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Eine vermeintlich positive Wetter-Nachricht der Bundesregierung lässt Meteorologe Jörg Kachelmann ausrasten. (Symbolbild) Foto: imago images / Arnulf Hettrich; imago images / STAR-MEDIA; Screenshot: Twitter / @RegSprecher (Montage: DER WESTEN)

Wetter-Experte Kachelmann zu Tweet von Merkel-Sprecher: „Erbärmlich“

Die Stickstoffdioxid-Belastung sinkt deutlich? Das klingt doch erstmal nach tollen Neuigkeiten. Doch Wetter-Experte Jörg Kachelmann kann dieser Information nichts abgewinnen.

Die Nachricht war von Bundesregierungssprecher Steffen Seibert auf Twitter gepostet worden. „Die Umwelt- und Verkehrspolitik von Bund, Ländern und Kommunen wirkt“, schreibt Seibert. Aktuelle Messdaten würden eine deutlich verbesserte Luftqualität in deutschen Städten im Jahr 2019 im Vergleich zu 2018 aufzeigen. „Saubere Luft ist wichtig für Gesundheit und Lebensqualität“, so Seibert.

Wetter als politischer Erfolg? Kachelmann: „Erbärmlich!“

Die Statistik, auf die sich Seibert bezieht, stammt vom Bundesumweltministerium. Sie zeigt auf, dass die Zahlen von überschrittenen NO2-Grenzwerten in Städten, so genannten „Intensivstädten“ sowie an verkehrsnahen Messstationen von 2018 auf 2019 deutlich gesunken sind.

Doch Jörg Kachelmann hebt mahnend den Finger. „Man sieht bei Einzeljahren nicht die Schadstoffentwicklung“, wettert der Meteorologe. Stattdessen würde der Vergleich einzelner Jahre eher die Menge der Tage mit „ausbreitungsarmen Wetterlagen“ aufzeigen. „Die war 2019 sehr gering“, so Kachelmann, der Seiberts Tweet als „erbärmlich“ einstuft. „Dass eine rein meteorologisch bedingte Senkung der Schadstoffwerte als Erfolg von Politik verkauft wird, macht mich fast sprachlos.“

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„Neue Dimension von Skrupellosigkeit“

Der Wetter-Experte legt nach: „Um ernsthaft Trends bei der Luftreinhaltung feststellen zu wollen, muss man zehn Jahre ansehen.“

Steffen Seiberts Botschaft, dass die sinkenden Schadstoffwerte der Verkehrs- und Umweltpolitik zu verdanken seien, bezeichnet Kachelmann als „neue Dimension von Skrupellosigkeit“. Der Bundesregierungssprecher hat auf die Kritik bislang noch nicht reagiert. (at)