Große Nachfrage in Deutschland

Neuer Gold-Boom dank vieler Ehen

Ob Krügerrand, Ehe- oder Verlobungsring: Gold boomt

Gold ist gefragt wie lange nicht. Seit Jahresanfang hat sich der Preis stetig nach oben gehangelt. In Euro kostet das Edelmetall inzwischen so viel wie nie zuvor. Ein Grund ist der derzeitige Hochzeitsboom.

Zahl der Eheschließungen treibt Nachfrage nach Schmuck an

Der Goldpreis hat sich im Windschatten der Aktienkurse in den vergangenen Monaten stetig nach oben gearbeitet. In Euro wird eine Unze in London mittlerweile zu einem Rekordpreis von über 1.450 Euro gehandelt. Das ist so viel wie noch nie seit Einführung der Gemeinschaftswährung. In Dollar sieht das Bild zwar noch etwas anders aus, eine Unze kostet noch etwa 400 Dollar weniger als 2011, als sie zum Höchstpreis von 1.900 Dollar zu haben war. Aber Fachleute erwarten, dass es auch hier durchaus noch Luft nach oben gibt.

Händler und Juweliere jubilieren gleichermaßen: Denn Gold steht sowohl bei Sparern, als auch Verbrauchern hoch im Kurs - als Geldanlage in Form von Barren und Goldmünzen oder aber auch in Form von Schmuck. Die Schmuckmesse Inhorgenta in München, die am Freitag ihre Tore öffnet, steht dieses Jahr also unter einem besonders hellen Stern. Rund 1.000 Aussteller aus etwa 40 Ländern werden vom 14. bis 17. Februar ihre neuesten Kreationen vorstellen.

"Der Antragsring ist wieder da"

Schmuck erlebt eine Renaissance. Der steigende Goldpreis schreckt die Verbraucher offenbar nicht ab. Ein Grund hierfür ist die zunehmende Zahl an Eheschließungen, wie der Chef des Bundesverbands, Joachim Dünkelmann, erklärt. Laut Statistischem Bundesamt gab es 2018 über 449.000 Hochzeiten hierzulande, 70.000 mehr als zehn Jahre zuvor. Dass heute gleichgeschlechtliche Eheschließungen mitgezählt werden, fällt dabei nicht ins Gewicht. "Der Antragsring ist wieder da", sagt Dünkelmann. Die Nachfrage nach Verlobungsringen ist trotzdem zu gering, um sich auf den Goldpreis auszuwirken und bleibt damit - zumindest beim Preis - eine Randnotiz.​

Goldpreis in Euro erreicht Rekordwert

Die Gründe für die gestiegene Nachfrage liegen auf der Hand: "Die alles überlagernde Diskussion sind die Negativzinsen", sagt Benjamin Summa, Sprecher des Münchner Goldhandelshauses Pro Aurum. Die sogenannten Strafzinsen haben inzwischen selbst die kleinsten Sparer erreicht. Es gibt Banken, die bereits ab dem ersten Euro auf Sparguthaben Zinsen kassieren statt zu zahlen. Fleißige Sparer müssen draufzahlen - im Zweifelsfall sogar doppelt. Denn der Wert des Geldes, das sie für schlechte Zeiten auf die hohe Kante geschoben haben, schrumpft nicht nur durch mögliche Strafzinsen, sondern allein schon durch die steigenden Verbraucherpreise.

Auch der jüngste Anstieg der Corona-Infektionen in China macht sich inzwischen beim Goldpreis bemerkbar. Anleger, die Aktien oder dem Dollar nicht mehr trauen, greifen zur "Antikrisen-Währung" Gold, berichten Rohstoffhändle. Im Fall des Coronavirus gilt die Sorge den Folgen für das Weltwirtschaftswachstum. Je länger die Epidemie anhält, desto wahrscheinlicher wird es, dass nicht nur Chinas Konjunktur einen Dämpfer erleidet. Über kurz oder lang dürfte auch der Rest der Welt die Bremsspuren sehen. Einen viel größeren Einfluss aber als der Versicherungsschutz gegen mögliche Krisen spielen bei der Goldpreisentwicklung Spekulanten. Amerikanische Investoren kaufen Gold, weil sie auf steigende Preise wetten. Was den Goldpreis also hauptsächlich treibt, sind Wetten in elektronischer Form. Richtiges Gold spielt in er Welt der Börsen nur eine verschwindend geringe Rolle.

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