Wo der Grünkohl rot wird

Landwirt Hans-Georg Pohl baut Variante des Wintergemüses an

by

Kerpen-Buir - Kerpen-Buir. Er sieht nicht nur schön aus, er schmeckt auch lecker: Der rote Grünkohl. Je kälter die Nächte werden, je kräftiger werden seine dunkelroten krausen Blätter. Noch ist er allerdings auf den Feldern im Rhein-Erft-Kreis eine absolute Rarität. „Ich kenne momentan keinen Kollegen, der ihn im Anbau hat“, sagt Landwirt Hans-Georg Pohl.

Im Katalog habe er die farbenprächtige neue Züchtung dieses in der kalten Jahreszeit beliebten Wintergemüses im vergangenen Jahr entdeckt. „Und weil wir hier auf unserem Gemüsehof auch gerne immer mal wieder etwas Neues ausprobieren, habe ich die Samen für diesen roten Grünkohl natürlich direkt bestellt“, berichtet der 56-Jährige. In seinem „Zuchthaus“ habe er die Pflänzchen herangezogen und mit den grünen Verwandten im Juli vergangenen Jahres ins Freiland gepflanzt.

Die Ernte bleibt weiterhin Handarbeit

„Der rote Grünkohl schmeckt genauso wie der richtige Grünkohl“, berichtet Pohl. Beim Kochen verliere sich sogar die rote Farbe. „Die Blätter werden wieder grün, nur die Stängel bleiben rot“, sagt er. Die Ernte sei allerdings nach wie vor Handarbeit. Kohlpalme für Kohlpalme, ob rot oder grün, werde zurzeit täglich frisch vom Feld mit einem Messer vom Strunk geschnitten und auf dem Hof weiterverarbeitet. Länger schon sei die ganze Palme als Gemüse kaum mehr zu vermarkten. „Wir waschen, putzen und zupfen den Kohl hier und verkaufen ihn abgepackt im Kilogramm für 1,50 Euro“, berichtet Pohl.

https://www.ksta.de/image/36240828/max/900/600/32179afde866121ce46a882678e00e7e/pw/gewaechshaus.jpg
Im Gewächshaus werden schon Salat und Kohlrabi gesetzt.Foto: Klose

Er führt den Betrieb in der fünften Generation. Und wie schon seine Eltern und Großeltern vermarktet auch er seine Erzeugnisse zum Großteil selbst – auf dem Wochenmarkt in Düren und direkt in seinem Hofladen. Dort erleben seine Kunden die Landwirtschaft hautnah. Täglich frisch vom Feld holt der Landwirt zurzeit auch unter anderem Rosenkohl und Wirsing ein. „Wir haben sämtliche Winterkohle im Anbau“, sagt Hans-Georg Pohl.

Pohl hat rund 50 verschiedene Kulturen rund ums Jahr im Programm. Und den allergrößten Teil seinen Pflanzen zieht er aus den Samen heran. In seinem Anzuchthaus ist der Frühling längst ausgebrochen. Bei angenehmen Temperaturen wachsen dort bereits Porree, Mangold, Petersilie und Rübstiel. Nur wenige Meter weiter im großen Gewächshaus am Hof sind bereits die ersten Salat- und Kohlrabi-Pflanzen gesetzt. Landwirt Pohl geht davon aus, dass er mit der Ernte dieses frischen Grüns spätestens zu Ostern beginnen kann.


Viele Namen

Je nach Region kann man den Grünkohl auch als Braunkohl, Krauskohl oder „friesische Palme“ kaufen. Hans-Georg Pohl isst das Gemüse ihn am liebsten deftig zubereitet mit Speck und Zwiebeln in Öl angeschmort und zusammen mit Kartoffeln gegart. Abgeschmeckt wird mit Pfeffer und Salz.

Das Wintergemüse schmeckt nicht nur lecker, es enthält auch viele in der kalten Jahreszeit wichtige Vitamine und Mineralstoffe. (mkl)


Wenn alles planmäßig läuft, könnten er und sein Sohn Sebastian zum Osterfest auch den ersten Spargel stechen. Aktuell hofft Pohl noch auf Regen. „Uns fehlt der Niederschlag eines ganzen Jahres“, sagt er. Sowie die Wetterbedingungen es zulassen, werden die Spargeldämme gezogen, die Folien ausgelegt und die doppelten Folientunnel aufgebaut. Bis zum Beginn des großen Stechens bleibt sein Kohl, ob grün oder rot, eine beliebte und gesunde, saisonale und regionale Köstlichkeit.