VW-Kunden sollen trotz geplatzten Vergleichs Geld bekommen

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Volkswagen will den in Deutschland klagenden Dieselkunden trotz des geplatzten Vergleichsverfahrens mit Verbraucherschützern eine Entschädigung zahlen. Die bereits ausgehandelten 830 Mio. Euro sollen "auch ohne die Unterstützung des Verbraucherzentrale-Bundesverbands" angeboten werden, teilte das Unternehmen nach einer außerordentlichen Vorstandssitzung am Freitag mit.

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Gegenseitige Schuldzuweisungen zu geplatzten VerhandlungenBild: SN/APA (dpa)/Sina Schuldt

Das Scheitern der Vergleichsverhandlungen mit dem vzbv dürfe nicht zu Lasten der Kunden gehen. Anspruchsberechtigte Kunden sollen bereits ab Ende März "unkompliziert und schnell das auf sie zugeschnittene Angebot für eine Einmalzahlung" erhalten, teilte VW weiter mit. Interessierte könnten sich bis dahin in einen E-Mail-Newsletter eintragen, um vom Unternehmen auf dem Laufenden gehalten zu werden.

Der deutsche Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) hat indessen Volkswagen die Schuld für die gescheiterten Verhandlungen gegeben. Die Gespräche seien geplatzt, weil VW kein transparentes, vertrauenswürdiges und für die Verbraucher sicheres System der Abwicklung ermöglichen wollte, sagte vzbv-Chef Klaus Müller am Freitag in Berlin.

Am Freitagvormittag habe VW dem Verband noch ein Vergleichsangebot geschickt, nur wenige Minuten später habe man aus den Medien vom Abbruch der Verhandlungen erfahren. Die Gespräche seien anders als von VW verbreitet nicht an den Honorarforderungen der vzbv-Anwälte gescheitert.

Der vzbv vertritt im Verfahren um die Musterfeststellungsklage zahlreiche Dieselfahrer, die Schadenersatz für ihre Fahrzeuge mit zu hohen Abgaswerten verlangen. Anfang Jänner hatten VW und vzbv erklärt, über einen außergerichtlichen Vergleich zum Musterprozess sprechen zu wollen. Beide Seiten nannten dabei das "gemeinsame Ziel einer pragmatischen Lösung im Sinne der Kunden". Lange hatte VW dies skeptisch gesehen. Auch 1.100 österreichische VW-Kunden hatten sich der Musterklage in Deutschland angeschlossen.

Im September 2015 hatte Volkswagen nach Prüfungen von Behörden und Recherchen von Forschern in den USA Manipulationen an den Abgaswerten von Dieselautos zugegeben. Die Software bestimmter Motoren war so eingestellt, dass im Betrieb auf der Straße deutlich mehr giftige Stickoxide ausgestoßen wurden als in Tests.

Kunden sahen sich nach dem Auffliegen der Abgas-Manipulationen mit zum Teil drastisch erhöhten Emissionen von Volkswagen getäuscht. In vielen Fällen fordern sie Schadenersatz wegen des gesunkenen Wiederverkaufswertes ihrer Fahrzeuge.

Während in den USA betroffene Kunden schon vor drei Jahren mit Milliarden entschädigt wurden, hoffen Konsumenten in Europa bisher aber vergeblich auf Schadenersatz. Eine vergleichbare Wiedergutmachung in Deutschland wie die milliardenschweren Zahlungen in den USA lehnt Volkswagen ab und verweist auf eine komplett andere rechtliche Situation. Allein in den USA hat Dieselgate Volkswagen einschließlich Strafen mehr als 25 Milliarden Euro gekostet.

Quelle: Apa/Dpa