber in sie hineinknallen. Künftig sollen die Signallampen nur noch leuchten, wenn sich auch wirklich ein Flugobjekt nähert. Der Bundesrat hat - nach einigem Streit - am Freitag eine entsprechende Regelung abgesegnet.

Die Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Kennzeichnung von Luftfahrthindernissen erlaubt, dass sämtliche Windparks in Deutschland mit sogenannter Transpondertechnik ausgerüstet werden. Konkret werden in regelmäßigen Abständen Empfangsgeräte aufgestellt, die Transpondersignale von Luftfahrzeugen empfangen können. Immer wenn sie ein solches Signal empfangen, werden die Blinklichter an den Rotoren angeschaltet.

Deutschlands Windparks werden also smarter - und dadurch weniger nervig für Anwohner: Dank Transpondertechnik dürfte das nächtliche Blinken um rund 98 Prozent verringert werden, schätzt der Landesverband Erneuerbare Energien NRW, der sich besonders intensiv für den Einsatz der Technik engagiert hat.

Betroffene Bürger dürften recht bald profitieren. Sämtliche deutsche Windparks ließen sich binnen 18 Monaten entsprechend nachrüsten, heißt es bei dem Verband. Die Akzeptanz in der Bevölkerung für den Ausbau der Windenergie dürfte das womöglich etwas erhöhen.

Eine Gefahr für Fluggeräte besteht laut Bundesregierung nicht. Ein umfangreiches Sicherheitsgutachten bestätige, dass die Transponderlösung sicher eingesetzt werden könne. Zudem sei die Technik aufgrund ihres weltweiten, jahrzehntelang erprobten Einsatzes sehr preiswert.

In der Windkraftbranche ist man entsprechend erleichtert. "Das ist endlich eine konkrete Akzeptanzmaßnahme für den Ausbau Windenergie in Deutschland", sagt Milan Nitzschke, Geschäftsführer der SL Naturenergie, einem Entwickler und Betreiber von Wind- und Solaranlagen in Nordrhein-Westfalen.

Für die Energiewende sei das aber nur ein Baustein. Insgesamt müssen Hemmnisse für den Ausbau der Windenergie viel schneller aus dem Weg geschafft werden, sagt Nitzschke.

Die Windkraftbranche steckt in der vielleicht größten Krise ihrer Geschichte. Ausufernde Bürokratie und klagewütige Anwohner haben das Ausbautempo auf den tiefsten Stand in diesem Jahrhundert fallen lassen. Einstige Branchengrößen kämpfen mit dem Bankrott, Tausende Jobs wurden gestrichen, weitere sind bedroht.

Um die Akzeptanz bei den Bürgern zu erhöhen, will die Regierung nun auch noch den Mindestabstand von Windrädern zu Städten und Dörfern erhöhen. Selbst kleinste Siedlungen von fünf Häusern sollen künftig den Bau neuer Rotoren im Umkreis von 1000 Metern verhindern. In der Branche ist der Protest gegen die Klausel riesig. Die Unternehmen fürchten, dass durch eine solch strenge Regelung kaum noch neue Flächen für Windräder übrig bleiben würden.

Die Große Koalition streitet derzeit über die genaue Ausgestaltung der Abstandsregel. Im Gespräch ist unter anderem, die Mindestanzahl der Häuser anzuheben - oder die Bundesländer neben der Abstandsregel gleichzeitig zu verpflichten, eine bestimmte Mindestmenge an neuer Windleistung zu installieren.

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