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© airbnb/Christina Holmes

Bahamas-Sabbatical: Korallen retten auf den Karibik-Inseln

Fünf Freiwillige für eine Auszeit gesucht, um beim Erhalt des Archipels mitzuarbeiten – klingt gut. Reise-Sabbaticals, für die man sich bewerben muss, sind beliebt. Aber sind sie nur Marketing-Coups?

Die Bahamaer werden noch lange an die Tage Anfang September 2019 denken, als die zerstörerische Kraft tropischer Zyklone Teile ihres Lebens ruinierte. „Dorian“ war der stärkste Hurrikan, der die Inselgruppe seit Beginn der Aufzeichnungen getroffen hat. Nun soll der Archipel, der aus 700 Inseln besteht, revitalisiert, die einst florierende Wirtschaft gestärkt werden. Mithilfe engagierter Menschen aus aller Welt. „Unerfahren, aber motiviert“ – so könnte man die Anforderungen dafür zusammenfassen.

Das Sabbatical, von der Zimmervermittlungsplattform Airbnb gesponsert, soll Communitys vor Ort helfen. Noch bis 18. Februar können sich Interessierte unter airbnb.de/sabbatical bewerben. Sie müssen über achtzehn Jahre alt sein, gut Englisch sprechen, schwimmen können und von 1. April bis 31. Mai 2020 zur Verfügung stehen.

Drei Inseln in acht Wochen

Wer Lust hat: Auf der Insel Andros unterstützen die Teilnehmer Unterwasser-Fotografin Katie Storr beim Sammeln bestehender Korallen, beim Bau von Korallengärten und der Umsiedlung neuer Korallen ins Riff. Auf Exuma erfährt man von Apnoetaucher André Musgrove mehr über ethisch vertretbaren Fischfang und traditionellen Bootsbau. Dritte Station ist Eleuthera, eine lange, schmale Insel mit rosa Sandstränden. Gärtnermeister Omar McKlewhite widmet sein Leben dem Erhalt heimischer Pflanzen. Gemeinsam werden eine Buschtee-Plantage auf- und Ananas angebaut – und Meersalz geerntet.

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© Bild: Grafik

Die Airbnb-Sabbaticals finden zum dritten Mal statt. Erst kürzlich, im Dezember 2019, begleiteten fünf Teilnehmer in Kooperation mit der NGO "Ocean Conservancy" Forscher in die Antarktis, um ewiges Eis auf Mikroplastik zu untersuchen, eingebettet in die wissenschaftliche Mission "Mosaic". 140.000 Bewerbungen waren dafür eingegangen.

Urlaubsguru promotete "Praktikum deines Lebens"

Schon zuvor erregte die Plattform Urlaubsguru mit der Aktion "Praktikum deines Lebens" Aufmerksamkeit. Beim zweiten und bis dato letzten Casting hat sich eine Wienerin gegen 4.000 Bewerber durchgesetzt, berichtete anschließend sechs Monate aus aller Welt. Das Praktikum wurde mit 1.477 Euro brutto pro Monat vergütet, Kosten wie Unterkünfte und Essen übernommen.

Ein ebenso begehrtes Sabbatical hat Sebastian Modak 2019 absolviert. Die New York Times wählte den Kolumbianer aus, um von allen 52 Plätzen zu berichten, die die Zeitung in ihrer Reise-Hitliste angeführt hatte.

Allgemein versteht man als Sabbatical eine Auszeit vom Beruf, unabhängig vom bezahlten Urlaub. Im angloamerikanischen Raum schon lange üblich, wird das Modell auch in Österreich immer beliebter. Aber dienen diese international ausgeschriebenen Sabbaticals von Tourismus-Unternehmen nur Marketing-Zwecken?

Man spricht – meist jüngere – Zielgruppen ab, die immer schwerer erreichbar werdenThomas Reutterer

"In den meisten Fällen steckt ein klares Kalkül dahinter", sagt Thomas Reutterer, Vorstand des Instituts für Service Marketing und Tourismus an der WU Wien. Mit derartigen Aktionen erreiche man ähnliche Phänomene wie mit Influencer-Kampagnen auf Instagram. „Man spricht – meist jüngere – Zielgruppen ab, die immer schwerer erreichbar werden, erzeugt Identifikation und Interaktion mit den ‚Gewinnern‘ und entsprechende soziale Netzwerkeffekte in der Kommunikation."

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