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Ministerin Petra Grimm-Benne (rechts) spricht mit den Bürgern.Foto: A. Andräs
Was wird aus Geburtshilfe?

Sozialministerin im Bürgergespräch in Zeitz

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   •  Sozialministerin Petra Grimm-Benne kommt mit Bürgern ins Gespräch.
   •  Warum das Klinikum weiterhin ein wichtiges Thema bleibt.

Zeitz - Eine ganze Reihe von Themen aus dem Bereich Soziales und Gesundheit bewegte die, wenn auch nicht allzu zahlreich erschienenen Gäste beim Gespräch mit Sachsen-Anhalts Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD). Allen voran die Situation in der Altenpflege, der Ausbildung von Erziehern und natürlich die Zukunft des Zeitzer Georgius-Agricola-Klinikums.

Sozialministerin Petra Grimm-Benne beim Bürgergespräche in Zeitz

Grimm-Benne kam nicht zufällig nach Zeitz: In den stürmischen Oktobertagen rund um das Zeitzer Klinikum hatte die Ministerin Reiner Eckel vom Ortsverein der SPD in Zeitz angesprochen: Sie wollte noch einmal nach Zeitz kommen und die Stadt aus einer anderen Perspektive kennenlernen. Mit ihrem Besuch am Donnerstag zur Gesprächsrunde der Zeitzer SPD löste sie das Versprechen ein. Doch gerade das Thema Zukunft des Klinikums blieb ihr nicht erspart.

So sprach eine Mitarbeiterin an, dass Geburtenstation und gynäkologische Abteilung wieder zur Disposition stünden, wenn der Burgenlandkreis keinen Defizitausgleich vornähme. Der ist zwar beschlossen worden, allerdings sollte die Umsetzung nach bisherigem Stand nur unter Prämisse erfolgen, dass das Klinikum kommunal bleibt.

SRH-Gruppe übernimmt insolvente Klinikum Burgenlandkreis GmbH

Landtagsabgeordneter und Kreisrat Rüdiger Erben (SPD) gab sich, was das angeht, optimistisch. Mehrere Kreistagsfraktionen bereiten demnach gerade eine Vorlage vor, sich bei diesem Beschluss zu öffnen und die Summe auch bereitzustellen, wenn jetzt die SRH-Gruppe die insolvente Klinikum Burgenlandkreis GmbH zum 1. April übernimmt.

„Ich gehe da von einem breiten politischen Konsens aus“, so Erben, „aber erst muss da eine Zahl her.“ Grimm-Benne verwies darauf, dass in den Verkaufsverhandlungen vereinbart worden sei, dass diese Stationen, so lange Personal da sei, aufrecht erhalten werden sollen.

Kritik an Arbeitsverhältnissen im Klinikum

Außerdem erfuhren die Politiker und Bürger von einem Brief, den die Mitarbeiter des Klinikums erhalten haben. Demnach bekommen sie von den ausgehandelten Tariferhöhungen, die rückwirkend ab 1. Januar 2019 zu zahlen waren und noch ausstehen, lediglich 30 Prozent. Und das von Januar bis August des Vorjahres - im September wurde Insolvenz angemeldet.

Geld, das ihnen zustehe, wie eine OP-Schwester sagte. „Wir haben oft ohne Feierabend und ungeplant an Wochenenden gearbeitet, ohne Rücksicht auf Familienleben.“ Bezahlt würden sie immer noch 15 Prozent unter Tarif. „Wenn man dann woanders mehr angeboten bekommt, dann geht man.“

Sozialministerin: massiven Werbeaktionen genau der falsche Weg

Zuständig war keiner der Anwesenden für dieses Vorgehen. Erben notierte es sich und will dem zumindest nachgehen. Die Ministerin sagte, dass dies angesichts von höherem Lohn, den andere Krankenhäuser ohnehin zahlen und massiven Werbeaktionen genau der falsche Weg sei: „Pflegekräfte müssen wir besonders zufriedenstellen, sie können ganze Stationen schließen.“

Über die Situation von Pflegekräften hatte Grimm-Benne sich bereits am Nachmittag in der Stiftung Seniorenhilfe Zeitz ein Bild gemacht. Und auch da war sie auf eine zukünftige Altenpflegerin gestoßen, die trotz guter Bedingungen in der Einrichtung nach Abschluss der Ausbildung weggehen will - weil sie woanders 1.000 Euro mehr verdient. (mz)